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Am Verzweifeln. Katja (Sabine Wolf, links) und Isa (Karina Plachetka). Foto: ZDF

© Friede Clausz

Fernsehfilm: Die Spermafrage

„Zwei Mütter“: Ein lesbisches Paar will ein Kind. Als es nicht klappt, untergräbt das Thema die Partnerschaft.

Von Susanna Nieder

Isabella (Karina Plachetka) beobachtet sehnsüchtig ein Kind auf einer Schaukel. Sie kann die Augen nicht von ihm wenden, setzt sich dazu, stellt Fragen. Katja (Sabine Wolf) steht verloren daneben.

„Du fehlst mir“, sagt sie leise – doch Isabella hört sie nicht. Katja und Isabella sind miteinander verheiratet und wünschen sich ein Kind. So schwer kann das ja nicht sein. Am Anfang des Films „Zwei Mütter“ sind sie ein eingeschworenes, zärtliches Paar mit starker sexueller Beziehung. Katja bringt das Geld nach Hause, Isabella träumt davon, schwanger zu werden und das gemeinsame Kind aufzuziehen.

Nach endlosen Telefonaten findet sich ein Arzt, der zur Insemination bereit ist. Vorher steht nur noch ein Rechtsanwaltstermin an, um die Vermögensverhältnisse zu klären. Doch das Gespräch verläuft demütigend; Katja verdient zu wenig. Der Gesetzeslage nach könnten Mutter oder Kind den Arzt, der die Schwangerschaft einleitet, auf Unterhalt verklagen – da will man sich absichern.

Schließlich ist doch ein Arzt bereit, das Risiko auf sich zu nehmen. Die Insemination kostet 500 Euro pro Injektion. Isabella ist ganz aufgeregt und glücklich, als sie auf dem gynäkologischen Stuhl zum ersten Mal Sperma injiziert bekommt, Katja steht ihr bei wie ein werdender Vater. Aber für eine Frau Ende 30 kann der Versuch, schwanger zu werden, auch mit männlichem Partner schon zum Nervenkrieg werden. Für Isabella und Katja wird er immer aussichtsloser. Langsam schiebt sich das Thema zwischen die beiden und untergräbt ihre Partnerschaft.

Die junge Regisseurin Anne Zohra Berrached drehte „Zwei Mütter“ noch als Studentin der Filmakademie Baden-Württemberg. Als „dokumentarischen Langfilm“ hat das ZDF ihn in die Dokumentarfilmreihe „100%Leben“ der Redaktion „Das kleine Fernsehspiel“ genommen. Das war eine gute Entscheidung, denn wenn man einen reinen Spielfilm erwartet, wirkt „Zwei Mütter“ durch seinen einfachen chronologischen Aufbau und die akribische Informationsfülle etwas hölzern.

Andererseits hat Berrached für Plachetka und Wolf sehr gute Spielszenen geschrieben, und die beiden Schauspielerinnen geben alles, um fühlbar zu machen, wie der Konflikt das Paar innerlich zerreißt. Wenn es wirklich wahr ist, dass alle außer ihnen sich selbst darstellen, muss die Regisseurin ein Genie in Darstellerführung sein. Der Rechtsanwalt oder der Vertreter für Inseminationssets, den Isabella konsultiert, nachdem sie sich eine weitere ärztliche Behandlung nicht mehr leisten können, wirken völlig natürlich und sehr engagiert.

Berrached beobachtet die emotionale Entwicklung der beiden mit großer Genauigkeit; sie kennt den Machtkampf, die Verletzungen, den Punkt, wo sich die Waagschale in eine Richtung neigt und das Team in eine Gewinnerin und eine Verliererin zerfällt. Susanna Nieder

„Zwei Mütter“, ZDF, Montag, um 23 Uhr 55

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