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Medien: Fit for Burda?

Medien-Konzern kauft Milchstraße-Verlag

Der Münchner Burda-Verlag übernimmt die Hamburger Verlagsgruppe Milchstraße. Die Zeitschriften „Max“, „TV Spielfilm“, „Amica“, „Cinema“ und „Tomorrow“ ergänzten „das Portfolio von Hubert Burda Media optimal“, erklärte der Verleger Hubert Burda. An der Zeitschrift „Fit for Fun“ hält der Konzern 80 Prozent, die restlichen 20 Prozent gehören dem Gründungsverleger Dirk Manthey. Burda sprach von „spannenden Marken mit einer jungen und kaufkräftigen Leserschaft“. Für die Verlagsgruppe soll künftig Burda-Vorstand und „Focus"-Herausgeber Helmut Markwort verantwortlich zeichnen. Burda war seit Ende 1995 schon über Beteiligungen oder direkt an Zeitschriften der Hamburger Verlagsgruppe beteiligt.

Der Milchstraße-Verlag erreicht den Angaben zufolge mehr als zehn Millionen Leser, beschäftigt 430 Mitarbeiter und erzielte 2003 einen Umsatz von 160 Millionen Euro. Ziel der Übernahme sei „erstens, die journalistische Qualität der Titel zu erhalten, zweitens, die Synergien mit Hubert Burda Media zu nutzen und drittens, die Kosten zu senken“, erklärte Markwort.

Zum Kaufpreis wurden keine Angaben gemacht, er wurde auf bis zu 30 Millionen Euro geschätzt. Einwände der Kartellbehörden erwartet Burda nicht. „Wir gehen davon aus, dass es keine juristischen Probleme geben wird“, sagte ein Unternehmenssprecher. Zu möglichen Konsequenzen für einzelne Zeitschriften oder für die Beschäftigten wollte sich der Burda-Sprecher nicht äußern. Verleger Hubert Burda habe aber ein klares Bekenntnis zum Erhalt der Milchstraße-Titel abgeben.

Die Verlagsgruppe Milchstraße geht auf Zeitschriftengründungen des Hamburger Verlegers Dirk Manthey zurück. Mit 21 Jahren brachte er 1975 die Filmzeitschrift „Cinema“ heraus. Die Auflage des zunächst schwarz-weiß gedruckten Magazins stieg über die Jahre auf 250 000 Exemplare. Nach dem Erfolg mit Europas größter Filmzeitschrift warf Manthey eine Reihe von erfolgreichen Neugründungen auf den deutschen Zeitschriftenmarkt, darunter „TV Spielfilm“, „Max“, „Fit for Fun“ und „Amica“.

Das notwendige Kapital für die riskanten Projekte besorgte er sich vom italienischen Rizzola-Verlag, der 1989 mit 75 Prozent beim Kino Verlag – Vorgänger der Milchstraße – einstieg. Seit 1995 arbeitete Rizzola mit Burda zusammen, so dass die verschiedenen Objekte der Verlagsgruppe Milchstraße (benannt nach dem Verlagssitz im Hamburger Stadtteil Pöseldorf) jeweils zu unterschiedlichen Anteilen Manthey, Rizzola und Burda gehörten.

Manthey galt in seiner Glanzzeit als einer der kreativsten und innovativsten Verleger in Deutschland. „Ich mache Zeitschriften, die ich selbst gern lesen will“, sagte er einmal. Mit „TV Spielfilm“ entwickelte er ein völlig neues Marktsegment der 14-tägig erscheinenden Fernsehzeitschriften. Auch „Fit for Fun“ war Wegbereiter für eine Gattung von Fitness-Magazinen. Die Verlagsgruppe Milchstraße beschäftigte zu ihrer besten Zeit im Jahr 2000 rund 800 Mitarbeiter und erzielte mehr als 250 Millionen Euro Umsatz. Dann erreichte die Medienkrise die erfolgsverwöhnten Macher, es gab Flops wie das Internet-Magazin „Net-Business“. Der geplante Ausbau von „Max“ zu einer Konkurrenz für den „Stern“ gelang nicht, Manthey wechselte im Verlag von einer Geschäftsführer- auf eine Herausgeberposition.

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