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© Repro: Tsp

FC Bayern vs. taz: Klinsi am Kreuz oder: Neues vom Karikaturenstreit

Eine Zeitung zeigt Jürgen Klinsmann am Kreuz - in Anlehnung an einen Monty-Python-Film. Für Bayern-Sprecher Markus Hörwick ist das "vielleicht die schlimmste Entgleisung, die es in den deutschen Medien jemals gegeben hat". Geht die Karikatur zu weit? Ein genauer Blick von Joachim Huber.

Ein Ärgernis braucht immer einen, der sich ärgert. Insofern hat die "taz" Glück gehabt. Ihr steht endlich ein Karikaturenstreit ins Haus. Kein Geringerer als der ruhmreiche FC Bayern aus München will die Tageszeitung aus Berlin verklagen. In der Ausgabe vom vergangenen Samstag hatte eine Zeichnung auf der Titelseite den Bayern-Trainer Jürgen Klinsmann am Kreuz gezeigt. Das Ganze ist eine Ableitung aus dem Monty-Python-Film "Das Leben des Brian", wie an dem Spruch "Always look on the bright side of life" so schwer nicht zu erkennen ist. Bayern-Sprecher Markus Hörwick sieht "vielleicht die schlimmste Entgleisung, die es in den deutschen Medien jemals gegeben hat". Er kündigte an, dass "der Verein dagegen vorgehen wird".

Schlimmste Entgleisung? Das ist mindestens Ansichtssache. Versteht der FC Bayern vom Wesen der Karikatur und vom Wesen der katholischen Religion tatsächlich so viel? Die schlimmste Entgleisung hat sich der Klub selbst geleistet, als der deutsche Rekordmeister sich vom FC Barcelona am vergangenen Mittwoch gefühlt mit 0 : 8 hat demütigen lassen. Im tiefkatholischen Katalonien, mitten in der "semana santa". Da ist bei den Bayern, wenn sie nur ein bisschen katholisch sein wollen, aber so was von Buße angesagt! Selbstzerfleischung am Dienstag, beim Rückspiel, ist das Mindeste. Gegen eine Karikatur, also einen im besten Falle satirischen Beitrag vor Gericht zu ziehen, ist für den Kläger stets eine gefährliche Sache. Kai Diekmann, der "Bild"-Chefredakteur, wollte sich von der "taz" nicht einer angeblichen Penisverlängerung zeihen lassen. Er zog - zum Gaudium der Medienbranche - vor den Kadi. Diekmann würde dergleichen nie wieder tun. Eine Provokation braucht immer einen, der sich provozieren lässt ...

Zugleich sollten die Bayern-Verantwortlichen sich die Zeichnung in der "taz" noch einmal genau anschauen. Da wird nicht der Klinsmann zum gekreuzigten Jesus gemacht, sondern zum gekreuzigten Brian. Das erste Recht auf Aufregung hätten eigentlich die Monty Pythons, aber das verlangt schon eine doppelte Gedankenvolte, das reicht scharf an Dialektik ran (und das, liebe Fußballfreunde, hat mit Dialekt rein gar nichts zu tun). Die Attacke der Bayern überrascht natürlich. Dem Wesen des inkriminierten Inhalts nach hätte die katholische Kirche schäumen müssen. Da ist aber nichts zu hören. Lesen die Altgläubigen nicht die Postille der Altlinken, die "taz"? Gerät mittlerweile alles durcheinander? Möglich, dass die katholische Institution ein bisschen schlauer geworden ist. Papst Benedikt XVI. hatte vor kurzem die ganze Einrichtung lächerlich gemacht, als er meinte, Kondome seien gefährlich. Dagegen ist der "Klinsi" am Kreuz nur die Tat eines Scherzkekses.

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