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Eines zur Erinnerung: US-Präsident Obama knipst sich mit dem britischen Premier Cameron und der dänischen Ministerpräsidentin Thorning-Schmidt. Michelle ist nicht amüsiert.

© AFP

Foto-Posse auf Mandelas Trauerfeier: Obamas "Selfie-Respekt"

Barack Obama schießt grinsend Fotos und flirtet mit der blonden Nachbarin - das alles auf der Trauerfeier für Nelson Mandela. First Lady Michelle schaut derweil pikiert. Das Netz lacht über die Aktion des US-Präsidenten - und schimpft. Fehlte es ihm an Respekt?

Das Wort ist ja schon peinlich. Und dann noch an diesem Ort! US-Präsident Barack Obama schießt ein "Selfie" - also ein Selbstportrait mit dem Handy - auf der Trauerfeier für Nelson Mandela. Das Foto macht er gemeinsam mit der dänischen Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt und dem britischen Premier David Cameron. Die dokumentierte Szene läuft in den sozialen Netzwerke rauf und runter - nebst Spott, Häme und vor allem bitterer Kritik.

Staatsmänner (und -frauen) dürfen sich so nicht präsentieren, ist der Tenor: Obama posiert hier wie Lausbub, ihm fehlt es an "Selfie-Respekt". Das Blog selfiesatfunerals sammelt bizarre und höchstpeinliche Selbstaufnahmen bei Beerdigungen - mit dem Obama-Schnappschuss findet es seine Krönung. Auch Vergleiche zu den unter dem Hashtag #yolocaust bekannt gewordenen geschmacklosen Selbstportraits auf Gedenkstätten wie Auschwitz oder Buchenwald werden gezogen. Andere empören sich hingegen, dass das Foto so große Wellen schlägt - die NSA-Überwachungen im Auftrage des Präsidenten hingegen niemanden interessieren. Der Twitter-Nutzer @neuhamburger scherzt, Helle Thorning-Schmidt - mit deren Handy das Foto gemacht wurde - müsse es Obama gar nicht schicken - er hat es sich schon selbst besorgt.

Die Bilder zeigen, wie ausgelassen Barack Obama mit Cameron und vor allem Thorning-Schmidt scherzt. Michelle Obama, die First Lady, sitzt scheinbar pikiert daneben - sie wirkt vom lustigen Treiben ihres Mannes nicht begeistert. Und in Anbetracht der hübschen blonden Thorning-Schmidt sieht es beinahe so aus, als würde hier geflirtet. Im Netz sammeln sich die ersten Scherzbilder, die zeigen, wie Michelle den "Staatsmann No. 1" an die kurze Leine nimmt: Da sitzt Obama erst neben der dänischen Politikerin, dann offensichtlich zerknirscht am Rand - während Frau Michelle den Platz zwischen ihrem Mann und Thorning-Schmidt einnimmt.

Tatsächlich sei die Stimmung anders gewesen, als es die Bilder suggerieren, schreibt der Fotograf der Szene, Roberto Schmid, im Presseblog der Fotoagentur AFP. So sei die gesamte Stimmung zum Zeitpunkt der Aufnahme sehr ausgelassen gewesen: "Es war mehr wie Karneval und gar nicht morbid". Und Michelle Obama habe ebenso mit Thorning-Schmidt gescherzt. Dass sie auf ihren Mann wütend oder gar eifersüchtig sei, stimme nicht. Der Platzwechsel, er muss kein Flirt-Stopp für den Mann gewesen sein - er kann auch ein Smalltalk-Start für die Frau gewesen sein.

Bleibt der Argwohn ob der Ausgelassenheit: Darf man das, auf einer Trauerfeier rumalbern? Ja.

Denn eine Trauerfeier ehrt den Verstorbenen. Man mag Obama und den anderen Gästen unterstellen, dass sie Würde und Demut zeigen, wenn es angebracht ist - und gleichsam ihre Lebensfreude nicht vergessen. Nun ist zwar das ständige Knipsen albern und - natürlich - oft peinlich. Ein "Selfie" ist immer eine Ego-Pose und -Posse. Zugleich ist es aber auch immer etwas Persönliches, Fröhliches und - auch in Zeiten sozialer Medien - Intimes. Man darf Obama hier einfach mal unterstellen, er wollte den Moment festhalten. Mandela hätte wahrscheinlich gerne einen Abzug gehabt.

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