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Medien: Foto-Fälschungen

„Mirror“ lässt Folter britischer Militärs nachstellen

Die britische Regierung hat die vom „Daily Mirror“ veröffentlichten „Folterfotos" mit britischen Soldaten zu Fälschungen erklärt. Er könne kategorisch verneinen, dass die Fotos im Irak aufgenommen worden seien, sagte Armeeminister Adam Ingram gestern im Unterhaus.

Der Vier-Tonnen-Kleinlaster der Marke „Bedford“, in dem die Fotos aufgenommen wurden, sei nie im Irak gewesen. Spekulationen zufolge wurden die „Folteraktionen“ bei Preston in Nordengland nachgestellt – von Freiwilligen der „Territorial Army“. Dies soll die Militärpolizei in einer fast zweiwöchigen kriminaltechnischen Untersuchung der insgesamt zwanzig Fotos der Zeitung festgestellt haben. Die Veröffentlichung hat der britischen Armee im Irak unermesslichen Schaden zugefügt. Britische Soldaten sind in die Vorgänge um das Gefängnis Abu Ghraib allerdings nicht verwickelt.

Der „Mirror“ und sein bedrängter Chefredakteur Piers Morgan halten weiter am „Wahrheitsgehalt“ der Fotos fest; neue Zeugen für Übergriffe britischer Soldaten wurden vorgeführt. „Das kann der Premier nicht als Schaumschlägerei, Erfindung und Fantasie abtun“, schrieb das Blatt gestern. Die Boulevardzeitung war seit Tagen merklich vorsichtiger in seiner Berichterstattung geworden. Es handle sich um „Illustrationen wahrer Sachverhalte“. Alastair Campbell, Blairs zurückgetretener Pressechef und ein alter Widersacher des „Mirror“, forderte den Rücktritt Morgans, sollten die Bilder aus „politischen oder kommerziellen Gründen“ gefälscht worden sein . „Sollte sich herausstellen, dass diese Bilder gefälscht, nachgestellt, ein Scherz sind, dann sehe ich nicht, wie seine Position haltbar ist“, sagte er in einer Parlamentsbefragung. Ein Abgeordneter forderte bereits ein Gerichtsverfahren gegen den „Mirror“.

Morgan steht seit neun Jahren an der Spitze des Blattes – ein beispielloser Rekord für die britische Boulevardpresse. Seit er mit der Euro-Überschrift „Achtung! Surrender“ 1996 deutsch-britische Empfindlichkeiten störte, machte er immer wieder kontroverse Schlagzeilen. Zuletzt wurde er von Supermodell Naomi Campbell durch die Gerichte gezerrt - die Kosten dafür könnten sich auf bis 1,5 Millionen Pfund für die Zeitung belaufen. In Londons Medienkreisen wird nun gewettet, wie lange Morgan sich noch halten kann.

Matthias Thibaut

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