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Medien: Ein Prinz wehrt sich: Pinkel-Posse, Part 3

Die gute Nachricht: Die Pinkelposse mit Hauptdarsteller Prinz Ernst August von Hannover unterhält uns weiter. Die bessere Nachricht: In der delikaten Angelegenheit hat der Welfe nun nachgelegt.

Die gute Nachricht: Die Pinkelposse mit Hauptdarsteller Prinz Ernst August von Hannover unterhält uns weiter. Die bessere Nachricht: In der delikaten Angelegenheit hat der Welfe nun nachgelegt. Die beste Nachricht - Ernst Augusts Nachschlag ist für alle nachzulesen, und das kam so

"Bild" hatte, der Tagesspiegel berichtete, Ernst August auf rutschigem Terrain ertappt. Bei der Expo in Hannover war der Welfe gesichtet worden, wie er seine Notdurft am türkischen Pavillon verrichtet hatte. Als Ernst August dementierte, hob "Bild" vergangenen Donnerstag einen Fotoroman der besonderen Art ins Blatt. Ein Zeitdokument, das alles zeigte, außer dem corpus delicti. Da war ein roter Balken vor, denn wirklich alles wollte "Bild" "seinen Lesern nicht zumuten".

In der Dienstagsausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hatte der Prinz nun seinen ersten öffentlichen Auftritt seit dem Austritt zu Hannover. In einer ganzseitigen Anzeige wandte sich Ernst August von Hannover an "seine verehrten Freunde", um seine Version der Geschichte zu verlautbaren. Darin zeigt er sich "erschüttert, aber nicht erstaunt über die falsche und manipulative Berichterstattung der Springerpresse"; er hoffe, "dass kein anderer Mensch auf dieser Welt einer solchen Intrige je ausgesetzt sein wird."

Kernsatz der Hannoveraner Replik auf "Bild": "Ich erkläre ausdrücklich, dass ich mich zwar während meines Besuches auf der Expo 2000 in Hannover erleichtert habe, aber weder gegen eine Wand des türkischen Pavillons noch auf den Grund und Boden des türkischen Staates."

Wo Ernst August sein Geschäft am Expo-Gelände sonst verrichtet hatte, beziehungsweise was er an der Außenmauer des türkischen Pavillons so genau unter die Lupe genommen hatte, geht aus der Anzeige nicht hervor.

Die Kampagne in dem honorigen Frankfurter Blatt wäre für einen Normalsterblichen jedenfalls ein teurer Spass: 58 713 Mark kostet in der "FAZ" eine ganzseitige Schwarz-Weiss-Anzeige werktags. Vor Steuern. Und falls Ernst August daran dachte, einen Teil der Summe beim Einkommenssteuerausgleich wieder zurück zu bekommen, dürfte das schwierig werden. Dass das Inserat wohl klassische Werbungskosten im engsten Sinne sind, wird den Finanzbeamten laut Auskunft des Münchener Steuerberaters Johann Fastl ziemlich egal sein. Fastl zum Tagesspiegel: "Eine aussergewöhnliche Belastung ist darin nicht zu erkennen."

Billiger wird es für Ernst August nur, wenn er weitere Inserate schalten möchte: Die "FAZ" gewährt nach Auskunft der Frankfurter Anzeigenabteilung einen zehnprozentigen Rabatt ab dem 12. Inserat.

Medienexperten würden ihm davon aber eher abraten. Als der Prinz 1998 zum ersten Mal eine ganzseitige Anzeige in eigener Sache geschaltet hatte - damals gegben "Bunte" - prognostizierten Media-Planer einen hundertprozentigen Streuverlust. Tatsächlich ist die Schnittmenge von "FAZ"-Lesern, die die Anzeige sehen, und "Bild"-Lesern, die sie sehen sollten, eher gering.

Bei "Bild" sieht man die Sache gelassen. "Bild"-Chefredakteur Udo Röbel: "Eine Anzeige bei Gericht gibt es in dieser Sache von Ernst August jedenfalls noch immer nicht."

Markus Huber

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