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Bis hierhin und nicht weiter: Vielen Menschen ist nicht wohl dabei, wenn Schienenfahrzeuge ohne Personal fahren.

© Timm SChamberger/dapd

Fahrerlose U-Bahnen: Die Zukunft kann warten

Während eines Streiks hat sich womöglich der eine oder andere Kunde die fahrerlose S-Bahn gewünscht. Doch nicht nur die Technik hält die Städte davon ab.

Es gab Zeiten, da galten fliegende Automobile als der nächste logische Schritt in der technologischen Evolution. In jedem Fall war man sich sicher, dass die Straßen in absehbarer Zeit hoffnungslos verstopft sein würden und dass es gar keine Alternative zum Individualverkehr durch die Lüfte geben würde. Erste Ausblicke auf diese Zukunft gab Fritz Lang bereits in den 1920er Jahren in seiner Dystopie „Metropolis“, in der Flugmaschinen durch die Straßenschluchten brausten. Dieses Sujet wurde seither in zahllosen Science-Fiction-Filmen mit den neuesten denkbaren Techniken wiederbelebt, ohne jedoch zur Realität zu werden. Für den Weg zur Arbeit oder einen Ausflug ins Grüne bewegt sich der Mensch nach wie vor überwiegend auf dem Boden. Daran dürften selbst die zahlreichen Ideen für den Einsatz von Drohnen wenig ändern, denn diese sind eher auf den Lastverkehr ausgerichtet.

Kurt Sagatz, Medienredakteur des Tagesspiegel
Kurt Sagatz, Medienredakteur des Tagesspiegel

© Kai-Uwe Heinrich

Eine andere Utopie ist hingegen längst Realität. In Nürnberg verrichten zwei U-Bahn-Linien seit einigen Jahren ganz ohne Fahrpersonal ihren Dienst. Warum sind bislang keine anderen Nahverkehrsunternehmen auf diesen Zug aufgesprungen, wollte das Internet-Magazin „Telepolis“ darum wissen und hat nachgefragt. In einigen Städten wie in Köln oder Dortmund kommt dies aus nachvollziehbaren Gründen nicht infrage. Dort sind die U-Bahnen auch oberirdisch unterwegs und müssen sich ihre Verkehrswege mit anderen Fahrzeugen teilen. Autos, Motorräder, Fahrräder und Fußgänger zusammen mit führerlosen U-Bahnen sind den Stadtoberen – und vermutlich auch den Bürgern – offenbar doch nicht geheuer.

Die BVG ignorierte die Anfrage

Interessant ist die Nicht-Antwort aus Berlin, die BVG ignorierte die Anfrage von Telepolis aus Hannover. In anderen Städten sieht man hingegen weder einen wirtschaftlichen Nutzen durch effektive Einsparungen noch andere Vorteile wie beispielsweise schnellere Taktzeiten, wenn anstelle eines Fahrers ein Computer den Schienenverkehr übernimmt.

Ohnehin nimmt die Diskrepanz zwischen dem technisch Möglichen und dem gesellschaftlich Wünschenswerten mit jeder Innovation weiter zu. Die bereits jetzt durchautomatisierte Massenproduktion benötigt durch Industrie 4.0 noch weniger Beschäftigte. Möglicherweise wünscht sich der eine oder andere S-Bahn-Nutzer, wenn dieser Verkehrsträger wieder einmal bestreikt wird, Züge ohne Fahrer. Außerhalb solcher Arbeitskämpfe fühlen sich die meisten Menschen jedoch vermutlich wohler, wenn dieser Teil des technischen Fortschrittes nur in Filmen zu sehen ist.

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