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Sie kann nach Hause fahren. Corinna Drews wurde aus dem Dschungel gewählt.

© promo

Dschungelbuch (8): Wer sich nicht bewegt, der fliegt

Halbzeit im Dschungelcamp: Der erste Insasse ist von den Zuschauern rausgewählt worden, zu Recht, wie unser Autor findet. Und ein anderer Dschungelbewohner wird langsam aber sicher zum Unsympathen

Jetzt hat endlich auch der „Der Postillon“, Zentralorgan des deutschen Humorwesens, das RTL-Dschungelcamp entdeckt. Die Bundesregierung richte einen Krisenstab ein, um „Stars“ aus dem Dschungel zu holen. Mit sarkastischen Anführungszeichen, damit auch der letzte Akademiker mit tschechischem Doktortitel kapiert, dass die Herrschaften, die sich seit nunmehr acht Tagen vor laufender Kamera zum Affen machen, alles andere als bekannt sind. Die „B- und C-Promis“ würden als Geiseln gehalten. Ach was.. Was zeigt die z-lustige Pointe? Es ist alles gesagt übers Für und Wider Dschungelcamp.

Und überhaupt: Wem das Camp zu doof ist, der hätte ja am Freitag auch qualitativ hochwertig (sarkastische Anführungszeichen bitte selbst setzen – d.Red.) öffentlich-rechtlich TV gucken können. Im Ersten lief Bundesliga, im Zweiten SOKO Leipzig.

Schade jedenfalls, dass die Hälfte der Staffel schon rum ist, kaum dass man gelernt hat, wer Michael Wendler, Gabby Rinne oder Julian Stoeckel sind. Und schade, dass sich die Diskussion ums Fernsehprogramm bald wieder nur um „Tatort“ und „Wetten, dass...“ und Auftritte von Kommunistinnen in Lanzschen Laberrunden drehen wird. Wie öde.

Corinna Drews ist raus

Aber es kommen ja noch ein paar Folgen IBES, und es dürfte wieder spannender werden, nachdem aus dem Rein-Raus-Spiel um den Wendler (sarkastische Anführungszeichen bei Bedarf selbst setzen – d. Red.) jetzt wirklich die Luft raus ist. Denn während sich in der brandenburgischen Pampa die Züge trennen, stehen seit Freitag auch im australischen Dschnungel die Zeichen auf Trennung. Jeden Tag wird nun ein Promi (sarkastische Anführungszechen bei Bedarf selbst setzen – d. Red) von den Zuschauern rausgewählt. Als erste traf es Schauspielerin Corinna Drews – und das zu Recht. Sie stach aus dem Ensemble heraus wie ein Winkelement bei einer nordkoreanischen Massendemo.

Auch die gelernte Spaßmacherin Tanja Schumann, von der man Freitag erfuhr, dass ihr Liebster sie „bucklige Brotspinne“ nennt, verhielt sich bislang auffällig unaufällig. Vermutlich ist sie die nächste, die ihre Pritsche räumen muss. Oder trifft es DSDS-Altkader Marco Angelini, die müde Grinsekatze mit Hut? Vorsicht: Wer sich nicht bewegt, der fliegt. Und irgendwo muss auch noch dieser Moderator aus den Anfängen des Privat-Fernsehen im Gebüsch liegen, der sich erstaunlich dicke Oberarme antrainiert und die gewonnene Hautoberfläche für verstörend bunte Tätowierungen genutzt hat. Naja, Reis und Bohnen kochen kann er offenbar, der Jochen Brendel. Ob das für ein Verbleib in der rüden Runde reicht? Das Vox-Promi-Dinner (sarkastische Anführungszeichen bei Bedarf selbst setzen – d. Red.) nach dem Camp wird er dann ja hoffentlich gewinnen.

Melanie Müller punktet

Andere haben es bedeutend besser geschafft, sich in Szene zu setzen. Melanie Müller zum Beispiel, der sächsische Mehr-Busen mit den knappen Oberteilen. Sie führt sich zwar bisweilen wie Margot Honeckers Ober-Kita-Tante auf, aber punktet mit ihrer zupackend-pragmatischen Art (und einem Sandmännchen-Tattoo auf der einen Hälfte ihrer fünf Buchstaben). Und Humor hat sie auch. Die Chancen stehen nicht schlecht, dass sie die RTL-Zuschauer zur Dschungel-Merkel, äh, -Königin machen.

Vielleicht schafft's aber auch der andere Aussi-Ossi auf den Thron: Winfried Glatzeder, der aussieht wie aus „Walking Dead“ entlaufen, dafür großes Theater abliefert und obendrein die Finger überall hat, vor allem wenn ihm Ösi-Nervenbündel Larissa Marolt in die Hände gerät. Das 21-jährige Model wiederum hat wohl kaum Siegeschancen, ist aber der wahre Star (sarkastische Anführungszeichen bitte selbst setzen – d.Red.) im Camp. Wer Larissas Auftritten zuschaut, ist zwischen Gewaltphantasien und Mitleid hin und her gerissen. Jedes Mal weiß das Model-Mädel zu überraschen, sei es mit einem bizarren Wortbeitrag, erstaunlicher Zähigkeit bei einem Test - oder einer großen Geste wie in der letzten Sendung: Erst stauchte sie Mola Adebisi zusammen, weil der die relativ leichte Dschungelprüfung abgebrochen hatte, entschuldigte sich dann aber aufs unerwartet Herzlichste bei dem mürrischen Mann. Der scheint zudem die Rolle des Camp-Spießers und Unsympathen übernommen haben, nichts erinnert mehr an den Spaßmacher aus Viva-Zeiten. Aus Mola light ist Mola Zero geworden. Und das vermutlich nicht erst im Camp.

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