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Entweder FC Bayern oder TV-Experte. Oliver Kahn (re.) und Moderator Oliver Welke sprechen heute Abend über das Bayern-Spiel gegen Valencia, live im ZDF (20 Uhr 15).

© Marianne Müller

Ex-Profis als TV-Experten: Bayern München und die Feinde aus den eigenen Reihen

Heute Abend darf Oliver Kahn wieder ran. Ungewöhnlich viele ehemalige Bayern-Stars werden später Fernsehexperten - und gehen teilweise sehr kritisch mit ihrem Ex-Klub um. Bayern-Boss Rummenigge will sich das nicht länger gefallen lassen.

Gut, dass es zu einem Fußball-Champions-League-Spiel des FC Bayern kein Stadionmagazin gibt. Sonst müsste sich der ZDF-Experte Oliver Kahn von seinem ehemaligen Boss Karl-Heinz Rummenigge heute anhören, was dieser von Kahns Tun hält: nicht viel. Am Mittwoch kehrt der Ex-Bayern-Torwart zum Champions-League-Auftakt des Rekordmeisters gegen Valencia an seine alte Wirkungsstätte zurück – als TV-Experte, von dem sein Arbeitgeber, das ZDF, und die Zuschauer erwarten, dass Kahn über den 40-Millionen-Einkauf Martinez, fehlende Führungsfiguren oder das schwierige Zusammenspiel von Trainer Heynckes und Sportdirektor Sammer auch mal kritische Worte verliert.

Sehr zum Leid von Karl-Heinz Rummenigge. Der hat in der jüngsten Ausgabe des „FC Bayern Magazins“ seinen ehemaligen Stars Mehmet Scholl und Oliver Kahn ein Ultimatum gestellt. Sie sollen sich zwischen dem FC Bayern und ihrem Experten-Job im TV entscheiden.

Helmer, Strunz, Effenberg, Berthold, Matthäus – Ex-Bayern-Spieler als TV-Experten bei Sport1, Liga Total oder Sky gibt es ja schon länger. Vom allgegenwärtigen Franz Beckenbauer ganz zu schweigen. Nicht immer wird da zugehört. Bei Scholl und Kahn ist das anders. Beide haben nach ihrer erfolgreichen aktiven Zeit beim FC Bayern Verträge im öffentlich-rechtlichen Rundfunk unterschrieben. Sie werden von viel mehr Zuschauern gesehen und wahrgenommen: Scholl als Experte bei der ARD bis 2014, Kahn beim ZDF bis 2015, wo er neben der Nationalmannschaft in der Champions League als Experte aktiv sein wird. Zwangsläufig werden dabei viele Bayern-Spieler analysiert, auch mal schärfer. Man denke an Scholls umstrittene Äußerungen in der ARD zu den Auftritten von Mario Gomez oder Thomas Müller nach Länderspielen.

Rummenigge will sich das Ganze nicht mehr lange ansehen. „Wenn Scholls Verträge mit Fernsehen und Werbung, die hier kritisch gesehen werden, auslaufen, werden sie nicht verlängert. Basta.“ Scholl trainiert die Regionalliga-Mannschaft der Münchner, die jüngst zu Hause gegen VfL Frohnlach verloren hat. Rummenigge: „Man muss sich irgendwann entscheiden, welchen Weg man gehen will: den als Trainer oder den als Experten. Beides harmoniert nicht.“ Auch Kahn, der als Kandidat für die Führungsriege im Klub gehandelt wird, müsse sich überlegen, ob er sich als Kritiker seine Zukunft beim Rekordmeister verbaut.

Es bleibt also unterhaltsam bei Live-Übertragungen mit den Bayern, wie heute Abend im ZDF. Gefahr für den Münchner Betriebsfrieden. Die Sender bleiben gelassen. „Oliver Kahn wurde wegen seiner Fachkompetenz und langjährigen Erfahrung als Nationalspieler und Bundesligaprofi verpflichtet. Dabei spielte die Klubzugehörigkeit keine Rolle“, heißt es dort. „Wir haben einen gültigen Vertrag mit Mehmet Scholl, der länger läuft als der Vertrag von Scholl mit dem FC Bayern. Das haben die Verantwortlichen des FC Bayern vor der Anstellung von Scholl gewusst“, sagt ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. „Ex-Bayern-Spieler sind sicher nicht per se bessere TV-Experten“, heißt es bei Sky. „Zwischen dem FC Bayern und Lothar Matthäus gibt es ja bekanntlich eine Vorgeschichte, die in der jetzigen Bewertung möglicherweise eine Rolle spielt.“

Vielleicht legt es Matthäus ja auch darauf an. Als Paul Breitners Boulevard-Kolumnen einst all zu Bayern-kritisch worden, hat ihm der Verein kurzerhand einen Job übertragen. Seitdem ist an dieser Front zumindest Ruhe.

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