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© ZDF

Fernsehen: Mörder im Wolfspelz

Das ZDF zeigt vier „poetische Kriminalstoffe“ der französischen Bestsellerautorin Fred Vargas.

Den Satz hätte man leicht überlesen können. „Diese poetischen Kriminalstoffe passen in idealer Weise zur Philosophie unserer Sonntagabendreihen“, heißt es eher versteckt im Vorwort zu den vier Fred-Vargas-Verfilmungen, die das Zweite von Sonntag an ausstrahlt. Auf Action hat Regisseur Josée Dayan tatsächlich weitgehend verzichtet, dafür lernt der Zuschauer im Auftakt-Krimi „Bei Einbruch der Nacht“ die französischen Alpen bei zahlreichen Vogelflügen über zerklüftete Berge und Täler mit bewaldeten Hängen in schwerem Dunkelgrün kennen, immer begleitet von ebenso düsterer Klaviermusik. Das Wort „Erzähltempo“ passt so gar nicht zu der langsam dahinfließenden Handlung, obwohl die Ereignisse im Nationalpark des Mercantour-Massivs die Bewohner so sehr beunruhigen, dass der finsterste Aberglaube aus der Vergangenheit aufersteht.

Die französische Bestsellerautorin Fred Vargas, die 2004 den Deutschen Krimipreis erhielt, hat auch hierzulande eine beachtliche Fangemeinde. Das ZDF sieht die Fred-Vargas-Filme deshalb in einer Reihe mit Henning-Mankell-Kollektionen und den Elizabeth-George-Verfilmungen, die das ZDF bereits an gleicher Stelle gezeigt hat. Das Thema des Vargas-Debüts könnte auch in einen anderen Kontext passen. Die blutigen Wolfsattacken erinnern an Jean-Christophe Grangé („Die purpurnen Flüsse) oder an den Kinofilm „Pakt der Wölfe“ von 2001, der die Legende der Bestie von Gévaudan thematisiert, die in diesem ZDF-Krimi direkt angesprochen wird.

Der Vargas-Krimi beginnt blutig. Ein weiteres Mal wurden mehrere Schafe brutal gerissen, wenig später wird Bäuerin Suzanne ein Opfer der Bestie. Ein Wolfsmensch oder Werwolf geht um, heißt es bei den abergläubischen Dörflern. Wenn der Film ein Gesicht gebraucht hätte, dann am besten das des Schäfers, der sein Leben lang in Bäuerin Suzanne verliebt war. Die Haut des Alten, der auch im wahren Leben nur Anagonou heißt, ist vom Wetter gegerbt. Aus jeder Furche schaut das entbehrungsreiche Leben in den französischen Alpen. Im Zentrum der Vargas-Reihe steht jedoch der exzentrische Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg, perfekt verkörpert von Jean-Hugues Anglade. Er vertraut vor allem seiner intuitiven Ermittlungsmethode.

Eine besondere Bedeutung haben die Episodenrollen. In den weiteren Folgen werden noch Charlotte Rampling und die inzwischen 80-jährige Jeanne Moreau zu sehen sein. An diesem Sonntag verdreht erst einmal der charismatische Tobias Moretti der schönen Camille Forestier (Hélène Fillières) den Kopf. Moretti gibt den kanadischen Grizzly-Forscher Lawrence, der sich für die französischen Wölfe interessiert – und natürlich für Camille, die ehemalige Geliebte von Kommissar Adamsberg. Der hat die Trennung von Camille noch immer nicht überwunden, was das Verhältnis zu Lawrence zusätzlich belastet.

Verdächtig hat sich allerdings ein kauziger Schlachthausgehilfe gemacht. Als er das Weite sucht, lässt er eine Straßenkarte mit drei roten Kreuzen zurück. Suzannes Ziehsohn, der Schäfer und Camille machen sich mit einem klapprigen Lastwagen auf die Verfolgung, bald unterstützt von Camilles Ex-Freund Kommissar Adamsberg. Auf welche Auflösung des Verbrechens sie zusteuern, bleibt ebenso verschlungen wie die Serpentinen der französischen Alpen.

„Fred Vargas – Bei Einbruch der Nacht“, ZDF, 22 Uhr. Drei weitere Verfilmungen zeigt das ZDF an den kommenden Sonntagen sowie am Montag, 12. Oktober

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