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Medien: Eine Stimme Mehrheit

ZDF-Mann Reitze wird Intendant des Hessischen Rundfunks

Der einst von seinen Kritikern als „Rotfunk“ geschmähte Hessische Rundfunk (HR) bekommt einen von der CDU favorisierten Intendanten. Mit 15 zu 14 Stimmen wählte der Rundfunkrat in Frankfurt den ZDF-Journalisten Helmut Reitze zum neuen Senderchef. Seinem unterlegenen Mitbewerber, Hörfunkdirektor Heinz-Dieter Sommer, bot Reitze eine „gute Zusammenarbeit“ an. Die Gremienvorsitzende Edith Strumpfe erwartet von Reitze „Staatsferne“.

Der derzeitige Leiter der Hauptredaktion Aktuelles und stellvertretende Chefredakteur des ZDF wird die Nachfolge des amtierenden Intendanten Klaus Berg am 1. Mai 2003 antreten. Bis dahin wird der Journalist samt seiner charakteristischen Fliege noch das eine oder andere Mal als Moderator des „heute-journals“ im ZDF zu sehen sein.

An seinem neuen Arbeitsplatz in Frankfurt erwartet den gebürtigen Hessen Reitze, der seine Karriere nach einem Zeitungs-Volontariat 1975 als freier Mitarbeiter des HR begann, eine schwierige Aufgabe: Der Hessische Rundfunk hat aufgrund eines starken Rückgangs der Werbeeinnahmen mit großen finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Sender muss bis 2004 rund 17 Millionen Euro sparen. Aus diesem Grund musste der Hörfunk vor kurzem den Wortanteil seiner Programme herunterfahren. Zudem versagen viele Hörer und Seher ihrer ARD-Anstalt die Gefolgschaft. Das Fernsehprogramm belegt in der Quotentabelle der Dritten Programme einen der hinteren Ränge. Die acht Radiowellen sinken seit Jahren kontinuierlich in der Hörergunst.

Reitze will die Trendwende beim HR durch eine Rückbesinnung auf „regional ausgerichtete journalistische Inhalte“ einleiten. In der Nachrichtenredaktion des ZDF genießt er den Ruf eines fähigen Managers. Einen anderen Ruf will Reitze nach eigenen Worten in den kommenden Monaten bekämpfen. Ihm wird eine zu große Nähe zur CDU nachgesagt, die ihm im vergangenen Dezember bei seiner gescheiterten Kandidatur für das Amt des ZDF-Intendanten zum Verhängnis wurde. Reitze versprach, keiner politischen Partei „einseitig anzuhängen“. Die CDU gratulierte herzlich zur Wahl, die Grünen protestierten.

Daniel Meuren

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