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Fernsehen: Lübke und die Fernsehneger

Der Titel hat nicht gelogen. "Liebe, Babys und der Zauber Afrikas" hieß er, und darum ging es: Liebe, Babys und den Zauber Afrikas. Darum geht es immer, sobald das deutsche Fernsehen nach Afrika zum Fernsehmachen fährt.

Der Titel hat nicht gelogen. „Liebe, Babys und der Zauber Afrikas“ hieß er, und darum ging es: Liebe, Babys und den Zauber Afrikas. Darum geht es immer, sobald das deutsche Fernsehen nach Afrika zum Fernsehmachen fährt, egal, ob „Afrika, wohin mein Herz mich trägt“, „Mein Traum von Afrika“, „Afrika, mon amour“ oder eben „Der große ZDF-Sonntagsfilm“ herauskommt. Herz, Traum, Amour, das schaffen nur die stärksten Frauen, sprich die Stars von Deutsch-TV. Veronica Ferres, Iris Berben, Christine Neubauer, jetzt war Marion Kracht wieder da. Ein Bild gilt für alle Filme: Eine Frau, gerne ist sie Ärztin, kümmert sich um die schwarzen Kinder mit den großen Augen, ein Mann kommt näher und näher ... Schlussbild: Frau, Mann, Kind vor großer Afrika-Kulisse.

Muss sich darüber einer aufregen? Über harmlose Fiktion, die früher verlogenen Schwarzwald bot und heute verlogenes Schwarzafrika? Natürlich alles totally politically correct. Im Gegenteil, wenn Ferres in Afrika auftaucht, dann errichtet Powerchild e. V. sogleich eine Hilfsstation. Es sind, Gott sei Dank, die Amerikaner(-innen), die sich fragwürdiger aufführen: Angelina Jolie entbindet in Namibia, nachdem das Land zum Hochsicherheitstrakt verbarrikadiert wurde, Madonna möchte Malawi leer adoptieren, Mia Farrow tritt für Darfur in den Hungerstreik.

Die deutschen Fernsehleute sind einfühlsamer. Sie betrachten Afrika nur als Kulisse mit Elefantenohren und den Afrikaner nur als Statisten, der weder Angst noch Aids noch Apartheid kennt. Was der damalige Bundespräsident Heinrich Lübke 1962, bei einem Staatsbesuch in Liberia, gesagt haben soll: „Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Neger“, das sagt heute keine Fernsehfigur aus Deutschland mehr. Aber eine Kolonie ist es geblieben, eine homogenisierte Fernsehkolonie. Was, freundlich gesagt, bei Lübke als sauerländischer Paternalismus eines deutschen Politikers zur Sprache kam (dessen Hauptanliegen tatsächlich die Entwicklungshilfe war), das ist im heutigen Fiktionsfernsehen eine hanebüchene, afrophil durchwirkte Projektion. Adam und Eva waren Afrikaner, also werden Thomas und Antonia Deutsch-Afrikaner. Mit „Liebe, Babys und dem Zauber Afrikas“. Heinrich Lübke hätte diesen „großen ZDF-Sonntagsfilm“ verstanden.

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