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Medien: Foucault, Salami und Coca-Cola

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Vor dreißig Jahren hatte die Bundesrepublik zum ersten Mal mehr als eine Million Arbeitslose. Das Gefühl, in einer Krise zu stecken, war allgemein.

verrät, was Sie nicht verpassen sollten Vor dreißig Jahren hatte die Bundesrepublik zum ersten Mal mehr als eine Million Arbeitslose. Das Gefühl, in einer Krise zu stecken, war allgemein. Das Radio sendete zeitkritische Dokumente, die auf das Schicksal der Arbeitslosen aufmerksam machen wollten. Im Feature „Fred S.“ erzählte Autor Karlheinz Schmidt-Leuzemis damals von einem Berufskraftfahrer, dem gekündigt wird. Wie diesem Fred das Leben allmählich aus den Fugen gerät. Geldmangel, Eheprobleme, Alkohol, Depression. Im Westen nichts Neues, möchte man meinen. Nur die Zahlen haben sich gewaltig geändert (Kulturradio, 7. September, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz).

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Ist die Geburt eines Kindes der passende Moment, um wieder mal Foucault zu lesen? Feature-Autor Michael Lissek kann die Frage nur bejahen. Während der Schwangerschaft seiner Frau fällt ihm auf, wie allgegenwärtig in unserer Welt das wissenschaftliche und auch pseudowissenschaftliche Ratgebertum geworden ist. Mit Foucault gesagt: die Arbeit an Disziplinierung und Normierung der Gesellschaft läuft weiter auf vollen Touren. Lisseks Feature „Die Gefährlichkeit der Salami oder Wie mir die Geburt meiner Tochter Foucault beibrachte“ geht dem Verdacht ausführlich nach (Kulturradio, 10. September, 9 Uhr 05).

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Heide und Rainer Schwochows preisgekröntes Feature „Hortus sanitatis“ porträtiert den Betrieb einer chirurgischen Klinik in Deutschland. Mit ihren Mikrofonen heften sich die Autoren an die Fersen einiger Ärzte. Ein Run zwischen OP, Intensivstation, Patientenzimmern. Weil Zeit hier Geld ist, herrscht permanent Überdruck. In historischen Reminiszenzen scheint die Vision eines „Gartens der Heilung“ auf. Das zeitgenössische Krankenhaus hat sich dagegen für einen Blitzangriff auf den beschädigten Körper entschieden (Kulturradio, 11. September, 14 Uhr 04).

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Ein illegales Spielcasino zwischen Cottbus und Frankfurt (Oder), Raub und Geiselnahme, eine dramatische Rettungsaktion. Das alles kommt vor in Oliver Bukowskis Krimigroteske „Eigen Fleisch und Blut“ . Aber Verbrechen sind hier nur die schönste Nebensache. Im Grunde geht es um die beiden Kommissarinnen Serjosha und Schultz. Serjosha stammt aus Hessen, Schultz aus dem tief proletarischen Osten. In atemberaubenden rhetorischen Duellen entlädt sich eine fulminante Hassliebe. Ein turbulenter Ost- West-Comic, der aus jedem real existierenden Vorurteil ein paar Funken schlägt (Deutschlandradio Kultur, 11. September, 15 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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Kann man in den Medien über die wirklichkeitskonstituierende Macht der Medien aufklären? Die Autoren Jürgen Eckloff und Stea Andreasson haben es versucht. Ihre Collage „War Has Come Home“ präsentiert Mediendokumente aus der Zeit nach dem 11. September 2001. Wie bestimmte Bilder und Begriffe damals auftauchen, um im Chaos der Gefühle Orientierung zu schaffen. Wie sich die Provisorien zum Mediendiskurs verfestigen. Zu einem kollektiven Bewusstsein von den ungeheuren Ereignissen. Wie daraus ein Krieg gegen die Schuldigen entsteht (Deutschlandradio Kultur, 12. September, 0 Uhr 05).

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Was hat die Generation der 68er wirklich für unsere Kultur geleistet? Hat ihr Protest das Land schöner, friedlicher, glücklicher gemacht? Oder nur den Boden bereitet für einen respekt- und zügellosen Kapitalismus? Der Kampf um die Deutung dieses markanten Abschnitts der deutschen Geschichte ist in vollem Gange. In ihrem Feature „Von Marx bis Coca-Cola“ porträtiert Eva Hillebrand die Ansichten der Kontrahenten (Deutschlandradio Kultur, 12. September, 19 Uhr 30).

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