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Übler Scherz.  Auch beim Finale der RTL-Show „DSDS“ am Samstag in Bremen gab es eine Bombendrohung. Wer als Zuschauer in die ÖVB-Arena wollte, der musste sich einer scharfen Kontrolle unterziehen.

© dpa

Folgen der Bombendrohungen: Sind Live-Shows im Fernsehen am Ende?

Nach den Bombendrohungen bei „GNTM“ und „DSDS“: Die Fernsehsender wollen weiter Events - und das bieten die Live-Shows

Drama, Drama. Am vergangenen Donnerstag die Bombendrohung, die zum Abbruch von „Germany’s Next Topmodel“ führte, am Samstag beim Finale von „Deutschland sucht den Superstar“ in Bremen erneut eine Bombendrohung eines Trittbrettfahrers, am Samstag steht die Übertragung des Eurovision Song Contests an – Live-Shows, immer schon eine organisatorische Herausforderung, sind für die großen Fernsehsender zurzeit ein heikles Unterfangen, das Aufregendste am Fernsehen und gleichzeitig ein ständiges Wagnis.

Eine Umfrage unter den fünf großen Sendern zeigt, dass es in jedem Programm mit Live-Shows weitergehen wird. Sat-1-Sprecherin Diana Schardt formuliert die Generallinie, auf der sich die Sender bewegen: „Natürlich machen wir weiter mit Liveshows, diesen wohnt ja ein ganz besonderer Zauber inne.“ Pro-Sieben-Sprecher Christoph Körfer begründete die Fortsetzung damit, dass „manche Events der Zuschauer in Echtzeit erleben möchte – insbesondere große Finalshows“. Und: „Wir lassen uns nicht einschüchtern.“

Live-Shows sind das größere TV-Erlebnis

Live ist immer ein besonderer Thrill, da kann es Pannen geben, die berühmten Emotionen, und – vor allem – steht das Ergebnis in diesen Leak-Zeiten vor der Ausstrahlung nicht fest. RTL-Sprecher Christian Körner sagte, „Live-Shows sind aufwendiger, können aber ein intensiveres Fernseherlebnis schaffen.“ Es fühle sich für viele Zuschauer anders an, bei einer Liveshow zuzuschauen, wenn auch nur vor dem Bildschirm. Für RTL, das mehrere Formate wie „DSDS“, „Die 2“ oder „Let’s Dance“ im Programm, ist klar: „Live-Ereignisse nehmen im TV an Bedeutung eher zu.“ Sie sind vielleicht die letzte Domäne des linearen Fernsehens.

Dazu kommt, gerade bei den kommerziellen Stationen, der finanzielle Faktor. Das lukrative Publikums-Voting ist bei einer Aufzeichnung schier unmöglich, wogegen bei einer Liveshow quasi ganz Deutschland abstimmen kann. Außerdem wertet das aufwendige Format das Image eines Senders auf.

ProSieben zieht all das ins Kalkül, der Sender hat 2015 die meisten Liveshows im Programm: sechs Mal „Schlag den Raab“, fünf „TV total“-Events, drei bis fünf Liveshows bei „The Voice of Germany“ und „Got to Dance“. Erkennbar ist, dass das Programmelement bevorzugt bei Castingshows genutzt wird. Auch bei Sat1 mit „The Voice of Germany“ und den „Voice Kids“. Demnächst wird die dritte Staffel „Promi Big Brother“ bei Auftakt, Mitte und Finale solcherart begleitet. Der Kontakt zu den Zuschauern, zu den Fans, eingefangen im Live-Event in der Halle und am Bildschirm – großes Fernsehen.

Trotzdem, Live-TV ist mit einem größeren Risiko verbunden als das Fernsehen aus der Konserve. Und jedes noch so minutiös geplante Finale einer Castingshow funktioniert nur, wenn es auf die minutiös geplante Minute genau losgeht. Das nachgeholte Finale von „Germany’s Next Topmodel“ am 23. Mai in New York im kleinen Rahmen kann nur die Notlösung sein. ProSieben will das Ergebnis am 28. Mai zur Primetime ausstrahlen. „LiveShows sind ein Teil unserer Kultur, die Leute haben da große Freude dran, und die müssen wir uns erhalten“, sagte Thomas Hayo, der neben Klum und Wolfgang Joop einer der „Topmodel“-Juroren ist.

Branchenkenner machen aber auch keinen Hehl daraus, dass das mit der Live-Show eine undankbare Aufgabe ist, gerade in einer Fernsehwelt, die ihren Shows oder Realityformaten zunehmend Dialoge auf Punkt und Komma vorgibt. In Live-Shows passiere schon mal eine halbe Minute lang – wenig bis gar nichts.

Sicherheit beim "Eurovision Song Contest"

Thema Sicherheit: Ausgerechnet jetzt hat die ARD mit dem Eurovision Song Contest am Samstag aus Wien eine der größten Live-TV-Shows Europas vor der Brust. „Ich bin, auch durch meine Gespräche vor Ort, sehr zuversichtlich, dass in der langfristigen Zusammenarbeit des ORF mit den zuständigen Sicherheitsbehörden in Österreich unter Begleitung des Sicherheitsberaters der EBU ein hoher und vertrauenswürdiger Sicherheitsstandard erreicht wurde, der der internationalen Exponiertheit des Ereignisses entspricht“, sagte ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber. „Ein wichtiger Faktor bei großen Live-Produktionen ist der sogenannte lock down. Dabei wird zu einem angemessenen Zeitpunkt der Veranstaltungsbereich komplett gesperrt und intensiv auf gefährliche Gegenstände und Stoffe abgesucht. Nach einem lock down müssen strenge Sicherheitsstandards eingehalten werden.“

Das klingt auch nach hohen Kosten, viel Aufwand, viel Geld. Zahlen nennen die Sender nicht. „Live-Shows gehören zu den wichtigen Programmfarben auch im ZDF“, sagte ein Sprecher des Mainzer Senders. Gerade das Live-Erlebnis mache eine Show zum einmaligen Event. Zu den Sicherheitsvorkehrungen rund um seine Liveshows wolle sich das ZDF aber grundsätzlich nicht äußern.

Das Erste hat neben dem ESC noch fünf Live-Shows im Programm: „Die Feste“/“Die Besten“, „Musikantenstadl“, Echo- und Bambi-Verleihung sowie am Vorabend das „Quizduell“ mit Jörg Pilawa. Dabei kommt noch eine ganz andere Unwägbarkeit von Liveshows ins Spiel: die Interaktivität, wenn die App nicht funktioniert.

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