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Nicht Mutti, sondern große Schwester will Eva Padberg für die Kandidatinnen der Castingshow „Das perfekte Model“ sein, die am Dienstag auf Vox startet (21 Uhr 15). Foto: dapd

© dapd

Eva Padberg: „Heidi Klum hat Fehler gemacht“

Model Eva Padberg spricht im Interview über ihre neue Castingshow, das Konkurrenzformat „Germany's Next Topmodel“ und Fernsehhupfdohlen.

Frau Padberg, sind Sie die bessere Heidi Klum?

Ich bin weder eine bessere noch eine schlechtere Heidi Klum, ich bin ich selbst, und das werden die Zuschauer sicher auch sehen.

Zumindest erinnert Ihre neue Castingshow sehr an Klums „Germany’s Next Topmodel“ auf Pro7. Kopieren Sie die Show, wenn Sie ab Dienstag zusammen mit ihrer Modelkollegin Karolína Kurková für Vox „Das perfekte Model“ suchen?

Es ist schon erstaunlich, dass es inzwischen Musikcastingshows gibt wie Sand am Meer, aber kein zweites Modelformat. Wir trauen uns das jetzt, und sicher ist es auf den ersten Blick nur eine weitere Modelshow. Doch wir unterscheiden uns von den „Topmodels“, denn unsere Sendung hat eher Dokucharakter und zeigt, wie die Mädchen ihre ersten Schritte in der Branche machen.

Und Sie als Jurorinnen sagen, wo es langgeht?

Unser Job ist nicht nur zu entscheiden, wer weiterkommt, sondern wir coachen die Mädchen, beispielsweise für Fotoshootings oder den Laufsteg, und sind eher ihre großen Schwestern als die strengen Muttis. Unser Ziel ist, ein Mädchen zu finden, das international erfolgreich als Model arbeiten kann.

Warum sollte Ihnen das gelingen, was Heidi Klum in sechs Staffeln „Topmodel“ bisher nicht geschafft hat.

Natürlich kann man nie garantieren, dass das klappt. Das Publikum erwartet oft, dass die Siegerinnen innerhalb von ein paar Monaten auf dem „Vogue“-Cover landen, aber so etwas braucht natürlich Zeit.

Vielleicht liegt es weniger an der Zeit, sondern eher daran, dass die Gewinnerinnen den Stempel „Castingkandidatin“ tragen.

Sicher, und das wissen die Mädchen auch. Die gehen ja nicht blauäugig in die Situation herein. Im Gegenteil, viele von ihnen sind ernsthaft bei der Sache, haben teilweise schon vorher als Model gearbeitet und wollen jetzt richtig durchstarten. Dafür geben wir ihnen in der Sendung das Handwerkszeug mit.

Noch im vergangenen Herbst haben Sie Castingshows wie „Germany’s Next Topmodel“ kritisiert und gesagt, dass die Branche solche Formate nicht ernst nehme. Gilt Ihre Kritik heute nicht mehr?

Doch, die gilt auch weiterhin. Und sicher sind die Mädchen als Kandidatinnen einer Fernsehshow Außenseiterinnen in der Branche. Bei unseren Dreharbeiten, beispielsweise auf der „Fashion Week“ hier in Berlin, sind wir immer wieder auf Vorbehalte gestoßen und Zweifel, ob die Mädchen auch wirklich etwas können. Das kommt sicher auch daher, dass in solchen Shows bislang ein paar Fehler gemacht worden sind, und die Branche jetzt meint, dass die Mädchen nichts als Fernsehhupfdohlen sind.

Welche Fehler sind denn bei Heidi Klums „Topmodel“ gemacht worden?

Da wurde bisher zu sehr auf Entertainment geschaut und nicht so sehr darauf, was der Beruf bedeutet und beinhaltet. Natürlich ist eine solche Show auch immer eine Gratwanderung, denn einerseits soll der Beruf gezeigt werden, wie er ist, andererseits soll die Sendung auch unterhaltsam sein – aber dabei darf man nicht in eine Richtung abgleiten, die dann überhaupt nichts mehr mit der Branche zu tun hat.

Und das ist welche Richtung?

Dass die Models beispielsweise auf einem Drahtseil zwischen Hochhäusern balancieren oder ähnliche Mutproben machen müssen. Da ist es doch kein Wunder, dass die Branche denkt: Was ist das denn für ein Quatsch?

Aber Entertainment bringt Quote, und die erwartet Vox auch von Ihnen.

Über die Quote mache ich mir momentan die wenigstens Gedanken – auch wenn die Leute von der Produktion sicher die Hände überm Kopf zusammenschlagen, wenn sie das hören. Aber ich bin keine Rampensau, sondern für mich ist es wichtig, dass die Sendung den Anspruch hat, ein Mädchen zu finden, das international arbeiten kann. Natürlich wird es auch viele emotionale Momente geben, denn die Mädchen stehen unter einem enormen Druck. Aber die sind halt auch sehr echt, es wurde nichts heraufbeschworen oder jemand absichtlich bloßgestellt.

Wie soll ein „perfektes Model“ denn aussehen?

Ich weiß gar nicht, ob es das gibt. Wir suchen nicht nach Frauen, bei denen alle sofort sagen: „Boah, die ist aber schön“, die aber vor allem für Werbung geeignet sind. Sondern wir suchen nach Typen, nach Frauen, wie sie international auch auf den Laufstegen zu sehen sind.

Wenn Sie heute am Anfang ihrer Karriere stünden, würden Sie dann den Weg über eine Castingshow gehen?

Wahrscheinlich hätte ich’s gemacht. Ich hab’ 1995, mit 15 Jahren, angefangen, da gab es solche Fernsehformate noch nicht. Heute ist es für die Kids ja schon fast normal, dass sie irgendwann bei irgendeiner Castingshow mitmachen, und sei es nur, um zu gucken, wie das so läuft. Ich habe damals an der „Bravo“-Girl-Wahl teilgenommen und wurde von einer Modelagentur unter Vertrag genommen, die mich dann im Ausland vertreten und weitervermittelt hat. Das ging auch alles nicht von heute auf morgen. Einen ähnlichen Ansatz habe ich auch bei meinen Mädchen.

Bekommen die Kandidatinnen ein Foto von Ihnen, wenn sie eine Runde weiter sind?

Nein, es gibt kein Foto, wir haben einen anderen Weg gefunden, aber welchen, verrate ich noch nicht.

Dürfen die, die bei Heidi Klum gescheitert sind, noch mal bei Ihnen antreten?

Ja, ich glaube, wir hatten sogar welche dabei. Warum auch nicht, wenn es hübsche Mädchen sind.

Zwischen Ihnen und Heidi Klum gibt es noch eine weitere Parallele: Auch Ihr Mann Niklas Worgt ist in der Musikbranche aktiv. Wird er bei Ihnen in der Show auftreten, so wie Seal bei den „Topmodels“?

Nein, mein Mann bewegt sich ja eher in der Undergroundszene und ist auch niemand, der gerne vor den Kameras steht – was manchmal sehr schwierig ist, wenn wir wie gerade ein Musikvideo für unser gemeinsames Album drehen mussten, das im Februar rauskommt.

Am Ende müssen Sie noch erklären: Warum werden die Kandidatinnen, obwohl viele schon volljährig sind, immer Mädchen genannt?

Das ist in der Branche eben so geläufig.

Werden Sie auch Mädchen genannt?

Nein, ich bin mittlerweile einfach nur die Padberg.

Das Gespräch führte Sonja Pohlmann.

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