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Medien: Ein Journalist und herausragender Außenpolitiker

Siebzehn Jahre war er Chefredakteur der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, die man wohl – ohne ihr Unrecht zu tun – eine Regionalzeitung nennen darf. Aber eine bedeutende Gestalt des deutschen Journalismus war Wolfgang Wagner, der am Freitag kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag gestorben ist, gleichwohl.

Siebzehn Jahre war er Chefredakteur der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, die man wohl – ohne ihr Unrecht zu tun – eine Regionalzeitung nennen darf. Aber eine bedeutende Gestalt des deutschen Journalismus war Wolfgang Wagner, der am Freitag kurz vor seinem achtzigsten Geburtstag gestorben ist, gleichwohl. Leicht könnte man ihm den Ehrentitel des Urgesteins verleihen – wenn er zu dem bis ins hohe Alter jugendlich wirkenden, heiteren, blonden Mann nicht so wenig gepasst hätte.

Wagner gehörte zu den Bonner Journalisten der ersten Stunde, eingeschlossen die obligaten Stufen dorthin – Berichterstattung von den Nürnberger Prozessen und vom Wirtschaftsrat. Dann also, ab 1949, Bonn, auch für den Tagesspiegel. Der blutjunge Korrespondent war Stammgast der legendären Kanzlertees in der Ära Adenauer. Die Aufzeichnungen, die er neben seinen Berichten als Hintergrundmaterial für seine Chefredaktionen schrieb – wie das damals üblich war –, haben Zeithistorikern als vorzügliches Material gedient; sie beeindrucken durch ihre Präzision und Lebendigkeit.

Wagners Ehrgeiz ging durchaus über den Tagesjournalismus hinaus. Er schrieb Bücher über die PräsidentenwahlGroteske 1959, bei der Adenauer erst wollte und dann wieder nicht, über die Oder-Neiße-Grenze und über Europa. Vor allem war er ein herausragender Außenpolitiker, eine Stütze der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik, deren Forschungsinstitut er leitete und für die er das „Europa-Archiv“ herausgab.

Dabei war Wagner kein Arbeitstier. Eher hatte er etwas vom Lebenskünstler, und es passte dazu, dass er sich in der Mitte seiner Laufbahn aus dem Kreis der Bonner Großjournalisten verabschiedete und nach Hannover ging. Ein großer Golfspieler war Wagner, dem Vernehmen nach, auch, dazu ein Kunstfreund, der über zwanzig Jahre der Hannoverschen Kestner-Gesellschaft vorstand. Und natürlich saß er in verschiedenen Gremien. Der Tagesspiegel, zum Beispiel, hat ihm zu danken, dass er der Jury des von ihm mehrere Jahre verliehenen Franz-KarlMaier-Preises vorsaß. Rdh.

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