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Nach der Wahl

© dpa

Direktorenwahl im WDR: Tom Buhrow kann aufatmen

Die Nominierung von Privatradio-Frau Valerie Weber als neue Hörfunkchefin war im WDR auf wenig Gegenliebe gestoßen. Umso überraschender ist das Wahlergebnis.

Der Rundfunkrat des WDR hat es am Freitagnachmittag spannend gemacht. Um 16 Uhr sollte das Ergebnis der Sitzung vor den Kameras präsentiert werden. Es sollte jedoch noch mehr als eine Stunde länger dauern, bis Ruth Hieronymi als Vorsitzende des Gremiums bekannt gab, dass der Rundfunkrat Jörg Schönenborn zum neuen Fernsehdirektor und Valerie Weber zur Hörfunkdirektorin gewählt hat. In den vergangenen Tagen hatte Buhrow, der selbst erst im Juli als Intendant in Köln angetreten war, seine Wunschkandidatin Valerie Weber in vielen Gesprächen unter anderem mit der Redakteursvertretung gegen die Kritik der Hörfunkmitarbeiter verteidigen müssen. 150 der insgesamt 450 WDR-Hörfunker hatten sich in einem Brief an den Intendanten gegen die gewünschte Berufung der 47-Jährigen gewandt. Als Programmchefin und Geschäftsführerin von Antenne Bayern gilt Valerie Weber wie kaum eine andere als Vertreterin des Privatfunks.

Am Ende fiel das Votum des Rundfunkrats dennoch eindeutig aus: Mit 40 von 43 gültigen Stimmen wurde Valerie Weber zur Nachfolgerin von Wolfgang Schmitz bestimmt. Sie erhielt damit sogar drei Nein-Stimmen weniger als der derzeitige WDR-Chefredakteur Schönenborn. Er löst im kommenden Jahr Verena Kulenkampff ab und sieht vor allem das Internet als große Herausforderung an. „Wir müssen den Blinker Richtung Videos im Netz stellen“, sagte er nach der Wahl.

Nächste Bewährungsprobe für Buhrow: Wer wird für Schönenborn WDR-Chefredakteur

Für Tom Buhrow war die Neubesetzung der beiden Direktorenposten die erste große Personalentscheidung – und zugleich die erste große Zitterpartie. Nun kann er bei der Auswahl von Schönenborns Nachfolger als WDR-Chefredakteur zeigen, wie gut sein Fingerspitzengefühl ist. Die Entscheidung des Rates bezeichnete Buhrow in der anschließenden Pressekonferenz in Köln als „ein kräftiges Signal des Aufbruchs“ und zugleich als „Rückendeckung für die beiden Direktoren“. Bei der Wahl von Valerie Weber handele es sich keineswegs um den monierten symbolhaften Traditionsbruch, sagte Buhrow. Als Peter Limbourg zum Intendanten der Deutschen Welle bestimmt wurde, sei dies auch von niemand angezweifelt worden. Valerie Weber ermunterte die WDR-Mitarbeiter, sie erst einmal persönlich kennen zu lernen. Ihr sei ebenso wie Intendant Buhrow klar gewesen, was dieser mutige Vorschlag bedeutet habe. Weber präsentierte sich als leidenschaftliche Radiomacherin, der es vor allem um die große Aufgabe gehe, „dass das Radio auch künftig auf dem Endgerät bleibe“. Ihre Strategie sei es, spannendes Radio für alle Wellen zu machen. Die Sender müssten sich allerdings fragen, ob sie für den Wettbewerb gut gerüstet sind, sagte Weber mit Blick auf die bevorstehende Gründung einer zweiten landesweiten Privatfunkwelle in Nordrhein-Westfalen. Die Befürchtungen unter den WDR-Hörfunkredakteuren gegen Valerie Weber hatten insbesondere mit den vielen Gewinnspielen von Antenne Bayern zu tun. „Spiele sind sicherlich nicht grundsätzlich etwas schlechtes“, erwiderte Weber darauf am Freitagnachmittag. Sie versicherte, dass die Wellen 1Live und WDR 5 sicherlich nicht zu Gewinnspiel-Stationen umgebaut würden. Zugleich machte sie deutlich, dass sich beim WDR-Hörfunk einiges ändern werde. „Ich habe nichts gegen frischen Wind, auch wenn er im Moment von vorne kommt“, hatte sie erklärt. Kurt Sagatz

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