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Medien: Einer tot, der andere fort

„Tatort“ München: Erst stirbt ein gieriger Vermieter, dann macht sich der dritte Kommissar von dannen

Es ist eines dieser Viertel in München, in dem man gerne wohnen würde. Direkt an der Isar gelegen, von sanierten Altbauten durchzogen, hier und da etwas Grün. Die Au. Hier will Kriminalhauptkommissar Ivo Batic (Miroslav Nemec) vielleicht hinziehen, in eine ausgebaute Dachwohnung im schmucken Altbau, in die ihn eine noch schmuckere Maklerin, blond und schwarzhochhackig, führt. Als anderntags im Keller des Hauses die Leiche von Hausmeister Grass gefunden wird, nimmt Batic Abstand von der Idee, sich einzumieten. Zumal, wie kann es anders sein, jeder der Bewohner ein Motiv für den Mord gehabt hätte. Außerdem, so fragt Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl) seinen Kollegen Ivo Batic süffisant, woher hätte er bei seinem Verdienst überhaupt das Geld für diese Luxuswohnung genommen, wenn er nicht ein Leben lang Raten abstottern wolle? Derweil serviert ihnen unten in der Metzgerei die Gerti (Johanna Bittenbinder) frischen Leberkäs und informiert die Herren Kommissare über Pikanterien.

So ist Hausbesitzer Bachinger (Alexander Held) bekannt für seine Geldgier und bei seinen Mietern, mit denen er sich auf Versammlungen häufiger anbrüllte, nicht eben sonderlich beliebt. Während der Ermittlungen geht Bachinger dann in der hauseigenen Garage mitsamt seinem Auto in die Luft – vor den Augen von Leitmayr und Batic. Ziemlich verdächtig macht sich der zu Cholerik und Gewalt neigende Sohn des Hausmeisters Konrad Strobl (Fritz Karl), der nicht nur um seinen toten Vater trauert, sondern auch Bachinger zutiefst hasste, weil dieser ihn und seinen Vater aus dem Haus haben wollte. Was bei alledem die Ermittlungen von Leitmayr und Batic erschwert, ist das sonderbare Verhalten des Dritten im Bunde, ihres Kommissarkollegen Carlo Menzinger (Michael Fitz).

Regisseur Tim Trageser und Drehbuchautor Peter Probst zeichnen in diesem neuen Münchner „Tatort“ ein sehr genaues Stimmungsbild von einem Stadtteil im Wandel. Zu einem zweiten Schwabing soll die Au hochsaniert werden – ein Vorgang, bei dem alteingesessene Mieter die Eigentümer nur stören.

Streng genommen ist es ein kalter Prozess sozialer Umwälzungen, der in diesem gelungenen „Tatort“ thematisiert wird. Als Nebenstrang der Handlung angelegt und dabei dramaturgisch nicht wirklich mit dem Fall korrespondierend, ist der zunächst kaum merkliche, langsam vorbereitete Abschied von Michael Fitz in der Rolle des Carlo Menzinger: Er steigt in dieser 47. Folge vom Leitmayr- Batic-„Tatort“ aus.

Ein neues, ganz anderes Leben will Carlo Menzinger beginnen, in einem fernöstlichen Land, wo die Palmen wedeln, am besten direkt am Strand. Das Schlussbild zeigt dann auch, wie Franz Leitmayr und Ivo Batic nur noch zu zweit durch die Straße gehen. Es ist Abend, der Fall ist gelöst und Ex-Kollege Menzinger im flotten, teuren, neuen Auto davongebraust.

„Tatort – Der Traum von der Au“, ARD, 20 Uhr 15

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