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DSDS

© Annette Kögel

DSDS: Viel Bühnenqualm um nichts?

DSDS, die Inszenierung, die kostet Nerven. Und bei einigen liegen sie blank - nicht nur bei den Fans, die sich in ihre Idole verliebt haben. Die Kandidaten dieser Staffel von "Deutschland sucht den Superstar" haben einiges auszuhalten.

Drinnen tobt noch die nachmittäglich Generalprobe, da stehen sie schon draußen Schlange: Fans aus ganz Deutschland und auch Nachbarländern, die sich in einem guten halben Jahr "Deutschland sucht den Superstar" tatsächlich in die für dieses Jahr neu erschaffenen Idole verliebt haben. Sie rufen unentwegt "Sarah" und "Daniel", ein Kreischkonzert, wie die beiden es künftig noch öfter hören werden. Doch nur einer der beiden Finalisten der sechsten Staffel DSDS auf RTL sollte am Samstagabend Sieger werden, den Platten- und den Managementvertrag gewinnen.

Die letzte Arie der Musikshow würde sich laut Plan ab 20.15 Uhr bis spät in die Nacht ziehen. Auf dem Zeitplan in der Medienlounge im Kölner Coloneum in Ossendorf war als Termin für die erste Pressekonferenz mit den siegreichen Sangeskandidaten 1.10 Uhr nachts angegeben. Interview und Fotostopp auf der Aftershowparty: 2 Uhr. Die Finalisten Sarah Kreuz, 19, aus Poppenhausen, und Daniel Schuhmacher, 22, aus Pfullendorf, sollten jeder drei Lieder im quotenträchtigen Wettkampf vortragen, später noch ein Duett präsentieren, und natürlich mit allen letzten Kandidaten noch mal eine große gemeinsame Nummer vor der bombastischen Lichtshowbühnenkulisse singen. Dank LED-Technik sieht die Bühne in der Realität aber viel kürzer aus als im Fernsehen. Das heißt, die Nachwuchssänger mussten sich die Schimpftiraden – oder Weltklasse-Lobeshymnen – von den Jurore Dieter Bohlen, Nina Eichinger und Voker Neumüller aus nächster Nähe anhören. Und sie teilten später selbst aus. Wie Annemarie Eilfeld, Bohlens Hass-Kandidatin, die nach ihrem verunglückten Auftritt mit einem unwillig-versteiften Python im Halbfinale vor einer Woche ganz cool sagte: "Wenn ich als Schlange Dieter Bohlen das erste Mal gesehen hätte, wäre ich auch verkrampft."

DSDS, die Inszenierung, die kostete Nerven. Nicht nur in den Kölner Sendestudios nahe der Klosterfrau Health Care war die Finalsendung Thema. Kaum ein Kölner Kneiper, ein Kölner Hotelmitarbeiter, ein Kölner Taxifahrer, der nicht über die Kandidaten, deren Unterhaltungs- oder Nervqualitäten fachsimpelte. Manche outeten sich nur hinter vorgehaltener Hand als DSDS-Fans. Geht ja eigentlich gar nicht. Das Senderkonzept ist aufgegangen. Wann bitte hatte die Öffentlichkeit sich zuletzt so kontrovers mit einer Unterhaltungsshow beziehungsweise der Show um die Show beschäftigt?

Sarah, Annemarie und Co. waren am Finaltag auf den Covern der großen People-Magazine neben Angelina Jolie und Cameron Diaz. Touch, In, Intouch und wie sie alle heißen. Und die vermeintliche Superzicke Annemarie kam aus ihrer "Bild"-Kampagnen-Nummer nicht mehr raus. Am Tag des Finales hob die "Bild-Zeitung" die 19-Jährige aus Dessau noch mal auf Seite Eins, das brachte Auflage. Natürlich wieder leicht bekleidet, in einer Schärpe mit dem Aufruf an alle Fans, doch Daniel zu wählen, der brächte mehr von dem mit, was ein Superstar braucht. Zuletzt hatte die Geschasste den Hauptjuroren auch noch als "Arschloch, und zwar ein noch sehr unhöfliches Arschloch dazu" betitelt.

"Das war jetzt doch ganz schön viel für alle von denen", sagt DSDS-Choreograf Dirk Heidemann aus Berlin. Die Nerven lagen blank bei den jungen Protagonisten. Und auch einige der  Macher waren doch froh, dass es bald vorbei sein sollte. Jedenfalls vorläufig, bis zur nächsten Staffel. Der Sender RTL und dessen Produktionsgesellschaft Grundy Light Entertainment hatten es geschafft, diese sechsten Superstarstaffel zum einem Aufregerthema wie niemals zu vor zu machen.

Viel Bühnenqualm um nichts? So sieht es Lorielle London, vormals als Lorenzo selbst 2004 DSDS-Kandidat, keineswegs. "Nein, ich habe es nie bereut, hier mal dabei gewesen zu sein", sagt die Actrice, zuletzt im Dschungelcamp an der Seite von Ingrid van Bergen. "Man kann hier Augen und Ohren offen halten und eine Menge Leute kennenlernen." Und zudem würden die jungen Sangeskarrieristen auch von den Grundy-Light-Entertainment-Produktionsleuten beraten, welche Management-Vertreter man eben vielleicht besser meide und welche seriös und nützlich sein können. Alle DSDS-ler der diesjährigen Staffel stehen aber sowieso noch drei Monate fest unter RTL-Vertrag.

Annemarie Eilfeld hat das den ersten großen Fernsehauftritt außerhalb der DSDS-Welt verhagelt. Sie war für Samstagabend von Carmen Nebel für die große Show des Ost-Fernsehens angefragt worden. Liza Minelli sollte da auch singen. Wenn das mal kein Superstar ist.

Annette Kögel[Köln]

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