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Medien: Freud, Freud und nochmals Freud

Freud I: Beinahe alle ernstzunehmenden Radio-Sendeplätze werden in diesen Tagen von Sigmund Freud belegt. Der Wiener Jubilar in Dokumenten und Reflexionen, als komische oder tragische Hörspielfigur.

Freud I: Beinahe alle ernstzunehmenden Radio-Sendeplätze werden in diesen Tagen von Sigmund Freud belegt. Der Wiener Jubilar in Dokumenten und Reflexionen, als komische oder tragische Hörspielfigur. Aus der Fülle empfehlen wir Claudia Guderians Feature „Freud-Bashing“ . Statt simpler Geburtstagsgrüße werden hier die Gegner der Psychoanalyse vorgestellt. Schon mit seiner ersten Veröffentlichung 1895 weckte Freud allerhand bissige Hunde, in vier Jahrzehnten praktischer Seelenanatomie kam ein ganzes Rudel hinzu. Schmutzfink, Sex-Maniac, Scharlatan, Schriftsteller – um nur die klassischen Vorwürfe zu nennen. Die Autorin prüft Sinn und Unsinn des Freud-Bashing (Deutschlandradio Kultur, 3. Mai, 19 Uhr 30, UKW 89,6 MHz)

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Freud II: Hat Freud gelacht? Autor Ludger Lütkehaus bejaht diese Frage ausdrücklich. In seinem Radioessay „Jenseits des Frustprinzips“ entdeckt er den Begründer der Psychoanalyse als witzigen Autor in der Nachfolge großer Humoristen wie Lichtenberg und Heine. Eben nicht nur Theoretiker der seelischen Ökonomie des Witzes, sondern auch Praktiker des Komischen. Lütkehaus findet bei Freud vor allem einen geistreichen Galgenhumor. Wenn einer ohne Ressentiment auf eine Welt schaut, in der es so wenig Gründe fürs Glücklichsein gibt und so viele für Neurotiker-Karrieren (Kulturradio, 4. Mai, 22 Uhr 04, UKW 92,4 MHz)

Freud III: Arthur Conan Doyle hat es versäumt, seinen Sherlock Holmes näher mit Sigmund Freud bekannt zu machen. Dabei hätten die beiden Detektive einander so viel zu sagen gehabt. Der britische Autor Cecil Jenkins hat das lange nach Doyles Tod nachgeholt. Sein amüsanter Krimi „In Sachen Sherlock H. gegen Sigmund F.“ führt in das London des Jahres 1897. Der junge Freud hält Vorträge über Hysterie in der Stadt, Dr. Watson macht sich Sorgen über das irgendwie neurotische Verhalten seines Freundes Holmes. Da wird eine Begegnung beinahe zwingend. Der eher unterkühlte Rationalist trifft auf den temperamentvollen Theoretiker des Triebes (Deutschlandfunk, 6. Mai, 0 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

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Marius von Mayenburgs Drama „Das kalte Kind“ zeigt die Neurosen mit schriller Deutlichkeit. In einem Café namens „Polygam“ läßt Mayenburg kuriose Existenzen aufeinandertreffen: ein verkrachtes Paar, einen melancholischen Exhibitionisten, eine missratene Tochter und ihre ratlosen Eltern. Auch ein kaltes Kind, dem weder Haare noch Zähne wachsen wollen, ist noch mit von der Partie. Eine zeitgenössische Beziehungssoziologie als irre Burleske. Mayenburgs Stück hatte an der Schaubühne Premiere, nun folgt eine schöne Radiofassung (SWR 2, 4. Mai, 21 Uhr 03, Kabel UKW 107,85 MHz).

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Weil die Weltmeisterschaft vor der Tür steht, verstecken die Krimiautoren ihre Leichen jetzt gern in Fussballstadien. In Ulrich Lands amüsantem Krimi „Ins Gras gebissen“ hat es Yvonne, die Tochter des Rollrasen-Unternehmers Prader erwischt. Yvonne hatte eine Affaire mit dem schärfsten Rivalen ihres Vaters, aber es lag kein Segen darauf. Die Tote wird im Bremer Weserstadion gefunden, Familie Prader stammt aus Köln. Norden und Süden des Landes in böser Konkurrenz. Natürlich geht es um die Weltmeisterschaft, mit anderen Worten: um das ganz große Geld (Deutschlandradio Kultur, 7. Mai, 15 Uhr 05)

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