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Medien: Frühbucherrabatt für Fußball

Bundesliga-Gebühren beginnen bei 9,90 Euro. Doch im Kabel gibt es Löcher

Was war das für ein Aufreger, als die Deutsche Fußball-Liga (DFL) kurz vor Weihnachten ihre Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga für die kommenden drei Spielzeiten neu vergeben hat. Der bisherige Platzhirsch Premiere ging leer aus. Mit dem Kabelgiganten Unity Media hatte ein krasser Außenseiter, „ein Nobody“, wie die Premiere-Leute später schimpften, den Zuschlag für 240 Millionen Euro pro Saison bekommen. In den vergangenen Wochen verging kaum ein Tag, an dem nicht irgendwelche Neuigkeiten aus dem Arena-Umfeld diskutiert wurden: Neben der technischen Verbreitung des neuen Sportprogramms sorgte sich Fußballdeutschland vor allem um Abopreise und den Pool der Kommentatoren: Kommt Hansch? Was macht Koch? Spielt Welke? Am 11. August ist Anpfiff.

Mit als Fans verkleideten Statisten, die Fahnen schwenkten, empfing die Arena Sport Rechte und Marketing GmbH am Montag in München die Presse. Die Geschäftsführung des Ligaverbandes war mit Präsident Werner Hackmann und Geschäftsführer Christian Seifert angereist. Am Morgen hatte Arena-Geschäftsführer Bernard de Roos, der in der Vergangenheit schon mal die Champions League mitvermarktet hat, die Bosse der Ligaclubs über das neue Arena-Programm informiert – und eine Garantieerklärung der Deutschen Bank für die erste Ratenzahlung übergeben. „Die Chefs unserer Clubs sind beruhigt“, sagte Hackmann.

Die Fußballfans sollen das nun auch sein. „Das ist ein großer Moment“, sagte Arena-Chef de Roos in fast sakralem Ton. „Wir geben dem Fan den Fußball zurück.“ Womit vor allem der Preis des neuen Pay- TV-Angebotes gemeint war: für 14,90 Euro im Monat will Arena alle Spiele der Ersten und Zweiten Liga zeigen. Für Frühbucher sollen teilweise sogar nur 9,90 Euro anfallen. Damit liegt Arena mehr als die Hälfte unter dem Premiere-Preis. Doch Arena will nicht vom Preis her, sondern auch personell wie im redaktionellen Umfeld „neue Maßstäbe setzen“, sagte Arena-Programmgeschäftsführer Dejan Jocic. Die Erste Liga kommt ab der Saison 2005/2006 wieder ab 20 Uhr mit einem Freitagabend-Spiel zurück; am Samstagnachmittag laufen wie gehabt sechs Spiele; die zwei Sonntagsspiele starten in Zukunft früher: um 16 Uhr 45. Erstmals ist auch die komplette Zweite Bundesliga auf Arena live zu sehen – übertragen wahlweise in Konferenzschaltung oder als Einzelspiel, genauso wie die Erste Bundesliga. Einige Spiele aus der italienischen Serie A kommen dazu. Die Samstags-Zusammenfassung darf der bisherige Sat-1-Champions-League-Frontmann Oliver Welke präsentieren. Außerdem mit im Team: Werner Hansch, Günther Koch, Hansi Küpper, Norbert Dobeleit, Tom Scheunemann und Uli Köhler. „Weitere Kollegen werden zu uns stoßen“, sagte Welke.

Bleibt das Problem der technischen Verbreitung: Alle Fans sollen ab August das Programm empfangen können, hieß es dazu wenig durchsichtig in München. Geht es nach Arena-Vertriebs-und Technikchef Christoph Bellmer, wird der Umstieg „kinderleicht“. Bellmer ließ auf der Bühne seinen fünfjährigen Sohn eine Smartcard in einen Decoder schieben. Doch ob das alles wirklich so einfach wird? Für Satellitenkunden schon. „Hier kann wirklich jeder zugreifen“, betonte Bellmer. Anders sieht es da bei den Kabelkunden aus. Außer in Hessen und Nordrhein-Westfalen, wo die Kabelbetreiber Ish und Iesy sitzen, die gleichzeitig auch hinter der Arena-Mutter Unity stehen, ist die Kabelversorgung noch nicht gesichert. Eine dringend notwendige Einigung mit dem größten deutschen TV-Kabelanbieter, der Kabel Deutschland GmbH (KDG), ist noch nicht eingetütet. „Wir haben der KDG ein entsprechendes Angebot gemacht“, kommentierte Arena- Mann Jocic. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die KDG auf dieses hochwertige Programm verzichtet.“ Die Strategie ist also klar: Der Ball liegt publikumswirksam bei der KDG. Auch die DFL machte in München in diese Richtung Druck.

Gute Nachrichten für den Fußballfan? Eher schon. Nur nicht für den bisherigen Stadionsender Premiere. Premiere-Boss Kofler kann sich wohl spätestens seit gestern die letzte Resthoffnung auf Sublizenzen von Arenas Gnaden abschminken. Zwischenzeitlich hatte Kofler lange den Eindruck erweckt, irgendwie doch noch an Live-Fußball zu kommen, sei es via Partnerschaft mit der Deutschen Telekom, die die Internetrechte an der Bundesliga gekauft hat, oder eben über den ungeliebten „Nobody“. Doch für Kofler wird der Auszug aus der Arena wahrscheinlicher. Nun kalkuliert Arena reichlich vage, in den nächsten drei Jahren die aktuellen Premiere-Abonnentenzahlen erreichen zu können. Das wären rund 3,5 Millionen. Die meisten der derzeitigen Premiere- Kunden könnten hierfür sogar ihre alten Decoder nutzen.

Simon Feldmer

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