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Medien: Ein „Tatort“ voller Klischees

Frau Böttinger, worüber haben Sie sich in den Medien in der vergangenen Woche besonders geärgert? Manchmal möchte ich mir ein Stück Fernsehunterhaltung gönnen und gucke mir einen „Tatort“ an.

Frau Böttinger, worüber haben Sie sich in den Medien in der vergangenen Woche besonders geärgert?

Manchmal möchte ich mir ein Stück Fernsehunterhaltung gönnen und gucke mir einen „Tatort“ an. Die Folge mit Robert Atzorn begann vielversprechend: Gewalt in der Schule war das Thema, eine Mädchengang versetzte Mitschüler in Angst und Schrecken. So spannend die Ermittlungen im Mordfall waren, so sehr blieben die Motive der 14jährigen Rebellinnen auf der Strecke. Die junge Türkin hat vom Vater ein Veilchen, die Zweite hat keinen Vater, die Dritte ist in die Zweite verliebt, die Vierte immer schon böse gewesen. Ach so. Ich frage mich, warum Drehbuchautoren häufig so ein unterentwickeltes Interesse an ihren Figuren haben. Warum geben sie sich mit schlichten Klischees zufrieden?

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Sehr viel aufschlussreicher war für mich die Dokumentation „Der tödliche Schuss“ am Donnerstag im SWR. Eine junge Polizistin erschießt während einer Verfolgungsjagd einen Bankräuber. Auch wenn sie in Notwehr handelte, verändert dieser Schuss ihr ganzes Leben. Sie fühlt sich schuldig und quittiert schließlich ihren Dienst. Die Autoren Dagmar Brendecke und Walter Brun veranschaulichen auf höchst subtile Weise die Gewissensnöte der jungen Frau, zeigen die Sprachlosigkeit der Kollegen, das Versagen der Vorgesetzten. Ein Film, der Motiven und Gefühlen auf den Grund geht.

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