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Medien: Ein bisschen Spaß soll sein

Elf Showmaster räsonieren über gute TV-Unterhaltung

„Mensch Meier“Kandidaten im Tigerkäfig, „Flitterabend“-Torten im Lottofee-Gesicht, „Musikantenstadl“-Dackel in Jodel-Laune: Fünf Jahrzehnte Showgeschichte im deutschen Fernsehen, das ist zum Lachen, manchmal auch zum Fürchten. „Showmaster ist mein Beruf – ein Beruf, den der Teufel schuf“, sang Rudi Carrell einst. Und siehe da, es ist ein Höllen-Spaß, was WDR-Redakteur Klaus Michael Heinz aus den Archiven von ARD, ZDF, RTL, Sat 1 und der Produktionsfirma Endemol hervorgekramt hat. Für „Spiele ohne Grenzen?“ hat er alte TV-Schnipsel listig neu kombiniert. Dazu diskutiert unter der Leitung von „Tagesthemen“-Moderatorin Anne Will eine elfköpfige Runde aus Entertainern von Karl Moik über Günther Jauch bis Rudi Carrell.

Eine Reihe verblüffender Beispiele belegt: Es ist wirklich alles schon einmal da gewesen. „Alle zehn Jahre kann man alles wiederholen“, sagt Rudi Carrell, und Klaus Michael Heinz hat die Bilder dazu. Das „Superstar“-Brimborium bei RTL war gewiss nicht die erste Castingshow. 40 Jahre zuvor verhalf schon Peter Frankenfeld Laienmusikern in „toi-toi-toi“ zum ersten Karriereschritt. Joachim Fuchsberger enthüllt, das US-Original zu seiner Show „Nur nicht nervös“ Anfang der 60er Jahre habe aus Spielen für Patienten in der Psychiatrie bestanden. Das sorgt für Heiterkeit in der Runde.

So lustig geht es allerdings nicht immer zu, denn Anne Will nervt mit kritischen Fragen. Ulla Kock am Brink beschwert sich über Wills politische Korrektheit, Hape Kerkeling stört sich an der dramatisierenden Musik zu den Ausschnitten, Frank Elstner und andere verfallen zunehmend in Schweigen. Da habe mancher wohl „die merkwürdige Erwartung gehabt, dass ein roter Teppich ausgerollt werden würde“, sagt Heinz. Da die Moderatorin den Showmastern nicht zu Füßen liegt, treten unterschiedliche Haltungen zu Tage. Etwa über die Frage, ob Unterhaltung auch gesellschaftspolitische Themen aufgreifen soll. Jürgen von der Lippe hält davon wenig: „Du brauchst eine Insel, auf der du ausruhen kannst.“ Jauch dagegen meint, er habe als Moderator bei „Wer wird Millionär?“ viel mehr Freiheiten als ein politischer Redakteur: „Sollen uns alle weiter grob unterschätzen.“ tgr

„Spiele ohne Grenzen?“, ARD, 25. Dezember, 22 Uhr 30, 26. 12. , 23 Uhr 10

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