zum Hauptinhalt

Finale in Australien: Hut ab, Krone auf

Erfolg der Normalität – Warum sich der Berliner Peer Kusmagk als Dschungelkönig durchsetzte.

Egal, was jetzt kommt, zumindest gesundheitlich hat sich die Dschungelkrone für Peer Kusmagk schon mal gelohnt. Nachdem er am Samstagabend die fünfte Auflage der RTL-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ gewonnen hatte – wie bereits in einem Teil der Sonntagsauflage berichtet – erklärte er Folgendes: Er habe im Urwald aufgehört zu rauchen und angefangen zu meditieren. Hut ab, Krone auf. Der neue Herrscher, ein Vorbild.

Auch sonst gibt sich der neue Dschungelkönig milde – fast esoterisch: „Die Erfahrung im Camp hat auch gezeigt, dass das Allerwichtigste der Zusammenhalt und die innere Stimme sind. Also im Endeffekt muss man seinem Herzen folgen, so wie es ,Der kleine Prinz‘ schon beschrieben hat“, fasste der Berliner Ex-Schauspieler (GZSZ), Ex-Moderator (Sat-1-Frühstücksfernsehen) und derzeitige Restaurantbetreiber seine Lehren aus 16 Tagen Pritschenlager zusammen. Aha! Allerdings verwundern solch sensibel anmutenden Regierungsansprachen bei genauer Betrachtung wenig, bei einem 35-jährigen Monarchen, der in seiner Freizeit mit Stofftieren spricht. Hat das bei König Ludwig II nicht ähnlich angefangen?

Doch was bedeutet sein Sieg jetzt? Seine Vorgängerin, die damals 77-jährige Schauspielerin Ingrid van Bergen, wertete ihre Thronbesteigung anno 2009 als Zeichen, dass in unserer Gesellschaft auch die Älteren noch ernst genommen werden. Nun hat ein Mann gewonnen, den zu Beginn des Spektakels niemand auf dem Zettel hatte – ein leicht verpeilter Yuppie und ein selbst nach C-Promi-Maßstäben eher unbekanntes Gesicht. Als Kusmagk ins Camp zog, war er nicht so bekannt wie Schlagerheld Costa Cordalis, der den Dschungel von Januar bis November 2004 regierte, nicht so berüchtigt wie Tratschweib Désirée Nick (Herrscherin von 2004 bis 2008) und nicht so berühmt wie der knuddelige Boygroup-Sänger Ross Antony, dessen Regentschaft von 2008 bis 2009 dauerte. Und mit der Bekanntheit von Ingrid van Bergen (2009-2011), die unter anderem darauf beruhte, dass sie vor 30 Jahren wegen Totschlags an ihrem Geliebten ein paar Jahre hinter Gittern saß, konnte er ebenfalls nicht mithalten.

Beim Namen Peer Kusmagk zogen sich vor 16 Tagen noch die Brauen kraus: „Peer wer?“ Sein Sieg ist ein Sieg der Normalität. Kusmagk hielt sich – jedenfalls so weit man das nach der von RTL zensierten Berichterstattung beurteilen kann – weitgehend raus aus Intrigen und Getue. Als das Camp das Model Sarah Knappik geschlossen zum Auszug aufforderte, überwarf er sich mit dem Rädelsführer Mathieu Carrière. Auch Poolpartys wie bei Jay Khan und Gespielin Indira feierte er nicht.

Das alles machte sein Mitfinalist, der Schwimmer und Schwiegermuttertraum Thomas Rupprath, zwar auch nicht, dem fehlten zum Sympathieträger aber doch ein paar Ecken. Rupprath ist freundlich und hat Frau und Kind, Kusmagk einen ulkigen Hut, ein paar Euro Schulden und ein Auto, das während seiner Abwesenheit Strafzettel sammelt. Irgendwie sympathisch. Das muss schlussendlich mehr gezählt haben als das Mitleid, das man mit der verlebten, verschuldeten und dann noch verlassenen Schauspielerin Katy Karrenbauer haben musste.

Ob die Zuschauer mit Kusmagks Wahl ein Zeichen gegen den verordneten Krawall setzten wollten? RTL kann es egal sein. Für den Sender hat sich die Show gelohnt – obwohl im Dunstkreis von Kotze und Kakerlaken angeblich keiner werben wollte. Von den bisherigen Auflagen war diese Staffel die erfolgreichste: durchschnittlich 7,4 Millionen Zuschauer. Das Finale am Sonnabend sahen mehr als 8,9 Millionen. Das kann nur heißen: The show will go on. Moritz Honert

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false