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Fernsehen mit Helden: Für kleine Münze

RTL startet einen weiteren Free-TV-Ableger: Nitro setzt auf Serien und Sitcoms.

Das schöne Bild von dem einen, großen Lagerfeuer, an dem sich die gesamte Fernseh-Nation versammelt, trifft längst nur noch in Ausnahmefällen die Realität. Vielmehr brennt’s und lodert’s, wohin das Auge blickt: Lauter kleine TV-Lagerfeuerchen, passend zu jeder Zielgruppe. Über 260 deutschsprachige Programme lassen sich über den Astra-Satelliten 19,2° Ost empfangen, in der Nacht von Samstag auf Sonntag kommt noch ein weiteres hinzu: RTL Nitro – „Fernsehen für Helden“, wie es in den RTL-Trailern PR-vollmundig tönt – ist ab 1. April für Astra-Kunden und damit in knapp der Hälfte aller deutschen Fernseh-Haushalte frei empfangbar. Los geht’s um null Uhr mit Robin Williams in dem Spielfilm „One Hour Photo“. Nach und nach soll der Sender mit dem explosiven Namen auch in Kabelnetzen auftauchen. Kabel Deutschland ist mit RTL im Gespräch, so eine Sprecherin. Als erster Betreiber beliefert Netcologne seine Kunden im Kölner Raum ohne Zusatzkosten mit RTL Nitro. Der Sender ist außerdem in den Kabelnetzen von Unitymedia und Kabel BW sowie bei Entertain, dem TV-Angebot der Telekom, empfangbar. RTL Nitro ist im Gegensatz zu RTL-Geschwistern wie RTL Crime, RTL Living und Passion kein Pay-TV.

Außerdem sei RTL Nitro „inhaltlich viel breiter aufgestellt“, sagt RTL-Sprecher Claus Richter. Das „breit“ ist relativ: Journalistische Formate gibt es hier praktisch nicht, sondern fast ausschließlich Fiction – Serien, Sitcoms und einige wenige halb dokumentarische Reihen um Rechtsmediziner („Anwälte der Toten“) und Walfänger. Neben den unvermeidlichen Wiederholungen, von „Detektiv Rockford“ sowie der vierten und fünften Staffel von „24“ bis „Hör mal, wer da hämmert“, gönnt sich RTL zum Start auch Erstausstrahlungen von hochwertigen amerikanischen Serien. „Modern Family“ etwa, eine Emmy-preisgekrönte Comedy mit Ed O’Neill, dem Al Bundy aus „Eine schrecklich nette Familie“. Die ersten beiden Folgen des ABC-Hits sind am Montag ab 20 Uhr 15 zu sehen.

Anschließend startet „Nurse Jackie“, eine Krankenhaus-Serie, in der Schwester Jackie Peyton gleich in der ersten Folge ein abgeschnittenes Ohr ins Klo spült, einen Organspende-Ausweis fälscht und mit dem Apotheker schläft. Während „Nurse Jackie“ bereits bei TNT Serie im Pay-TV zu sehen war, ist „Chase“ (ab Mittwoch, 4. April, 20 Uhr 15) nach „Modern Family“ die zweite Deutschland-Premiere bei RTL Nitro. Mit der Krimi-Action-Serie um US-Marschalls, die flüchtige Verbrecher jagen, darf der Spartensender eine Lizenzware zeigen, die auch gut ins Programm von RTL gepasst hätte. Ist es etwa geplant, Formate aus dem Hauptprogramm auszulagern? Etwa die „CSI“-Serien, die an Marktanteilen eingebüßt haben? „Es gibt mehrere Modelle“, sagt Claus Richter knapp und schließt grundsätzlich nichts aus, auch nicht Eigenproduktionen von RTL Nitro zu einem späteren Zeitpunkt.

Auffällig ist, dass der Markt der Spartensender gerade ziemlich in Bewegung ist. Anfang Mai starten mehrere neue Angebote, alle im Pay TV: ProSieben Fun, der Frauen-Lifestyle-Sender Glitz und Sky Atlantic, auf dem Sky die Pay-TV-Verwertung der hochwertigen HBO-Serien bündeln wird. Der Zeitpunkt ist wohl nicht ganz zufällig gewählt, am 30. April wird auch das analoge Satellitenfernsehen abgeschaltet, was einige hunderttausende TV-Haushalte zur Umrüstung zwingt und damit zu potenziellen Abonnenten digitaler Programmpakete macht. RTL Nitro kommt dem um einen Monat zuvor, ist aber ohnehin frei empfangbar. Wie hoch die Kosten sind, darüber schweigt sich RTL aus. Es werde „substanziell“ investiert, sagt Richter. Die Zielgruppe bei RTL Nitro seien Männer zwischen 20 und 59 Jahren. Frauen sollen bei RTL Passion glücklich werden. Sogar ohne Altersgrenze. Thomas Gehringer

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