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70 Jahr', blondes Haar. Wolfgang Joop (li.) ist das Epizentrum der Show. Dafür gibt es Applaus von Co-Juror Thomas Hayo.

© dpa

Finale von „Germany’s Next Topmodel“: Auch Wolfgang Joop konnte die Show von Heidi Klum nicht retten

Das Finale der neunten Staffel von „Germany’s Next Topmodel“ war vorhersehbar und voll von Floskeln. Das konnte auch Juror und Designer Wolfgang Joop nicht verhindern.

Von Barbara Nolte

Deutschlands große Castings-Shows kommen in die Jahre. Dieter Bohlen, seit elf Staffeln Juror von „Deutschland sucht den Superstar“, wandte sich am vergangenen  Samstag mitten im vermeintlich so spannenden Finale von der Kamera ab: um zu gähnen. Die Macher von „Germany’s Next Topmodel“, angekommen immerhin bei Staffel neun,  hatten diesmal einen - nach Kritikermeinung - Jungbrunnen verpflichtet: den 69-jährigen Wolfgang Joop. Joop saß also am Donnerstagabend  recht gut gelaunt im Konfettiregen in der Kölner Lanxess-Arena. Lichtkegel kreisten, Flammen loderten. Das Fernsehen bot sein ganzes Brimborium auf, um das Model-Casting zum großen Bühnenspektakel zu machen. Auf ihre eiserne Art forderte Moderatorin Heidi Klum von den Teilnehmerinnen nicht nur Leistung ein, sondern Freude. „Hat es Spaß gemacht, Steffi?, fragte sie. Und kurz darauf: „Hattest du Spaß, Jolina?“  Wieder und wieder dieselbe Frage. „Wir genießen’s“, antwortete eine der Finalistinnen pflichtgemäß, um einen Augenblick später hinausgewählt zu werden.

Bei der Finalshow liefen also erst drei, später zwei hübsche Mädchen mit Zehn-Zentimeter-Absätzen im Kreis herum, wie es der Job von Models verlangt. Doch das ist an sich nicht sehr abwechslungsreich und am Donnerstagabend schien es, jedenfalls von Ferne aus, von allen drei Kandidatinnen gleich gut gelöst. Ein wenig absurd klangen da die Fachsimpeleien der Juroren. Heidi Klum sagte, die Augen von Kandidatin Steffi „funkelten“.  Ko-Juror Thomas Hayo erwiderte, Kandidatin Jolina sei „souverän gelaufen“. Eine der Finalistinnen, wird da versichert, hätte sich „super angesprengt“, eine andere sich „super entwickelt“.  Die Mädchen lebten „ihren Traum“.  Es ist bestürzend, wie klein das Floskel-Repertoire war, mit denen  Klum und Hayo ihre Moderationen bestritten.

GNTM normiert nicht nur Körper sondern auch Gedanken

Wolfgang Joop unterlief  zumindest ein wenig den Schwulst der Show, als er ein Kleid, das eine Kandidatin selbst designt hatte, ironisch als „Badeanzug mit Duschvorhang“ beschrieb. Zum Philosophen der Mode, wie eine Zeitung seine Rolle in der Show charakterisierte, wurde Joop in der Finalshow dennoch nicht. Dazu waren die Fragen von Heidi Klum auch wenig geeignet: „Wer von den Mädchen gefiel dir am besten?“

Die Schönste der Schönen bei der Castingshow "Germany's next Topmodel": Stefanie.
Die Schönste der Schönen bei der Castingshow "Germany's next Topmodel": Stefanie.

© dpa

Schließlich sollten die Mädchen selbst ihre Eignung als Top-Model  in einer Rede darlegen, die ebenfalls bewertet wurde. Sie wolle gewinnen, sagte Jolina, weil sie das Modeln „einfach liebe“. Sie wolle „Vorbild“ sein, meinte Steffi. „Ich möchte euch zeigen, wie schön das Leben sein kann.“ Heidi Klum hätte das nicht besser sagen können. Juror Hayo lobte Steffi dafür, dass das mit dem „Vorbild“ ein guter Punkt sei. Auch das Anliegen, als Model in Deutschland anderen die Schönheit des Lebens zeigen zu wollen, gefiel ihm. Stefanie, 17, aus Kaiserslautern  gewann diese Runde und schließlich die ganze Show. Vor dem Kölner Dom hatten am Nachmittag rund zweihundert Frauen dagegen demonstriert,  dass Klums Show die Körper von Teenager-Mädchen normiere. „Germany’s Next Topmodel“, so zeigte sich am Abend, normiert auch deren Gedanken.

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