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Schmidt und Pocher

© ddp

Fernsehen: Das Erste muss lebendig sein

„Bruce“ findet sein Ende, „Schmidt & Pocher“ finden ihre Fortsetzung: Die ARD ist mit den Einschaltquoten von Harald Schmidt und Oliver Pocher zufrieden - jetzt soll das Duo ein weiteres Jahr Sendungen produzieren.

„Schmidt & Pocher“ haben gut lachen, „Bruce“ muss weinen. Harald Schmidt und Oliver Pocher werden die gemeinsame Show im Ersten bis Mai 2009 fortsetzen können, Bruce Darnell dagegen wird nach 20 Ausgaben seiner laufenden Stylingshow vom ARD-Schirm verschwinden. Die Intendanten hätten auf ihrer Sitzung in Berlin dem unter Federführung des WDR ausgehandelten Vertrag für „Schmidt & Pocher“ zugestimmt, teilte die ARD am Dienstag mit. Vereinbart worden seien für den Zeitraum ab 1. Juni 2008 19 Erstsendungen und zwei „Best-of“-Sendungen. ARD-Programmdirektor Günter Struve sagte, Schmidt und Pocher würden sich damit auf dem bisherigen Niveau bewegen, sprich „gleiche Arbeit für gleiches Geld“ leisten.

Was für ein weiteres Engagement der beiden spreche, das wusste WDR-Intendantin Monika Piel. Das Duo habe deutlich mehr Zuschauer erreicht als Schmidt zuvor solo. Gerade in der jungen Zielgruppe habe sich der Marktanteil nahezu verdoppelt. Im Schnitt sehen den Angaben der ARD zufolge 1,5 Millionen Menschen die Sendung. Vor Pochers Einstieg habe der Marktanteil der Sendung „Harald Schmidt“ bei unter neun Prozent gelegen. Seit Oktober 2007 sei er zweistellig. Oliver Pocher solle zudem im Sommer während der Fußball-Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich ein kurzes eigenes Format vor „Waldis EM-Club“ haben.

Trotz bislang enttäuschender Quote für die neue Vorabend-Stylingshow „Bruce“ will die ARD wie geplant alle 20 Folgen der ersten Staffel ausstrahlen. Programmdirektor Günter Struve räumte ein, der Sendeplatz um 18 Uhr 55 sei momentan nicht die stärkste Zeit im Ersten. Moderator Darnell bewege sich aber „im Rahmen“.

Mit „Bruce“ sollten deutsche Frauen und Männer Bescheid bekommen, was gut für sie ist. Das interessiert nicht so viele Zuschauer, wie die ARD gehofft hat. Deswegen wird die Stylingshow am 25. März von der Datingshow „Ich weiß, wer gut für dich ist!“ abgelöst. Singles bekommen von Bekannten, Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen potenzielle Partner zugeführt. Ob mit dem Ende von „Bruce“ für den 50-jährigen Amerikaner definitiv Sendeschluss ist in der ARD, ließ Günter Struve offen.

Die Intendanten haben dem Programmdirektor auch die Lösung eines quasi unlösbaren Problems aufgegeben – eine befriedigende Anfangszeit für die „Tagesthemen“. Das Nachrichtenjournal hat derzeit an sieben Wochentagen fünf unterschiedliche Sendetermine. Die Zuschauer, sagte Struve, seien mit dem publizistischen Angebot durchweg zufrieden, aber alle einschlägigen Befragungen würden eine klare Botschaft vermitteln – „früher, früher, früher“. Bislang beginnen die „Tagesthemen“ frühestens um 22 Uhr 15. Würde die Sendung davor starten, käme es zum „Bruderkrieg“ mit dem ZDF, dessen „heute-journal“ um 22 Uhr 15 endet.

Balsam für die geschundene ARD-Seele bietet jedes Jahr aufs Neue die „Trend-Befragung“, in Sonderheit das Ergebnis zur sogenannten „Inselfrage“. Dabei wird erhoben, für welches Programm sich die Zuschauer entscheiden würden, wenn sie nur einen Kanal empfangen könnten. Die Reihenfolge für 2007: ARD (22 Prozent), RTL (17 Prozent), ZDF (14 Prozent), Dritte (zwölf Prozent), Pro Sieben (elf Prozent) und Sat 1 (vier Prozent).

Bei ihrer Tagung haben die ARD-Intendanten Eckpunkte für die Zusammenarbeit mit den Verlegern im Online-Bereich fixiert. Der ARD-Vorsitzende, SR-Intendant Fritz Raff, sagte, die Sender würden sich nur auf Kooperationen einlassen, die „unseren Eigeninteressen dienen“. Auf jeder fremden Plattform müsse ein ARD-Angebot als solches erkennbar bleiben, Kosten für die Verbreitung und für die Rechte müssten erstattet werden. Die ersten Projekte, wie sie beispielsweise der WDR mit der WAZ plant, müssten zunächst auf eine Probephase von 18 bis 24 Monaten begrenzt werden. Raff machte klar, dass mit den Verlegern nicht der Endpunkt möglicher Kooperationen erreicht sei. „Wir sind daran interessiert, unsere Inhalte möglichst weit zu verbreiten.“ Auch Telekommunikationsunternehmen und Handy-Hersteller wie Nokia benötigen dringend Bewegt-Bilder.

Den neu aufgeflammten Streit um den internen ARD-Finanzausgleich – „reiche“ Sender alimentieren „arme“ Sender – wollen die ARD-Chefs bis spätestens Ende April mit einem „pragmatischen Vorschlag“ lösen, wie Fritz Raff den Verzug einer Lösung elegant umschrieb.

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