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Medien: Fragen und Flirts

3sat dokumentiert das Projekt „Oper trifft Hip-Hop“

Natürlich ist es langweilig, das Ziel zum Ziel zu machen, schließlich gibt es den Weg dorthin, außerdem Haine und Seitenpfade und Picknickplätzchen, und dann noch die Alternativziele, die man rein zufällig erreicht. Nicht anders ist es mit der klassischen Musik. Zwar war der Bildungsabteilung der Komischen Oper Berlin zunächst an Mozarts Oper „Cosi fan tutte“ gelegen, die, mit Rap und Elektrobeats aufgemischt, nun zur „HipH’Opera“ avancierte und in solcherart zeitgenössischer Übersetzung listig nach einem jugendlichen Publikum greifen sollte. Aber dann ging es auch um die Lust am Selberkünstlern, um Klassik und Hip-Hop und Soul und Tanzen, und um Freundschaft und Respekt zwischen jungen Menschen verschiedenster Herkunft auch.

So zeigt es zumindest die Dokumentation „Rap me Amadeus. Oper trifft HipHop“ von Daniel Finkernagel und Alexander Lück. Die beiden haben das Projekt der Komischen Oper im Frühjahr 2006 wochenlang begleitet und aus vielen kleinen Samples eine zurückhaltend kommentierte Doku-Montage hergestellt. Finkernagel und Lück geht es nicht um die Rettung der Klassik oder ein so genanntes „Werk“. Sie zeigen Proben und Kaffeepausen zwischendrin, sprechen mit der Choreografin Nadja Raszewski, die für die Aufführung eigens vierzig Berliner Jugendliche gecastet hat, befragen Regisseur Markus Kosuch und begleiten die sechs Hauptdarsteller – drei Hip-Hopper und drei Opernsänger – beim Singen und ihren täglichen Verrichtungen.

Die einen dürfen rauchen, die anderen nicht. Die einen dichten aus dem Stand, die anderen lernen ihre Arien auswendig. Jene können so singen, dass „man auf jeden Fall einen soliden Pegel im Ohr“ hat (so der Hip-Hopper FlowinImmo über seinen Basskollegen Hans Griepentrog), diese bringen’s auch noch nach durchzechter Nacht.

Und trotzdem sind sie, durch seltene Umstände beisammen, neugierig aufeinander und befreunden sich. „Das war irgendwie wie eine andere Welt“, wird die Sopranistin Nina von Möllendorff nach dem Besuch im Studio von Jasmin Shakeri sagen, die die Despina spielt und in ihrem anderen Künstlerinnenleben Soulsängerin ist. In seine nächste Produktion, gibt derweil der Hip-Hopper Bobmalo zu Protokoll, wolle er auf jeden Fall Operngesang einbauen.

In diesen feinen Fugen von „Rap me Amadeus“ zeigen sich die mikrosoziologischen Effekte des Experiments: Fragen und Flirts und leise sich anbahnende Freundschaften. Respekt vor den verschiedenen Kulturen, Gesangsstilen und Kompositionstechniken. Fast notgedrungen öffnen sich die Protagonisten der je anderen musikalischen Gemengelage. Dass sichtbar wird, wie herrlich heutig Mozarts „Cosi“ ist, wie unbeschadet ein so großes Werk seine Elektrifizierung übersteht und wie ausgeklügelt die deutschen Bühnen inzwischen mit der Jugendbildung umgehen, gehört schon wieder zu den zufälligerweise erreichten Ausflugszielen.

„Rap me Amadeus. Oper trifft Hip-Hop“, 3sat, 21 Uhr 45

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