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Wer hat Boris Kastel ermordet? Otto Garber (Florian Martens) ermittelt mit seiner neuen Kollegin Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck).

© ZDF und Katrin Knoke

Erste Folge mit neuer Besetzung: "Ein starkes Team" ist ein Herz und eine Seele

Stefanie Stappenbeck spielt die Neue im ZDF-Klassiker. Etwas mehr Profil hätte es in der ersten Folge seit Maja Maranows Tod schon sein können.

„Was bist’n du so kompliziert?“ Die Neue an Ottos Seite geht die Sache gleich bei der ersten Begegnung forsch und direkt an. Linett Wachow stößt aus Schwerin zum „Starken Team“ in Berlin, in dem sich vor 22 Jahren noch Ost und West zusammenraufen sollten, stellvertretend für den Rest der Nachwende-Republik. Linett? Der Name stamme aus dem Ostfranzösischen, klärt die Kommissarin auf. Sie verwendet auch das Wort „Plastetüte“, was sogar Otto komisch findet.

Die gemeinsame Herkunft aus dem Ostteil der Republik spielt nur am Rande eine Rolle, hilft aber doch beim Kennenlernen. Irgendwann schlägt Linett Otto vor, noch ein Bier trinken zu gehen, man sitzt an der Theke, Otto beschwört Heimatgefühle, im Hintergrund läuft DDR-Rock. Und weil es ihr zuvor gelungen war, Otto auf den Beifahrersitz zu verdrängen, bemerkt Kollege Ben (Kai Lentrodt): „Vom Osten lernen, heißt Siegen lernen.“ Diese West-Ost-Sache bietet eigentlich nur noch den Anlass zu selbstironischen Anspielungen.

Bodenständig und unkompliziert ist die Neue

„Ein starkes Team“ reloaded also. In der 65. Folge „Knastelse“ hat Stefanie Stappenbeck ihre Premiere an der Seite von Florian Martens. Ein ungewohntes Gefühl nach so vielen Jahren mit der im Januar verstorbenen Maja Maranow. Drehbuch (Axel Hildebrand) und Regie (Maris Pfeiffer) sind sichtlich bemüht, Linett schnell zu integrieren und beim Publikum gar kein Fremdeln aufkommen zu lassen. Man kann sich ja für den ersten Auftritt allerhand ausdenken. Beim „Tatort“ in Dresden begleitete jüngst die eine Kommissarin ihren Partner zur Abgabe einer Spermaprobe, die andere lieferte sich mit der Lehrerin ihres Sohnes ein verbales Scharmützel.

Linett steht einfach in der Tür des gemeinsamen Büros, sagt: „Ich bin Linett“ und streckt die Hand aus. Als bodenständig und unkompliziert wird diese neue Figur dem Publikum ans Herz gelegt. Mal gerät sie im Gefängnis in Bedrängnis, mal reagiert sie unverständlich heftig auf eine Zeugin. Und sonst? Linett fährt gerne Auto und ist keine Vegetarierin – „Gott sei Dank“, sagt Otto zwischen zwei Gabeln Currywurst. Im Grunde sind beide schon nach der ersten Szene ein Herz und eine Seele.

Man hätte beim ZDF nach dem Ausstieg Maranows auf die Idee kommen können, dass es jetzt mal gut sei mit dieser Reihe, die meist Geschichten erzählt, die man bereits am nächsten Tag vergessen hat. Aber von Publikumslieblingen, die eine verlässliche Quote liefern, trennt man sich nicht ohne Not. Wie kaum eine andere Reihe lebt „Ein starkes Team“ tatsächlich von den sympathischen Figuren, vor allem von dem brummig-berlinernden Otto natürlich, der neben der jüngeren Linett nun einen väterlichen Zug bekommt, oder dem geschäftstüchtigen Running Gag namens Sputnik (Jaecki Schwarz).

„Diese Männer sind ausgehungert, das gefällt mir.“

In diesem etwas seltsamen Fall, der von schwunghafter Partnervermittlung im Knast und von Frauen handelt, die Sehnsucht nach Knackis haben oder sie wenigstens geil finden, hilft Sputnik sogar als „U-Boot“ im Gefängnis bei den Ermittlungen tatkräftig mit. Dass sich Männer hier zahlreich in den Schritt fassen, ist weniger appetitlich, aber die Erotik der Frauenfiguren hat zum Teil spielerisch-humorvolle Seiten – mit Eva Meckbach als leicht bizarrer Gefängnispsychologin, mit der wunderbaren Inga Busch als mittelständische Unternehmerin mit Hang zu Freigängern und mit Jeanette Hain in ihrer Paraderolle des kühlen Vamps. Hain spielt eine Anwältin, die die Liebesbriefe der verschiedenen Bewerber ordentlich abheftet und der Polizei im Verhör erläutert: „Diese Männer sind ausgehungert, das gefällt mir.“

Leider muss man sagen, dass all diese Nebenfiguren faszinierender und das Spiel der Darstellerinnen interessanter ist als die Stappenbeck’sche Linett, die sich doch so glatt und ein bisschen langweilig ins sympathische Ensemble einfügt. Kein Problem, dass ihr Privatleben außen vor bleibt und sich auch keine erotischen Verwicklungen ankündigen, aber etwas mehr Profil täte der Figur dann doch gut.

Im nächsten Fall „Tödliche Botschaft“ (am 9. April) erlebt man Linett am Schießstand. Erst zielt sie schüchtern weit daneben, dann ballert sie wild drauflos. Was denn da los gewesen sei, will Otto wissen. „Ich hab mal zu genau getroffen“, sagt Linett. Sollte die Figur eine tragische Vorgeschichte haben? Zu spüren ist davon im ersten Film nicht viel.

„Ein starkes Team – Knastelse“, ZDF, Samstag, 20 Uhr 15

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