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Vergangene Zeiten: Das Duo Gerhard Delling (links) und Günter Netzer.

© SWR/Andre Poling

EM 2016 in der ARD: Die Sehnsucht nach Netzer und Delling

Günter Netzer und Gerhard Delling, der Experte und der Moderator, haben die ARD-Zuschauer mit Spitzen und Fiesheiten unterhalten. Da kann das aktuelle Duo nicht mithalten.

Von Patricia Wolf

Nun, da es Joachim Löws unkontrollierte Tiefenbohrungen in seiner Hose als „scratch&sniff-Affäre“ in die „Times of India“ geschafft haben und sich der Coach entschuldigt hat für „unbewusstes“ Verhalten, kann man sich wieder auf wesentliche Dinge im Fußball konzentrieren. Zumal die anfangs ungebremste Aufregung über den neuen Schlabberlook des sonst immer modisch überaus kontrolliert auftretenden Nationaltrainers an Fahrt verloren hat. Das neue Erscheinungsbild mit Shirt und Trainingshose statt weißem Hemd und Anzughose deckt sich mit dem pragmatisch und selbstbewusst auftretenden Team. Keine Kinkerlitzchen, keine Sensationen. Hier also keine weiteren medialen Aufgeregtheiten. Stattdessen wird schon in der Vorrunde jedes Tor einer Elf, die nicht Favorit ist, mindestens zur „Sensation“ hochstilisiert.

Zeit also, in der ARD den Focus zu richten auf Fragen nach dem deutschen Kapitän oder dem schwierigen zweiten Spiel. Gerhard Delling konzentriert sich im kurzen Interview mit Löw darauf. Schade: Zahm wie Lahm, keine Spitzen, keine Boshaftigkeit, wie man es aus Dellings Zeit im Austausch mit Günter Netzer kennt. Das war immer ein verbaler Schlagabtausch, zumindest für die Zuschauer demonstrierte Feindschaft. So überkommt einen die Sehnsucht nach dem Duo und seinen amüsanten Fiesheiten, wenn man sich das ARD-Experten-Duo Matthias Opdenhövel und Mehmet Scholl mit ihrer Demonstration einer Schüler-Lehrer-Beziehung ansieht. Klar sind sie sympathisch, absolvieren das überlegen und gar nicht sooo oberlehrerhaft. Und klar, die Sendezeit wird immer weiter ausgedehnt rund um die EM-Spiele, hier noch ein Kommentar, dort ein Experte – dann kann der Zuschauer sich ja noch die Taktikschulen und App-Cams anschauen, um selber zum Experten zu werden oder sich als solcher fühlen zu können. Andererseits: Was soll man reden? Entscheidend ist auf’m Platz.

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