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Radelt im Film Unter den Linden entlang: Max Raabe.

© dpa

Film über Max Raabe: Arte spendiert Max Raabe „Eine Nacht in Berlin“

"Ich bin nur gut, wenn keiner guckt": Diese Songzeile von Max Raabe ist eine Untertreibung. Der neue Musikfilm über ihn ist ein perfekter Auftritt - allerdings auch recht unaufregend.

Sie wissen, was sie an ihm haben. Die Fernsehleute, die Plattenlabelleute, das Publikum. Als Person im Umgang so angenehm, wie als heller Bariton im Ohr, dazu elegant anzusehen und mit mehr als einer Prise Selbstironie gesegnet, ist Max Raabe seit mehr als 25 Jahren einer der erstaunlichsten Nischenbewohner des deutschen Musikgeschäfts. Mit Weltgeltung noch dazu. Und großer Anhängerschar im heimischen Berlin, wo er mit dem Palast Orchester im Februar und März siebzehn Konzerte im Admiralspalast vor jetzt schon fast ausverkauftem Saal spielt. Nicht verwunderlich also, dass Arte, der RBB, Universal und einige weitere Koproduzenten ihrem populären Liebling einen zeitgleich als DVD veröffentlichten Konzertfilm spendieren, zu dessen Premiere in der Astor Filmlounge vor ein paar Wochen die Honoratioren gleich in Rudelstärke aufliefen, um den anwesenden Künstler in reizenden Worten zu preisen. Denn Raabe, das ist nicht nur musikalische Perfektion und nostalgisches Sentiment, das ist auch Kasse, Quote, Konsens. Weit mehr als spröde Musikdokumentationen über Neue Musik, die anders als konventionelle Konzertfilme immer seltener auf Arte zu finden sind.

Unter denen hat „Eine Nacht in Berlin“ aber visuell wenigstens deutlich mehr Pfiff, als die 2009 ebenfalls auf Arte ausgestrahlte Aufzeichnung des Raabe-Programms „Heute Nacht oder nie“. Die wurde damals vom künstlerischen Leiter und Kameramann Michael Ballhaus analog zum Raabe-typischen Bühnenunderstatement eins zu eins abgefilmt. Nun wagt sich der junge Musikvideoregisseur Daniel Lwowski an eine witzige Bildsprache, an Effekte, einen differenzierten Look.

Max Raabe: Der Traum aller Schwiegermütter

Die Eingangssequenz allerdings trügt. Nur weil Max Raabe da lässig Unter den Linden entlangradelt,sich dabei die Fliege bindet und dann in den Künstlereingang des Admiralspalastes schlüpft, ist das hier keine coole Backstage-Doku. Bilder vom etwaigen Kampf der Herren Musiker mit der steifen Hemdbrust unterm Frack kann dem Image soignierter Herren auch nur abträglich sein. Und welche Schwiegermutter will ihren Schwiegersohn schon schwitzen sehen?

Der witzige, von Annette Humpe und Max Raabe getextete Eröffnungssong „Ich bin nur gut, wenn keiner guckt“ ist mit seinen Kamerafahrten vorbei an Sänger und Orchester, Musikerdetails und Publikumstotalen noch ganz klassisch anzusehen. Später verdeutlicht sich das auch von einem Dutzend Cutter umgesetzte Konzept, jedem Lied einen eigenen Dreh zu geben. Songs werden in Rot, Blau oder Grün getaucht, Verszeilen eingeblendet, Zwischenszenen zeigen das Orchester in einem Ballsaal vor tanzenden Paaren, Musiker erscheinen als Projektionen über den Köpfen des Orchesters, es gibt Splitscreen- und Karussell-Effekte. Das ist hübsch, das ist geschmackvoll, aber nicht aufregender als Max Raabes Musik, die in diesem Dreiviertelstünder in Sound und Mischung ihren perfekten Auftritt hat.

„Max Raabe: Eine Nacht in Berlin“, Sonntag, Arte, 18 Uhr 30

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