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Medien: Ein Profiteur der Medienkrise

Zehn Jahre war Brunowsky Chef von „Capital“. Er scheiterte, jetzt will er Verleger werden. Mit Bauers „Geldidee“ und als Miteigentümer der „Netzeitung“

Ralf-Dieter Brunowsky muss nicht lange überlegen. Die Frage, ob er sich als Verleger versteht, beantwortet er eindeutig mit Ja. Sein Ziel sei es, einen kleinen, mittelständischen Verlag aufzubauen. Am Wochenende kam er dem Ziel ein ordentliches Stück näher. Am Freitag gab er bekannt, für die Verlagsgruppe Bauer künftig deren 14-tägliche Wirtschaftszeitschrift „Geldidee“ zu produzieren. Und am Montag bestätigte Brunowsky die Meldung des Tagesspiegel, dass er bei der „Netzeitung“ einsteigt. Im Rahmen eines Management-Buyout kaufen er und Michael Maier, Geschäftsführer und Chefredakteur der „Netzeitung“, das ausschließlich online verbreitete Medium vom bisherigen Eigentümer Bertelsmann-Springer. Maier und Brunowsky sind an der neuen Netzeitung Beteiligungs GmbH mit jeweils 50 Prozent beteiligt.

Der Wirtschaftsjournalist Brunowsky war zuletzt zehn Jahre Chefredakteur von „Capital“. Das während des Aktienbooms vor Anzeigen strotzende Magazin war konzeptionell ins Schlingern geraten, nachdem der Verlag Gruner + Jahr die Erscheinungsweise von monatlich auf 14-täglich umgestellt hatte. Als der Verlag den früheren „Stern“-Chef und Wirtschaftskenner Werner Funk zum Redaktionssitz nach Köln schickte, um sich des Problemkinds „Capital“ anzunehmen, dauerte es nicht lange, und die beiden Streithähne Funk und Brunowsky gerieten aneinander. Den Kampf verloren hat Brunowsky. Vor einem Jahr machte er sich dann mit der Firma Brunomedia selbstständig. Mit zwei früheren „Capital“-Redakteuren, einer Handvoll freien Mitarbeitern und zwei Grafikern sitzt der 53-jährige „Bruno“ in einem 270-qm-großen Raum in Köln. Bislang produzierte er Kundenzeitschriften (etwa für die Techem AG), redaktionelle Inhalte (unter anderem für T-Online) und betreibt klassische PR und Kommunikationsberatung. All dies ist fein säuberlich auf der Homepage von Brunomedia aufgeführt, inklusive Brunowskys Referenzen und Fotos mit gewichtigen Leuten. Bauers „Geldidee“ (verkaufte Auflage: 161 000 Exemplare) ist nun das erste größere Objekt von Brunomedia. Bauer sah keine lukrative Zukunft mehr für das inmitten des Anzeigen-Booms gestarteten Blattes und arbeitet für die 31-köpfige Redaktion einen Sozialplan aus. Das Anzeigen- und Vertriebsgeschäft bleibt bei Bauer, doch das Redaktionelle besorgt der neue Herausgeber Brunowsky mit seinem Team: druckfertig und kostengünstiger als Bauer.

Kostengünstiger sein als die Verlage, das sei auch das Potenzial der „Netzeitung“, die jeder Zeitung den Internet-Auftritt für die Hälfte des Preises zuliefern könne, sagt Brunowsky. Er weiß, dass er ein Profiteur der Medienkrise ist. Gerade jetzt, sagt er, müsse man den Mut haben, „unkonventionelle Wege zu gehen“, dies könne er mit der eigenen Firma sehr viel besser als Großkonzerne mit ihren festgefahrenen Strukturen.

Weitere Informationen unter:

brunomedia.de

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