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Ein Bild aus glücklichen Tagen. WM-Expertin Silke Rottenberg und ZDF-Reporter Sven Voss – sie hätten sicher auch etwas zur Frauenfußball-Bundesliga zu sagen. Foto: dpa

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Frauenfußball-WM: Feste im Alltag

ARD und ZDF hatten der deutschen Mannschaft den Primetime-Teppich bis ins Finale ausgelegt. Nach dem Aus im Viertelfinale stellt sich die Frage: Was bleibt von dem medialen Boom übrig?

Auf dem dicken Presseheft, das ARD und ZDF zur Frauenfußball-Weltmeisterschaft herausgebracht haben, reißen die deutschen Spielerinnen um Birgit Prinz den Weltpokal in die Höhe. Das war ein Bild aus 2007. Nichts anderes werden Fans und Fernseh-Verantwortliche für den Verlauf dieser WM in Deutschland erwartet haben. Erstmals wurden und werden alle Spiele einer Frauenfußball-WM live im Fernsehen übertragen, es gibt bis zu fünf Stunden TV-WM-Strecke täglich. Dass das Viertelfinale gegen Japan am Samstagabend nicht das letzte Spiel des Titelverteidigers sein durfte, sein sollte, sieht man alleine schon daran, dass ein etwaiges Halbfinale und Finale am Mittwoch und Sonntag mit deutscher Beteiligung ebenfalls in die Primetime gelegt worden waren.

Eine coole Planung. Deutschland verlor 0:1 gegen Japan. „Das haben die Japanerinnen einfach gut gemacht“, sagte ZDF-Sprecher Walter Kehr dem Tagesspiegel am Sonntag, mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Immerhin, zum Abschied stellte das deutsche Team noch einmal einen neuen Quotenrekord auf, der für lange Zeit Bestand haben wird. So fieberten am Samstagabend ab 20 Uhr 45 im Schnitt 16,95 Millionen Zuschauer mit, das waren noch einmal gut 660 000 mehr als beim Vorrundenspiel gegen Nigeria, das bislang den Rekord hielt. Da sind die Biergärten und Public Viewer gar nicht mitgezählt. Der Marktanteil beim Gesamtpublikum lag bei herausragenden 59,3 Prozent.

Vor dieser WM lag der Rekord für eine Frauenfußball-Übertragung bei knapp über zehn Millionen. Bemerkenswert auch: Nach dem Schlusspfiff blieben am Samstag insgesamt noch 9,04 Millionen Zuschauer bis kurz vor Mitternacht dran, um die Nachberichterstattung mit den Interviews von Bundestrainerin Silvia Neid und die Dankesrunde der weinenden Spielerinnen vor ihren Fans im Stadion zu verfolgen. Was wiederum zeigt, wie hoch emotionalisiert dieses Fernseh-Event war, das „außergewöhnliche Familienfest“ (ZDF-Heft).

Auch bei den 14- bis 49-Jährigen dominierte das deutsche Spiel den Samstagabend. 6,04 Millionen Zuschauer aus dieser Altersgruppe bescherten dem ZDF stolze 55,6 Prozent Marktanteil. Ebenfalls ein neuer Rekord. „Der Frauenfußball ist angekommen“, sagte ZDF-Sprecher Kehr. Man gehe davon aus, dass das trotz des unerwartet frühen Ausscheidens der deutschen Mannschaft nachhaltig sein werde, auch wenn im WM-Halbfinale und Finale diese Woche sicher nicht mehr die 20-Millionen-Zuschauer-Marke geknackt wird.

Warum nicht mehr davon, auch mal in „Sportschau“ oder „Sportstudio“? „Die Leute haben ein großes Interesse“, so Kehr, „dem wird sicher auch in der Berichterstattung nach dieser WM Rechnung getragen werden.“ ARD und ZDF haben die Rechte an der Frauen-Bundesliga erworben. Den öffentlich-rechtlichen Sendern war immer wieder vorgeworfen worden, den Alltag im Frauenfußball, Bundesliga und DFB-Pokal, zu vernachlässigen.

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