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Will nett sein zu den Kleinen. Dieter Bohlen hatte die Idee zu „DSDS Kids“.

© RTL/Stefan Gregorowius

"DSDS Kids": Dieter Bohlen holt Kinder an die Mikrofone

„DSDS“ startet mit einer Ausgabe für die Kleinsten. Am Samstagabend wird die insgesamt vierteilige Show erstmals ausgestrahlt. RTL freut es. Doch es gibt viele, die das Konzept äußerst kritisch sehen.

Von Katrin Schulze

Was im Großen funktioniert, kann im Kleinen doch nicht schiefgehen. Hat sich RTL gedacht und schickt nun den nächsten Sängerwettstreit ins Quotenrennen. Kaum ist die neunte Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ beendet, da geht’s mit der Show auch schon weiter. Der einzige Unterschied ist, dass an diesem Samstagabend keine Erwachsenen, beziehungsweise so eben der Pubertät entschlüpfte Jungkünstler, sondern Kinder auftreten. Kinder wie der zehnjährige Samuel aus Berlin, der den Song „Easy“ von „Cro“ vor Jury und Millionenpublikum zum Besten geben wird. Oder die neunjährige Skyla, die mit blonden langen Haaren und Strahlegesicht den Song „Schlumpfenstern“ von den „Schlümpfen“ vorträgt.

Ist das süß? Oder doch verwerflich? Oder vielleicht einfach nur Klamauk? Auf jeden Fall scheint es zu funktionieren. Knapp 39 000 Bewerbungen sind beim Privatsender für die Show eingegangen – mehr als jemals zuvor beim großen Original. Und viel spricht dafür, dass „DSDS Kids“ auch sonst mindestens ähnlich gut läuft. Zuallererst einmal die Annahme, dass Kinder auf der Bühne immer ziehen. Erst recht, wenn sie dann noch herzerwärmend singen. Wirklich innovativ kommt das Format zwar nicht daher, aber warum sollte im dritten Jahrtausend nicht klappen, womit man schon in den 90er Jahren Erfolg hatte?

In der ARD lief damals „Kinderquatsch mit Michael“, Michael Schanze genauer gesagt. Und RTL zeigte die von Marijke Amado und später Jasmin Wagner moderierte „Mini Playback Show“, in der Kinder unter großem Tamtam Stars und deren Hits imitierten. Amado schickte die Kleinen seinerzeit in eine sogenannte Zauberkugel, und flugs wurde aus der kleinen Nina die große Madonna. Die Zauberkugel ist heute verschwunden, und mit ihr auch die allzu dick aufgetragene Schminke und die überladenen Verkleidungen. Das Grundkonzept aber ist geblieben wie die Kritik daran. Schon nach der ersten „Mini Playback Show“ am 31. Dezember 1990 stießen sich viele an der Dar- und Zurschaustellung der Kleinen.

Kritiker fürchten, dass die Kinder nur vorgeführt werden

22 Jahre später ist das nicht anders. Experten raten Eltern gar dazu, die Kinder nicht allein zu lassen mit der Sendung. Sie sollen das Ganze einordnen und den Kleinen erklären, wie es so läuft mit den Castingshows. Immerhin werde da mit Träumen und Emotionen gespielt, sagen Fachleute des Programmratgebers „Flimmo“. Andere befürchten, die Kinder würden vorgeführt und könnten Schaden nehmen. Die Macher von „DSDS Kids“ sehen das naturgemäß alles ein wenig anders. „Ziel ist es, dass Kindern Mut gemacht wird und ihre Talente zu fördern“, sagt Jurychef Dieter Bohlen. „Selbstverständlich ist auch Kritik Teil einer solchen Show, aber es kommt ja immer auf die Art und Weise an. Und diese kann und wird sehr warmherzig und konstruktiv sein.“

Also völlig entgegengesetzt zu der Erwachsenen-Ausgabe, die ihren Reiz und auch einen großen Teil der Quote daraus zieht, dass Bohlen gar nicht so warmherzig und sachlich über die Kandidaten urteilt. Doch auch so etwas kann sich abnutzen. Die „DSDS“-Finalshow am vergangenen Samstag wollten zwar immer noch verhältnismäßig viele und trotzdem so wenige wie nie zuvor einschalten. Schauten vor zwei Jahren noch gut 7,5 Millionen Fans zu, waren es diesmal nur noch 4,7 Millionen, die mitbekamen, dass Deutschland in dem jungen Schweizer namens Luca Hänni einen, nun ja, sogenannten Superstar hat.

Mit „DSDS Kids“ setzt RTL jetzt auf Familienfernsehen, weswegen es auch keine Castingsendungen und nur wenig echten Wettkampf zu sehen gibt. Dafür verspricht Bohlen umso mehr „große Emotionen“ und, natürlich, „hammermäßig Spaß“. Der Musik-Produzent war, ist und bleibt wohl auch das Zentrum von „DSDS“, ist es doch vor allem auch ihm zu verdanken, dass es überhaupt zu einer Sendung für Kinder bis maximal 14 Jahren kam. Weil im Original nur Jugendliche ab 16 teilnehmen dürfen, und weil Bohlen in den vergangenen Jahren um die „tausend Mal“ gefragt wurde, warum nicht auch Kinder auftreten dürften.

Dürfen sie jetzt. Und sie dürfen wie ihre Eltern darauf hoffen, dass die Jury besonders lieb und nett zu ihnen ist. Neben Dieter Bohlen beurteilen Michelle Hunziker und Dana Schweiger (zwei Mütter!) in insgesamt vier Shows die Auftritte der Kleinen. Darüber, welche zehn Kandidaten in der finalen Show um ein Ausbildungs-Stipendium und ein Preisgeld singen dürfen, entscheiden letztlich allerdings – wie bei den Großen – die Zuschauer. Fraglich ist nur, ob deren Urteil auch so sanft ausfällt.

„DSDS Kids“; RTL, 20 Uhr 15

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