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Medien: Freaks im Winter

Bastian Pastewka und Christoph Maria Herbst in einem sehr sehr komischen Weihnachtsfilm

Unternehmensberater Tilmann Dilling (Christoph Maria Herbst) hat die Entlassung von 78 Mitarbeitern eines Fertigprodukte-Herstellers veranlasst und ist auf dem Weg zu seiner Vorzeigefamilie im Nobelvorort, als er im Flugzeug neben Hilmar Kess (Bastian Pastewka) zu sitzen kommt. Der hat gerade mit wenig Erfolg sogenannte Poolnudeln und andere Schwimmhilfen verkauft – und Muffensausen, weil er zu Hause seiner Freundin (Floriane Daniel) einen Heiratsantrag machen will. Wegen eines Schneesturms landet das Flugzeug nicht in Berlin, sondern in Bratislava. Dilling verliert sein Gepäck und die Nerven. Kess hingegen organisiert die Heimreise mit dem Bummelzug. Die beiden landen irgendwann in der eiskalten Wildnis. Eine viertägige Freak-Odyssee quer durch das weihnachtliche Osteuropa nimmt ihren Lauf.

Dabei kommt so ziemlich alles zum Einsatz, was einem zum Etikett „turbulente Weihnachtskomödie für die ganze Familie“ einfällt: Verwechslungen, Verfolgungsjagden, Liebesgeschichten. Eine Leiche muss entsorgt, ein Kokainhändler abgeschüttelt werden. Die frustrierte Gattin wartet im geschmackvollen Eigenheim mit den Kindern und dem Christbaum. Aus dem ängstlichen Schluffi wird ein entschlossener Macher. Und doch spielt der Film gekonnt mit diesen Klischees. Der Weihnachtsmann (großartig: Axel Prahl) stirbt wegen eines Hamsterwitzes, die Berghütte fliegt in die Luft, und auf dem Straßenstrich kommt es zu verfänglichen Szenen. Bei Drehbuchautor Tommy Jaud („Ladykracher“, „Vollidiot“) gibt es keine losen Enden. Er hat einen Plot und zwei Figuren geschaffen, die tatsächlich drei Stunden lang eine Geschichte tragen.

Regisseur Tobi Baumann, der die preisgekrönte Sketch-Show „Fröhliche Weihnachten!“ mit Bastian Pastewka und Anke Engelke gedreht hat, scheint das Thema Weihnachten zu liegen. Er inszeniert Pastewka und Christoph Maria Herbst als Dreamteam, so dass man hier zwei der besten deutschen Komiker auf der Höhe ihrer Kunst bewundern kann. Die Charaktere des gutherzigen Tollpatschs und des arroganten Karrieristen kennt man bereits aus „Pastewka“ und „Stromberg“. Hier bekommen sie jene Tiefe, die es braucht, damit man ihnen auch jenseits der Karikatur zusehen will und tatsächlich berührt wird. Die beiden Schauspieler haben einst im selben Haus gewohnt, kennen sich aus den beiden „Wixxer“-Filmen und dem Theaterstück „Männerhort“, mit dem sie in der Komödie am Kurfürstendamm zu sehen sind. Als Odd Couple in „Zwei Weihnachtsmänner“ können sie es mit US-amerikanischen Weihnachtsklassikern wie „Hilfe, es weihnachtet sehr“ oder „Santa Clause – Eine schöne Bescherung“ aufnehmen.Simone Schellhammer

„Zwei Weihnachtsmänner,“ heute und morgen, Sat 1, 20 Uhr 15

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