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Medien: Freigeschwommen

Franziska van Almsick bewährt sich als WM-Expertin

Das Üble am Star-Dasein sind die Klischees. Franziska van Almsick galt als Sexsymbol, Glamourgirl, Goldfisch oder auch als Pute und eingebildete Millionärin. Jeder urteilte, wie er es gerade brauchte. In Wirklichkeit war Franziska van Almsick auch in härtesten Momenten ziemlich bodenständig und eher unkompliziert. Sie stand nur jahrelang unter enormem sportlichen und fast unmenschlichem öffentlichen Druck. Klar, dass sie vorsichtiger wurde bei ihren Auftritten.

Jetzt hat sie ihre Karriere beendet, dieser extreme Druck ist weg. Jetzt konnte sich jeder ein Bild von der ziemlich lockeren Franziska van Almsick machen. Er musste nur nachts die Übertragungen der Schwimm-Weltmeisterschaft in Montreal verfolgen. Die vielfache Welt- und Europameisterin stand als Expertin für die ARD vor der Kamera, und sie war ein Gewinn. Sie verstellte sich nicht, sie redete so, wie sie auch privat auftritt. Locker, flapsig, selbstironisch, manchmal mit hintergründigem Humor, manchmal auch unfreiwillig komisch. Sie versuchte sich erst gar nicht an geschraubten Formulierungen. Damit blieb sie authentisch. Gleichzeitig analysierte sie mit viel Sachverstand einzelne Szenen und zeigte Schwächen auf. „Jetzt gucken Sie mal auf den Beinschlag“, befahl sie ARD-Moderator Ralf Scholt und malte mit ihrem Stift einen Kreis auf ihren Monitor. „Ich markiere ihn mal, damit man besser weiß, um wen es geht.“ Das Ganze vermischte sich zu guter, angenehmer Unterhaltung. Nicht mehr und nicht weniger.

Vor allem bewahrte sie genug kritische Distanz zu den Leistungen der deutschen Schwimmer. Peinliche Solidarität mit den früheren Teamkollegen hätte das größte Problem werden können. Und als ihr eigener Weltrekord über 200 Meter Freistil in Gefahr war, da drehte sich der 27-Jährigen fast der Magen um. Sie gab das später am Mikrofon offen zu. In diesem Moment war sie am authentischsten. Und am besten.

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