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Fernsehfilm: Freigegeben ab 40

Die Tragikomödie "Muttis Liebling" ist hochkarätig besetzt, doch die dramaturgische Rechnung geht hier nicht auf.

Das soll es ja geben: Söhne, die noch im allerbesten Mannesalter bei Muttern wohnen. Männer, die mit 30, mit 35, mit 40 gar von Mama das Frühstück gemacht bekommen. Muttersöhnchen nennt man diese. Natürlich hat nicht nur der Sohn etwas von dieser symbiotischen Angelegenheit. Muttern ist nie allein, auch wenn der Ehegatte längst gegangen ist. Loriots wunderbarer Kinofilm "Ödipussi" mag als gelungenes Beispiel für das Muttersöhnchen-Genre stehen. Ein intelligenter Schenkelklopfer mit humorigem Tiefgang und Lebensweisheit. Das kann man leider vom Mittwochs-Fernsehfilm "Muttis Liebling", bei dem Xaver Schwarzenberger Regie führte und Ulli Schwarzenberger das Drehbuch schrieb, nicht gerade behaupten.

Regisseur Xaver Schwarzenberger, der sich gerne komödiantischen Stoffen widmet ("Single Bells"), zuletzt das Historiendrama "Margarete Steiff" mit Heike Makatsch inszenierte, sagt über seinen jüngsten Film: "Hier geht es um eine Mutter, die ihren Sohn nicht freigeben kann." Nun gut, das ist schnell verstanden, das birgt sozialkritisches Potenzial und gewiss auch komödiantischen Nährboden. Vielleicht sogar etwas Tragik, etwas Drama. Zumal: Vor Schwarzenbergers Kamera versammelt sich ein durchaus hochkarätiges Schauspielerensemble, von Monica Bleibtreu als omnipräsenter Mutterglucke über Gregor Bloéb als zunächst verhuschtes Muttersöhnchen bis hin zu Marie Bäumer als den Frosch küssender, sächselnder Eva und Friedrich von Thun als einsichtigem, daher flüchtendem Ehegatten. Doch die dramaturgische Rechnung geht hier nicht auf.

Verzweifeltes Klammern am Sohn

Die Geschichte ist denkbar einfach: Wolferl (Bloéb), knapp 40, ist Mutter Schröders (Bleibtreu) Liebling. Seine ältere Schwester, das Nannerl (Ulrike Beimpold), zählt quasi nicht. Der Sohn ist Mutters Ein und Alles, Gatte Schröder (von Thun) nur mehr noch Staffage, ein Stück Inventar. Längst hat Herr Schröder sich anderweitig orientiert, Mutter Schröder weiß es, und schweigt. Hauptsache, der Schein wird gewahrt, wegen der Nachbarn in Wien, der Gesellschaft. Zumal Wolferl noch im Hause der Eltern wohnt, von dort morgens zur Bank geht, wo er am Schalter steht. Die Ausgeburt an Biederkeit, gescheitelt und bebrillt, die Kleidung von vorvorgestern. Mutter gefällt es, darum geht’s.

Als das Wolferl aber per Zufall in den Kosmetiksalon der zugereisten Sächsin Eva (Bäumer) gerät, macht der Mann eine Metamorphose durch, bekommt allenthalben gesagt, "Sie schauen ja aus wie ein Mensch!". Als Eva und Wolfgang – wie er ja eigentlich heißt – sich ineinander verlieben, erkennt die Mutter den drohenden "Verlust" ihres Sohnes. Dieses Verlieren, dieses Loslassenmüssen wird hier als ein Akt des verzweifelten Klammerns erzählt. Mit einer penetranten Redundanz muss nun Monica Bleibtreu wimmern und jammern, unentwegt Krankheiten vorgeben und jeden zweiten Tag den erlösenden Sturz in den Tod androhen.

Und Wolfgang alias Gregor Bloéb setzt sich abermals an Mutterns Bett, geht mit seiner großen Modelleisenbahn brav in seinem Zimmer spielen. Zu selten kippt da das Komödiantische, das manchmal fast schon klamaukig gerät, ins Tragische um, um noch ernst genommen werden zu können. Eigentlich schade – bei der Besetzung.

"Muttis Liebling", ARD, 20 Uhr 15

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