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Daniel Hartwich sieht zwar nett aus - beim Dschungelcamp aber holt er die Peitsche raus.

© dpa

Dschungelbuch (9): Das Dschungelcamp 2013 ist eine Enttäuschung

Künstliche Aufregung, lauwarme Erotik, fades Spielchen – Teil neun des Dschungelcamps hatte so seine Längen. Das lag aber nicht nur an der fast verdoppelten Sendezeit. Es gibt ein paar generelle Probleme in dieser Staffel.

Zugegeben – es ist schon sehr tragisch, sich per Dschungelcamp-Rezension als traurige Existenz outen zu müssen, als so ein armes Würstchen, das den Samstagabend beim Betrachten des RTL-Unterpromi-Zoos verbringt, anstatt mal wieder im Berghain oder in der Komödie am Kurfürstendamm abzuhängen. Wobei: Es hätte noch schlimmer kommen können. Im ZDF wollten sie ja mal wieder „Wetten, dass...“ zeigen mit diesem Markus, äh, Beckmann? Opdenhövel?

Dann also lieber Dschungelcamp. Dem Zuschauer wurde in der verlängerten Sonnabendausgabe ziemlich öde Kost serviert: ein fader Rückblick auf den ersten rausgewählten Insassen (Nervbolzen Silva Gonzales), lauwarme Erotik beim Spannerblick auf zwei Insassinnen, die im Bikini (!) duschten. Dazu eine halbgare Prüfung, bei sich Claudelle Deckert (Soap-Darstellerin) beweisen musste. Sie war einfach irgendwie dran, denn bislang fiel sie höchstens außerhalb des Dschungels auf. Da verursachte sie ein Rauschen im Entblätterwald, nachdem sie der„Playboy“ ins Eva-Kostüm gesteckt hatte. Bei der Prüfung tastete sich Frau Deckert tapfer durch allerlei geschupptes Getier, schlürfte ohne Schluckbeschwerden verquirlte Spülschrankbewohner, um dann in einem Bottich mit Fischabfällen den Jacques Cousteau zu machen (ein wenig hakt die Tastatur bei dieser Beschreibung).

Garniert wurde das ganze mit den Konflikten des Tages, von denen sich einer um die extrem wichtige Frage drehte, ob das Lagerfeuer den ganzen Tag kokeln sollte oder nicht. Kurz loderte Streit zwischen Fiona Erdmann (Model) und Giorgina Fleur (Tätigkeit unbekannt) auf, angefacht von Arno Funke (Dagobert), dem das Gezicke auf den Senkel ging. Überhaupt Dagobert: Er muffelt sich durch die Staffel wie ein Fahrscheinkontrolleur, der morgens um halb sieben noch keinen mit einer abgelaufenen Umweltmarke aus der U8 zerren durfte. Der Mann ist die größte Enttäuschung im Teilnehmerfeld, gleich gefolgt Dragqueen Olivia Jones. Deren Witz ist in der australischen Hitze längst zu Biestigkeit verdorrt.

Nein, so richtig Begeisterung kommt in dieser Staffel nicht auf. Es fehlen die großen wie die schlechten Schauspieler. Die Dramaturgie ist mittlerweile so ausgelutscht wie eine Riesenmade bei einer Ekelprüfung. Nach Schema F ist jeder mal mit einer boulevardtauglichen Geschichte präsent. Da darf Sänger Patrick Nuo seinen Schweizer Käse von der Pornosucht (hui, die Hotelrechnungen) auftischen, dann erzählt Dagobert, wie er seine Erpresserkohle verlegt hat. Claudelle Deckert beichtet ihre Liaison mit einem Hochstapler, und Jungsänger Joey Heindle, den man lieber vor sich selbst schützen sollte, erlebte häusliche Gewalt, und, na klar, Olivia Jones hat ein Problem mit ihrem Vater.

Spätestens seit dieser Staffel ist das Gefühl verloren gegangen, mit dem Blick in die unterste Schublade der TV-Unterhaltung etwas Verbotenes zu wagen. Die hysterische Dauervermarktung der Kandidaten und Ex-Kandidaten auf den zahlreichen RTL-Sendern nervt einfach nur. Nein, ein quietschiger Ross Antony-Sieger der Staffel von 2008 - ist auch nach dem millionsten Interview nicht lustig.

Ach ja, Klaus Baumgart, 50 Prozent des Duos „Klaus & Klaus“, bekam am Samstag noch von den Zuschauern die Aufforderung zum Ausziehen - aus dem Camp, nicht der Unterhose. Auch so ein armes Würstchen.

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