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Einander versprochen. Viele Paare sind aus der Kirche ausgetreten. Wer sich aber trotzdem eine traditionelle Zeremonie wünscht, kann bei einem freien Theologen richtig sein. Foto: dpa

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Medien: Ein bisschen Weihrauch darf sein

Eine Alternative zur kirchlichen Heirat: Trauung durch freie Theologen.

Mit den Hochzeitsplanungen kam auch die Frage: Reicht uns eine standesamtliche Trauung? Isabel Uhl hatte seit ihrer Konfirmation nichts mehr mit der neuapostolischen Kirche, in die sie hineingeboren war, zu tun. Ihr heutiger Mann Helge Hermann war gar nicht getauft. „Wir wollten aber trotzdem mehr, als einen Vertrag im Standesamt zu unterschreiben, etwas Traditionelles“, erzählt die 30-Jährige. Da erinnerte sie ihr Mann an Jochen Jülicher, freier Theologe in Köln. Der hatte schon die Trauerrede bei der Beerdigung seiner Oma gehalten. Nach dem ersten Treffen stand fest: Die beiden wollten sich nach der standesamtlichen Hochzeit noch von Jülicher trauen lassen.

„Wir freien Theologen verzeichnen in den vergangenen Jahren geradezu einen Boom“, erzählt der katholische Theologe Jülicher, der Mitte der 90er Jahre mit der Kirche gebrochen hat. Dafür gibt es unterschiedliche Gründe. „Viele sind aus der Kirche ausgetreten, stammen aus unterschiedlichen Kulturen oder waren schon mal katholisch verheiratet.“ Und doch wollten viele die kirchliche Atmosphäre bei ihrer Trauung. Ein Drittel seiner Kunden sei noch in der Kirche.

„Die Paare wollen eine traditionelle Zeremonie, die zu ihnen passt“, sagt der Theologe und Coach Daniel Catalano aus Würzburg. Deswegen legt er viel Wert darauf, dass sich das Paar schon vor dem ersten Treffen genaue Gedanken über seine Wünsche macht und seine Vorstellungen auch genau formuliert. „Die beiden sollen sich dadurch schon beim ersten Gespräch wohlfühlen und entspannt sein“, erklärt er. Man könne schon am Telefon viel über die Möglichkeiten einer freien Trauung erfahren. Er sieht es jedoch als seine wichtigste Aufgabe an, die Wünsche mit dem Paar zusammen herauszufinden.

Etwas spontaner geht Wolfgang Eifler aus dem rheinland-pfälzischen Stadecken-Elsheim die Vorbereitungen an. „Beim ersten Treffen lernen wir uns erst mal kennen, und meistens entwickeln sich dann auch schon die ersten Ideen“, sagt er. Denn da sind sich die freien Theologen einig: Die Chemie zwischen Paar und Theologe muss stimmen, alle Beteiligten müssen sich wohlfühlen. „Ich denke, dass es auch wichtig ist, dass die freien Redner seelsorgerische Erfahrung haben, darin geschult sind, Menschen zu begleiten“, ergänzt Jochen Jülicher. Schließlich gehe es den meisten Paaren nicht nur darum, ein großartiges Event zu planen. „Die Begleitung dieses bedeutenden Schritts im Leben ist fast das Wichtigste bei der Trauung, denn es geht ja um eine Weichenstellung fürs Leben.“ 

Zwei bis drei Treffen sind meist notwendig, um eine Zeremonie zu entwickeln, bei der keiner zu kurz kommen soll. „Natürlich stehen das Eheversprechen und meistens auch ein Ringtausch und der Kuss im Zentrum“, sagt Eifler. Und die Musik: „Da kann man ja sehr erfinderisch sein, Freunde engagieren, sich bei den örtlichen Musikschulen informieren. Ich versuche, den Paaren kreativ bei der Suche nach Ort und Musik zu helfen.“

Wie kirchlich es dann wird, entscheidet das Paar selbst. „Ich mache auch rein weltliche Hochzeiten“, sagt der katholische Theologe Jülicher. Doch viele Paare wollten dann auch etwas, was sie aus der Kirche kennen. Isabel Zuhl etwa wählte eine Trauung mit „sanftem theologischen Bezug, aber ohne den erhobenen Zeigefinger“, wie sie es selber ausdrückt. „Die Kunst ist es ja gerade, zu zeigen, dass sich christliche Rituale mit fremden Bräuchen ergänzen oder abwechseln können“, erklärt Catalano. Das sei vor allem bei vielen interkulturellen Paaren der Fall.

Akzeptanz finde diese Form des Heiratens meist sogar bei recht konservativen Familien. „Man kann ja frei wählen, wie viel Tradition vorkommt“, sagt Jülicher. Oftmals fänden die Trauungen sogar in Kirchen oder Kapellen statt. Und Catalano fügt hinzu: „Meistens werden Freunde und Familie in die Zeremonie einbezogen, was dann für alle etwas Besonderes ist.“ Zwischen 500 und 800 Euro kostet eine solche Trauung in der Regel, hinzu kommen Fahrtkosten und Mehrwertsteuer. Auch für Musik und die Anmietung des Raumes muss extra gezahlt werden.

Mit der Trauung ist aber bei vielen Theologen noch nicht Schluss: „Ich mache oft noch ein Nachtreffen“, sagt Catalano. Auch Jülicher hält zu den von ihm getrauten Paaren meist Kontakt. „Wir haben mit Herrn Jülicher ein Ehegelöbnis geschrieben, das wir uns an die Wand gehängt haben und an das wir uns immer erinnern“, erzählt die 30-jährige Isabel Zuhl. Und die Kerze, die sie gemeinsam bei der Trauung angezündet haben, zünden sie nun immer wieder in besonderen Momenten an. Britta Schmeis (dpa)

Britta Schmeis (dpa

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