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Daniel Hartwich sieht zwar nett aus - beim Dschungelcamp aber holt er die Peitsche raus.

© dpa

Dschungelbuch (6): Bootcamp im Dschungel

Daniel Hartwich mutiert im Dschungelcamp zu Buffalo Bill und bereitet die D-Promis auf eine eventuelle Folgekarriere in der Fremdenlegion vor. Das einzige Gute an der Sache: es sind keine nervigen Sachsen dabei.

„Bitte auf der Matte bleiben!“ Das befiehlt gerade dieser junge Mann, der als Dirk-Bach-Ersatz sein Salär aufbessert. Er legt eine Strenge in seine Forderung, als würde die angesprochene Kandidatin bei Nichtbeachtung öffentlich aufgeknüpft – und sofort fällt einem wieder der Serienkiller aus „Das Schweigen der Lämmer“ ein, der mit ähnlich unerbittlicher Stimme von seinen gefangenen Frauen forderte: „Creme es sich mit der Lotion ein!“

Worum es geht: Drei Menschen müssen Schaumstoffsterne von einem Floß holen, durch ein Feuer springen, einen Teich durchplanschen und eine Anhöhe auf einer fies rutschigen Matte hochklettern. Da! Schon wieder! Ein junges Ding namens Georgina, das sich offensichtlich jeden Tag für irgendeinen Mist abstrampeln muss, zieht sich an den Rändern der Plane nach oben. „Du musst in der Mitte hoch.“ Jetzt wird der RTL-Spieß böse. Oh, er schiebt eine Drohung hinterher: „Wir müssen dir sonst den Stern abziehen.“

Für meine Eltern: Ein Stern heißt eine Mahlzeit, je mehr Sterne umso mehr Mahlzeiten. Die sind für elf Deutsche mit Geldproblemen, die sich für ein hoffentlich üppiges Honorar als Spießbudenfiguren im australischen Urwald verdingen. Sie alle leben für ein paar Tage in einem künstlichen Camp und ernähren sich von lokaler Küche. Ja, genauso wie Campingurlaub in der Hohen Tatra zu Ostzeiten, nur ohne die nervigen Sachsen. Jetzt nicht weiter fragen.  

Lieber diese füllige Dame reifen Alters beobachten. Allegra quält sich die Böschung hinauf, auch sie ein Sternenfänger. Es ist zum Herzerbarmen. Sie schnauft. Ihr Gesicht sagt: Not happy! Der Zuschauer ahnt, dass sich Buffalo Bill, so hieß der Killer aus „Das Schweigen der Lämmer“, von Allegra wohl ferngehalten hätte. Sie fragt sich womöglich, was sich Joey, ein anderer Campbewohner, zur selben Zeit vor einer Kamera auch fragt: Was mache ich hier?

In diesem Feuer-und-Wasser-Action-Game gibt es wie in jeder vernünftigen Beziehung noch eine dritte Person: ein sportlicher junger Mann, Patrick, der das ganze Tamtam wortlos mitmacht. Er springt, schwimmt, klettert und verzieht kaum eine Miene. Ziemlich motiviert das Kerlchen. Vielleicht überlegt er, sich danach bei der Fremdenlegion zu bewerben. Viel anders kann das da auch nicht sein.

Über acht Minuten dauert diese Übung, die sie hier Prüfung nennen (Was wird hier geprüft? Sprungkraft? Die Saugkraft der T-Shirts?). Am Ende holt das Trio acht Sterne, einer wird als Erziehungsmaßnahme sofort abgezogen. Da kennt der Chef kein Pardon. Ein bisschen Zuckerbrot und Peitsche für diese von Moderatoren und Urwald geknechteten Geschöpfe, die nachher im Camp kurz feiern und lange streiten. Diese Georgina rasselt mit ein paar Frauen aneinander, die hat wirklich Haare auf den Zähnen, es geht um Schuhe, völlig banal alles. Den RTL-Zuschauern gefällt das so gut, dass sie die Kandidatin noch mal in die morgige Prüfung wählen. Das wird bestimmt spannend.

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