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Salesch

© dpa

Fernsehen: Richterin Salesch wird 1500

Im Gegensatz zu anderen Gerichtsshows erfreut sich Barbara Salesch bei Sat.1 weiter großer Beliebtheit; am Donnerstag wird die 1500. Sendung ausgestrahlt. Zu dem Anlass gibt's auch eine neue Robe für die Fernseh-Richterin.

Die Gerichtsshows waren im deutschen Fernsehen die ganz große Mode zur Jahrtausendwende. Das ZDF startete im April 1999 mit "Streit um Drei" als erster Sender werktags eine nachmittägliche Gerichtsreihe, die erst 2003 eingestellt wurde. Der erste Test im Privatfernsehen, den der Sender Vox mit der von Radka Kaspar moderierten Sendung "Klarer Fall?!" machte, scheiterte dagegen 1999 bereits nach wenigen Folgen, weil sich zu wenige Zuschauer für die Urteile via TV interessierten. Auch als Barbara Salesch Ende September 1999 für Sat.1 antrat, um reale Schiedssprüche bei Zivilstreitigkeiten zu fällen, war das Publikumsinteresse noch nicht allzu groß. Das änderte sich erst, als Salesch im Jahr 2000 auf fiktive Fälle umsattelte und fast Tag für Tag mit Mord und Totschlag zu tun hatte.

Salesch, mittlerweile 57 Jahre alt, hat sich seit mehr als acht Jahren unverzichtbar im Sat.1-Nachmittagsprogramm gemacht. An diesem Donnerstag bestreitet die Richterin ihre 1500. Ausgabe - rund 3000 Urteile dürfte sie mittlerweile gefällt haben. Ein Ende ist nicht absehbar, über Vertragslaufzeiten wird nicht geredet. "Ich habe zur 1500. Sendung eine neue Robe bekommen, die reicht für 500 weitere - und dann werden wir mal weitersehen", sagt die gebürtige Baden-Württembergerin, die in Hamburg an verschiedenen Gerichten ihre berufliche Karriere machte, bevor sie sich fürs Fernsehen freistellen ließ.

Kein Zuschauerschwund

Auch der Privatsender Sat.1 ist mit der Entwicklung der Show zufrieden. Sie gehört zu den wenigen Sendeplätzen, die nicht vom Zuschauerschwund betroffen sind. In diesem Jahr beträgt der Marktanteil 22,1 Prozent, in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer 18,0 Prozent. Die Traumwerte mit Zahlen jenseits der Marke von 30 Prozent wie vor rund fünf Jahren sind zwar inzwischen Geschichte, doch die Tendenz ist wieder steigend. Und das in einer Phase, in der dem Genre der Gerichtsshow dauernd das Ende prognostiziert wird, was aber auf Sat.1 und Salesch offenbar nicht zutrifft.

Die Erosionen im TV-Richtergewerbe spielten sich dafür bei der Konkurrenz ab: Der Privatsender RTL beendete vor kurzem "Das Jugendgericht" und "Das Familiengericht", weil die Formate mit ständig sinkenden Marktanteilswerten von unter 17 Prozent in der jüngeren Zielgruppe nicht mehr den Erwartungen des Senders entsprachen. Überlebt hat nur noch "Das Strafgericht". Die anderen Sendungen sind Lebenshilfeprogrammen gewichen, die aber zum Teil noch schlechtere Quoten erreichen.

"Jeder leistet unglaublich viel"

Salesch bleibt trotz der guten Vorstellung bescheiden, was ihren eigenen Anteil am Erfolg ausmacht. "Mit Bernd Römer haben wir einen genialen Staatsanwalt, mit Ulrike Tasic und Uwe Krechel und den anderen wunderbare Verteidiger, dazu Wachtmeister Bauer und unseren neuen Pförtner Küster - jeder geht in seiner Rolle auf und leistet unglaublich viel." Die Zutaten, die sie selber der Sendung verpasst, bringen die 20 Jahre Berufserfahrung in allen Bereichen des Strafrechts und auch des Strafvollzuges mit. "Ich glaube, das spürt man", sagt Salesch.

Die Anregungen für die Fälle schöpft die Redaktion der Produktionsfirma filmpool aus den Quellen Fernsehen, Radio, Zeitungen und Fachzeitschriften. "Es kommt ja nicht auf die Paragrafen an, sondern auf die Hintergrundgeschichten - und die sind so bunt, wie das Leben sie schreibt", sagt Salesch. "Ich sage immer, wir machen Krimi verkehrt herum: Beim Krimi hat man eine Leiche und eine Stunde später den Täter. Bei uns ist es genau umgekehrt: Ich habe jemanden vor mir, von dem man glaubt, er sei der Täter gewesen, und im Lauf einer Stunde rücken die Zeugen mit der Wahrheit heraus, die Beweismittel sind alle da und ich weiß, war er's oder war er's nicht."

Barbara Salesch ist privilegiert, denn sie könnte jederzeit in den Dienst der Justiz zurückkehren, wenn es im Fernsehen einmal nicht mehr so läuft. Ihre Freizeitbeschäftigungen leiden jedoch unter der TV-Präsenz: die Bildhauerei und das Oldtimerfahren - zur Zeit fährt die flotte Richterin einen englischen Sportwagen der Marke Triumph.

Carsten Rave[dpa]

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