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Medien: Für Leib und Magen

IM RADIO Tom Peuckert verrät, was Sie nicht verpassen sollten Seitdem wir Deutschen den Lebenskünstler in uns entdeckt haben, wird Essen zu einer immer komplizierteren Kulturtechnik. Heerscharen von Gastrosophen drängen auf die Märkte, Prominente veröffentlichen noch vor den Memoiren das Buch ihrer Leibspeisen, in manchen Zeitungen avanciert der Restaurantkritiker zum intellektuellen Leitwolf.

IM RADIO

Tom Peuckert verrät, was

Sie nicht verpassen sollten

Seitdem wir Deutschen den Lebenskünstler in uns entdeckt haben, wird Essen zu einer immer komplizierteren Kulturtechnik. Heerscharen von Gastrosophen drängen auf die Märkte, Prominente veröffentlichen noch vor den Memoiren das Buch ihrer Leibspeisen, in manchen Zeitungen avanciert der Restaurantkritiker zum intellektuellen Leitwolf. Und Kochfernsehen hat sowieso schon lange Konjunktur. Höchste Zeit, dass nun auch im Kulturradio mal ausgiebig über das Essen geredet wird.

Im weiten Bogen einer zehnteiligen Reihe widmet sich der Deutschlandfunk dem Thema. Amüsante und lehrreiche Features, die von vergessener deutscher Hausmannskost, japanischen SushiRitualen, vegetarischer Streitlust oder dem mythischen Schlaraffenland erzählen. Zum Auftakt der Reihe wühlt sich Autor Rolf Cantzen durch die Diskurse der abendländischen Geistesgeschichte. Wie Philosophen, Religionsstifter, Literaten vom kulinarischen Genießen schwärmten oder heftig abrieten, wie das Schmecken in der Hierarchie der Sinne mal ganz oben, aber meistens ganz unten stand, wie Kant über den Wein philosophierte und Adorno sein Essen dialektisch aufwärmte. Cantzens turbulentes Feature „Kopf und Magen“ spart nicht an gut gewürzten Pointen und wohl abgehangenen Kalauern. Kulinarische Absonderlichkeiten aller Art finden Erwähnung, fundamentalistische Propheten der feinen Küche werden auf angemessene Weise verspottet. Etwa jener deutsche Journalist, der sich daheim einen „Genusskeller“ eingerichtet hat und aus selbigem heraus nun das Publikum mit gehobenen Geschmacksurteilen terrorisiert. So wird Cantzens Diskurs über all die mitessenden Geister zu einem sinnlichen Hochgenuss (4. Mai, 20 Uhr 05, UKW 97,7 MHz).

Von Kulinarik ganz eigener Art erzählt das Hörspiel „Dienstag“ von Helmut Krausser . Immer dienstags kommen kontaktsuchende Frauen in die Wohnung des Junggesellen. Aber dort finden sie nicht Liebe, sondern den Tod. Sie werden geschlachtet, und am Mittwoch kocht die böse Mutter des Junggesellen aus ihnen eine nahrhafte Mahlzeit. Sie lebt mit ihrem willensschwachen Sohn in mörderischer Symbiose, immer dienstags wird ein Lustmord zelebriert. Bis eines Tages Elke auf den Plan tritt. Eine furchtlose Frau, die stets ein kleines Damenbeil in ihrer Handtasche trägt (Deutschlandradio, 5. Mai, 0 Uhr 05, UKW 89,6 MHz).

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