zum Hauptinhalt
Foto: dpa

© dpa

Medien: Gaga und Girls

Beim Finale von „Germany’s Next Topmodel“ überstrahlt die Sängerin die Siegerin – und Klum

Heidi Klum ist sich treu geblieben. Wieder hat sie bei ihrer Show „Germany’s Next Topmodel“ eine Kandidatin zur Gewinnerin gekürt, die so glatt ist wie ein frisch gewischter Laufsteg: Jana Beller (20) siegte vor Rebecca Mir (19) und Amelie Klever (16). Jana habe nicht nur ein „super Lächeln“, sondern auch „super Haare“, könne „super laufen“, sei „super-cool“ und „super-elegant“ - und dürfe deshalb „super-stolz“ auf sich sein, sagte Klum beim Finale der sechsten Ausgabe der Pro-Sieben-Castingshow am Donnerstag, die 4,02 Millionen Zuschauer verfolgten (Marktanteil: 14,6 Prozent).

Natürlichkeit, Wandlungsfähigkeit und eine sympathische Ausstrahlung, wie sie Kandidatin Amelie bot, sind in Klums Welt offenbar weniger gefragt. Die 16-Jährige, die viele Zuschauer als Favoritin gesehen hatten, wurde als erste der drei Finalistinnen von Klum und ihren Co-Juroren Thomas Rath und Thomas Hayo verabschiedet.

Doch das von der Jury über 15 Wochen lang gesuchte „Gesamtpaket“ kam am Ende ohnehin nicht aus den Reihen der 18 000 Bewerberinnen. Perfekt in Sachen Styling und Selbstinszenierung, überstrahlte Lady Gaga, das derzeit erfolgreichste Pop-Model weltweit, mit ihrem Auftritt am Donnerstag alle „Topmodels“ und auch Model-Mutti Klum – und das, obwohl diese selbst gleich zu Beginn der Show einen Gaga-Auftritt hingelegt hatte.

Zu „Teardrops“ von Massive Attack stieg Klum in einem gelblilaschwarzblaugrün glitzernden Harlekin-Anzug aus einer Riesenblüte, gesellte sich zu ihren Co-Juroren Thomas Rath und Thomas Hayo aufs Sofa und moderierte den Abend so staksig, wie sie zuvor mit ihren High Heels über den Laufsteg gewackelt war. Während ihre „Mädchen“ quasi alle drei Minuten von lange in kurze und wieder zurück in lange Kleider wechselten, behielt Klum ihren Anzug an. Er wurde zum stoffgewordenen Fingerzeig: Wer sich wie Gottschalk kleidet, ist nicht automatisch so lässig wie er. Robotermäßig ratterte Klum ihre „Super“-Floskeln herunter, den Blick so streng auf die Kamera gerichtet, dass man als TV-Zuschauer heilfroh war, schon alle Fotos im Album beisammen zu haben.

Spannender und härter als alle Staffeln zuvor hatte die sechste sein sollen, wurde aber die bisher langweiligste. Die Drohung, dass jede Kandidatin jederzeit aus der Sendung fliegen könnte, blieb spektakulär ungenutzt und selbst „Dschungelcamp“-Elemente wie Shootings mit Bienen und Kakerlaken waren so wenig aufregend, dass man sich Dr. Bob herbeisehnte, der Klum zur Abwechslung ein kleines Tierchen in den Mund steckt.

Lady Gaga wollte am Donnerstag offensichtlich zu noch radikaleren Maßnahmen greifen. Sie sang aus ihrem Album „Born This Way“, quasi das Gegenmotto zur Klum’schen Welt, in der die „Mädchen“ nicht so sein dürfen, wie sie sind, sondern wie der Kunde sie will. Auf dem Laufsteg hatte Gaga eine Guillotine aufbauen lassen, als Fallbeil diente ein mit „Eitelkeit“ überschriebener Spiegel. Da würde sie Klum gerne mal drunter sehen, sagte Gaga. Klum, von so viel Ironie überfordert, rettete sich schnell ins „Super“-Geschrei. 2012 will sie wieder ein neues „Topmodel“ suchen, deutete Klum am Donnerstag an. Falls Lady Gaga sie bis dahin nicht geköpft hat.Sonja Pohlmann

Zur Startseite