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G-8-Gipfel: Medien unter Aufsicht

Ungewohnt: Die Regierung entscheidet, wo die Kameras stehen - nicht die Medienvertreter.

Es liest sich schön, was da auf der Internetseite der Bundesregierung steht:

„Das Bundespresseamt ist keine Behörde, die das Wesen der Presse irgendwie reguliert oder gar beaufsichtigt“.

Aber es gibt Ausnahmen, wenn die Sicherheit im Vordergrund steht, wie dieser Tage in Vorbereitung auf den G-8-Gipfel in Heiligendamm zu sehen ist. So gab es bereits in der vergangenen Woche erheblichen Wirbel, als das Bundespresseamt einigen Journalisten die Akkreditierung für das Treffen der Regierungschefs verweigerte. Aber auch diejenigen, die es bis auf das Gipfel-Gelände geschafft haben, bekommen das Sicherheitsbedürfnis der Behörden zu spüren. Denn man will bei dem Großereignis nichts dem Zufall überlassen. Schon vor Monaten legte die Bundesregierung fest, wo auf dem abgeriegelten Tagungsgelände Fernsehkameras stehen dürfen – und vor allem, wo nicht. „Wir sind an die offiziellen Positionen gebunden“, sagt Andreas Cichowicz, Chefredakteur des – zusammen mit dem ZDF – für die Fernsehbilder zuständigen Norddeutschen Rundfunks (NDR). Die Regie für das „Weltbild“ des Gipfels führen zwar die Redakteure, das letzte Wort haben aber die Behörden.

Und die nehmen es sehr genau: Auf den durch das Bundespresseamt ausgewiesenen Plätzen dürfen sich ausschließlich Kamerateams des NDR aufhalten, für Fotografen gibt es gesonderte Positionen. „Ohne Akkreditierung“, so Cichowicz, „gibt es keine Möglichkeiten. Und keine Bewegung auf dem unmittelbaren Gipfelort.“ Es sieht also nicht so aus, als ob irgendetwas die Gipfel-Idylle nach außen hin trüben könnte.

Anders ist es jenseits des Sperrzauns. „Welche Bilder von Gegendemonstrationen oder dem alternativen Gipfel gezeigt werden, entscheiden Redakteure des NDR ausschließlich nach journalistischen Kriterien und ohne Rücksprache mit der Bundesregierung“, sagt Cichowicz. Sollte es also zu Krawallen kommen, werden auch diese Bilder um die Welt gehen. Der NDR will keine Heile- Welt-Berichterstattung liefern. „Wir bilden das Ereignis komplett ab“, sagt Cichowicz. Von Pablo Silalahi

Pablo Silalahi

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