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Fernsehen: Vox zeigt vier Stunden DDR 1989

Der Fernsehsender Vox strahlt am Samstag vier Stunden DDR-Dokumentation aus, benannt "Der letzte Sommer der DDR". Gemeint ist aber der Sommer 1989, der vorletzte Sommer des Unrechtsstaates. Die Ungenauigkeit ist gewollt.

Vox hat einen Fehler gemacht. „Der letzte Sommer der DDR“, den der Kölner Privatsender am heutigen Samstag in einer vierstündigen Dokumentation zurück auf den Bildschirm holt, war erst der vorletzte. Der Film von Spiegel-TV-Autor Thomas Schaefer dreht sich nicht um den Sommer 1990, den Sommer der Einheit und der gewonnen Fußball-WM. Es geht um den Sommer 1989, um Monate voller ostdeutscher Schicksalsstunden: Massenflucht, Botschaftsdrama, Montagsdemos. Die grobe Ungenauigkeit nehmen Sender und Autor wohl bewusst in Kauf. Wer schert sich schon um Zeitrechnung, wenn es um Zeitgeschichte geht?

Der Sommer 1989 war besonders, medial aufgearbeitet wird er in einem besonderen Format. Eine Vier-Stunden-Doku im Programm eines Privatsenders, das ist ein Wagnis. Filmemacher Alexander Kluge, dessen Firma DCTP für Spiegel TV die Sendezeit bereitstellt, geht noch weiter: Am Samstagabend sitze man mit so einem Programm „auf dem elektrischen Stuhl“. Aber angesichts der Komplexität des Themas sei es „wie mit schönen englischen Gärten: Die brauchen Raum“. Und Zeit: Laut Spiegel TV seien hunderte Kassetten Drehmaterial gesichtet worden.

Bekanntes ist dabei, Szenen der Verzweiflung am Zaun der bundesdeutschen Botschaft in Prag, die unter Planen campierenden DDR-Bürger im Hof der diplomatischen Vertretung, schließlich die nächtliche Erlösung durch den Auftritt Hans-Dietrich Genschers auf dem Balkon. Das bewegt, auch heute noch. Durchbrochen wird die Bilderflut durch die Kommentare prominenter Zeitzeugen. Besonders eindringlich sind die Zeitdokumente weniger bekannter DDR-Bürger: Der selbst gedrehte Fluchtfilm eines Ehepaars, das sich beim Überwinden der österreichisch-ungarischen Grenze im Frühsommer ’89 mit der Videokamera aufnimmt. Hier wird deutlich, wie dramatisch „der letzte Sommer der DDR“ war. Auch wenn er gar nicht der letzte war.api

„Der letzte Sommer der DDR“, Vox, 20 Uhr 15

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