zum Hauptinhalt
Alles erotisch oder was? Cristina (Scarlett Johansson, r.) entdeckt durch Maria (Penélope Cruz) ihre Liebe zur Fotografie: „Vicky Cristina Barcelona“. Seit 19 Jahren versucht sich das ZDF in einer Film-Reihe am Thema „Anspruchsvolle und lustvolle Unterhaltung“.

© ZDF

Erotik im Fernsehen: Knister, knister

Mit einer Woody-Allen-Premiere starten die „Sommernachtsphantasien“. Es sind die letzten, die das ZDF nach 19 Jahren sendet.

Über die Frage, was provokante und anspruchsvolle Erotik im Fernsehen ist, was der Begriff „Erotik“ überhaupt noch bedeutet, lässt sich gut streiten. Auch über „erotische Filme im ZDF-Montagskino“. Jeder hat schon mal einen gesehen: Die Reihe „Sommernachtsphantasien“ startete 1992 mit dem französischen Kinodrama „Eine Sommernacht in der Stadt“, damals geisterten noch Lederhosen-Sex–Streifen durch die Programme der Privatsender. Mittlerweile gibt es „Erotik“ an jeder Internet-Ecke, nicht unbedingt in der Art eines französischen Kinodramas. So ist es vielleicht nicht sonderlich überraschend, dass das ZDF heute mit Woody Allens „Vicky Cristina Barcelona“ zum letzten Mal seine „Sommernachtsphantasien“ beginnt.

Schuld daran seien nicht das Internet, schwache Quoten oder die Aufregung bei Sittenwächtern, sondern der fehlende Nachschub. „Wenn der internationale Filmmarkt eine größere Auswahl in diesem Genre böte, wäre lange nicht Schluss mit den knisternden Fernsehabenden im ZDF“, sagte die zuständige Filmredakteurin Doris Schrenner. „Allerdings wurde es in den letzten Jahren immer schwieriger, ein erfolgversprechendes Angebot aus großer Mainstream-Unterhaltung und ambitioniertem Arthouse-Kino für diese Reihe zusammenzustellen.“

19 Jahre hielten sich die „Sommernachtsphantasien“ als feste Größe im ZDF-Programm, mit Mainstream und Arthouse, Klassikern und Neuheiten des erotischen Kinos am Montagabend. Ein Überangebot gab es da noch nie. Zur Auffüllung der Reihe musste schon mal die x-te Wiederholung von „Basic Instinct“ herhalten. Manchen ist das im lausigen Sommerprogramm gar nicht aufgefallen. Andere hat das schlichtweg nicht mehr interessiert. Interessant in dem Zusammenhang übrigens auch, was sich für unsägliche Filme unter dem Label „Erotik“ bei Pay-TV-Sendern verbergen. Da kommt die Beziehungskomödie „Vicky Cristina Barcelona“ mit Penélope Cruz und Scarlett Johansson zumindest frisch daher, cinephil. Woody Allen drehte 2008 erstmals einen Film komplett in Spanien. Vicky (Rebecca Hall) wird in Kürze heiraten, Cristina (Johansson) ist auf der Suche nach dem Mann fürs Leben. Die beiden reisen nach Barcelona, wo sie vom Maler Juan (Javier Bardem) umschwärmt werden. Während Vicky schockiert ist, verfällt Cristina dem Charme des Machos – bis ihm auch Vicky nicht mehr widerstehen kann. Schließlich taucht Penélope Cruz als Juans temperamentvolle Ex-Frau Maria Elena auf.

Über die Qualität dieses Allen’schen Spätwerks kamen Kritiker nicht überein. Immerhin jede Menge schöne Frauen und das Highlight der „Sommernachtsphantasien“ in den kommenden sechs Wochen, darunter fünf Free-TV-Premieren wie „Deception – Tödliche Versuchung“ mit Ewan McGregor oder „Toy Boy“ mit Ashton Kutcher. Mehr gibt der Filmmarkt für knisternde Fernsehabende im ZDF nicht mehr her.

„Vicky Cristina Barcelona“,

ZDF, 22 Uhr 15

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false