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Medien: Einschaltquoten: Krisenmedium Fernsehen

Die Angriffe auf Afghanistan haben die Fernsehnutzung am Sonntag in die Höhe getrieben. Speziell die zahlreichen Sondersendungen in der Primetime ließen den Zuschauerschnitt auf über 11,45 Millionen ansteigen: Das Fernsehen wird bei außergewöhnlichen Ereignissen als schnellste und erste Informationsquelle genutzt.

Die Angriffe auf Afghanistan haben die Fernsehnutzung am Sonntag in die Höhe getrieben. Speziell die zahlreichen Sondersendungen in der Primetime ließen den Zuschauerschnitt auf über 11,45 Millionen ansteigen: Das Fernsehen wird bei außergewöhnlichen Ereignissen als schnellste und erste Informationsquelle genutzt. Und zwar immer stärker. Die Reichweiten seit dem Golfkrieg 1991 unterstreichen, in welch gestiegenem Maß die Anstrengungen der Sender um aktuelle Berichterstattung und das Nutzungsverhalten der Zuschauer korrespondieren. Krieg und Terror bedeuten heutzutage den Griff zur Fernbedienung. Grafik: Krieg, Terror und Einschaltquoten Als am 17. Januar 1991 der Luftkrieg der Alliierten gegen den Irak begann, lag die durchschnittliche Reichweite in den alten Bundesländern - für die neuen gab es noch kein vergleichbares Forschungspanel - bei 7,8 Millionen Zuschauern. Über den Startpunkt der Nato-Luftangriffe am 24. März 1999 während des Kosovo-Konflikts informierten sich 9,4 Millionen. Beim Militärschlag am Sonntag wuchs die Reichweite auf mehr als 11,4 Millionen Zuschauer in ganz Deutschland.

Bricht man die Reichweiten der genannten Sendetage auf die "Tagesschau" herunter, findet sich ein sehr ähnliches Bild. Die Hauptnachrichten der ARD wurden am 24. März 1999 von 8,11 Millionen Menschen gesehen. Am 11. September waren es 9,90 Millionen, am vergangenen Sonntag 11,98 Millionen. Damit war jedes dritte der eingeschalteten Fernsehgeräte auf die Eins programmiert. Die "Tagesschau" um 20 Uhr bleibt die Hauptnachrichtensendung.

Die Zuschreibung der ARD als erstrangiges Informationsmedium hat dem Ersten auch am Sonntagabend wieder das größte Publikum beschert, obwohl das Programm sehr zögerlich und - im Vergleich zur Konkurrenz - verspätet auf die Angriffe der Amerikaner und Briten reagiert hatte. Dann aber lief die ARD-Maschine: Der "Tatort" wurde aus dem Programm genommen, bis ein Uhr nachts war das erste Programm den aktuellen Ereignissen gewidmet. Mit hohen Zuschauerzahlen und Marktanteilen. Der "Brennpunkt", der sich um 20 Uhr 15 der "Tagesschau" anschloss, wurde von 7,25 Millionen (Marktanteil: 20,8 Prozent) gesehen. Bei Sabine Christiansens Talkshow waren 4,53 Millionen (Marktanteil: 15,6 Prozent) dabei.

Das ZDF, das ebenfalls sein Programm änderte, verzeichnete für "heute" um 19 Uhr 6,16 Millionen (23,1 Prozent). Danach flaute das Interesse beim Mainzer Sender ab: "heute spezial" um 20 Uhr 16 interessierte 3,69 Millionen (10,7 Prozent), bei der Sondersendung um 21 Uhr 15 des "heute journals" waren es 2,99 Millionen (9,7 Prozent).

Der Privatsender RTL, der um 18 Uhr 45 seine Nachrichten ausstrahlte, erreichte dabei 5,15 Millionen Zuschauer. Ein "News-Spezial" im Anschluss verzeichnete 5,70 Millionen. Um 20 Uhr 15 wurde der US-Thriller "Der Staatsfeind Nr. 1" mit Will Smith gezeigt, den 6,59 Millionen sahen. Ein RTL-Sprecher sagte, man sei auf das "normale" Abendprogramm umgestiegen, weil sich die Nachrichtenlage nicht verändert habe.

Sat 1 berichtete nach der Ausstrahlung des Deutschen Fernsehpreises - eine Aufzeichnung vom Vorabend aus Köln - erstmals kurz vor 23 Uhr ausführlich über die Angriffe. 2,79 Millionen verfolgten die Sondersendung.

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