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Ranga Yogeshwar

© dapd

Fernsehkritik: Yogeshwars Liebesquiz bleibt ohne Höhepunkte

Ranga Yogeshwar gibt in der ARD-Show "Wie liebt Deutschland?" wieder den Quizmaster. Wirkliche Höhepunkte weiß die öffentlich-rechtliche Biederkeit wirkungsvoll zu verhindern.

Geben sie es ruhig zu: Mehr als die Frage, wie sich Ranga Yogeshwar am Donnerstagabend als Showmaster geschlagen hat, interessieren doch auch sie sich für die nackten Zahlen, oder? Machen wir es also nicht so spannend: Im Durchschnitt gingen die 400 von der ARD befragten Pärchen in den vergangenen vier Wochen sieben Mal miteinander im Bett, was jeweils rund 3,5 Minuten dauerte. Das erste Mal fand im Durchschnitt mit 16,9 Jahren statt, einen Partner betrogen hatten von den Befragten bereits 42 Prozent, und 15 Prozent aller Frauen träumen von einem Abenteuer mit einem Unbekannten. Soweit, so normal.

„Wie liebt Deutschland?“ hieß die Sendung, mit der sich Ranga Yogeshwar erneut als Quizshow-Moderator in der ARD präsentieren durfte, seitdem Kollege Jörg Pilawa durch seinen Abgang zur Konkurrenz für ein paar freie Posten gesorgt hatte. Vergangene Woche ging es Yogeshwar ums Essen, diesmal lautete das Thema: Sex. Eine sichere Bank, sollte man meinen. An Höhepunkten war der Abend dann aber eher arm.

Das lag zum Teil an Yogeshwar selbst. So richtig konnte sich der 51-Jährige, der bis dato vor allem als Wissensvermittler tätig war, seiner Herkunft aus dem didaktischen Fach auch im zweiten Anlauf noch nicht entledigen. Häufig dozierte er mehr, als dass er moderierte, blieb selbst dann, wenn er seine Kandidaten stichelte, gewaltig steif und gab Plattitüden à la „Beziehungen sind wie Pflanzen, beide muss man pflegen“ zum Besten. Zum Entertainer, der einen Abend zur Not auch alleine über die Bühne bringt, fehlte ihm noch einiges an Lässig- und Natürlichkeit. Vielleicht auch ein wenig mehr Lust am Krawall. Diese Harmlosigkeit jedenfalls ist auf Dauer gewaltig langweilig.

So plätscherte der Abend vor sich hin. Quizrunden wechselten sich mit Einspielern ab, die dank der eingeblendeten Promikommentare aussahen wie die Chartshows der Privaten, und in denen vom Minirock und Dr. Sommer erzählt wurde. Immerhin tat man so etwas für die Allgemeinbildung, auch bei den Kandidaten: Schauspielerin Michaela May weiß jetzt, wann der Bikini erfunden wurde, ihr Kollege Ralf Möller, warum Hoden außen am Körper sitzen, und der Volksmusiktrompeter Stefan Mross hat jetzt gelernt, dass Bier im alten Ägypten als Aphrodisiakum galt. Die sich hier geradezu aufdrängende und viel spannendere Anschlussfrage, welche Rolle das Bier im zeitgenössischen Liebesleben der Deutschen spielt, fiel dann jedoch der öffentlich-rechtlichen Biederkeit zum Opfer.Ähnlich wie das Thema Pornografie, an das man sich überhaupt nicht heranwagte, oder auch das Thema Homosexualität. Die tauchte nur in zwei Einspielern mal kurz am Horizont auf und wurde dann, nachdem man sich gegenseitig seiner Toleranz versicherte, nicht mehr erwähnt.

Irgendwann in der Mitte des Abends rutschte Yogeshwar folgender Satz raus. „Vor 30, 40 Jahren wäre diese Sendung hier ein Skandal gewesen.“ Damit sie heutzutage einer geworden wäre, hätte es definitiv einer Menge mehr Mut bedurft – seitens des Moderators und der ARD..

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