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Games Convention

© dpa

Games Convention Leipzig: Nicht immer nur ballern

Ausgerechnet die Games Convention war in den ersten Stunden nach ihrer offiziellen Eröffnung nur offline zu erleben. Eigentlich sollten Livestreams im Netz laufen. Doch die Server verweigerten ihren Dienst, die Internetseite blieb leer. Ein böses Omen, feixte die Bild. Den Besuchern in Leipzig war der Server-Ausfall freilich egal. Leider waren es nicht viele.

Während es sonst zum guten Ton jeder Games Convention gehört, dass man stundenlang ansteht, um ein neues Spiel einige Minuten lang zu testen, gab es in diesem Jahr mehr freie Plätze als Interessenten. Was aber nicht daran lag, dass das Angebot quantitativ explodiert wäre und nun Unmengen von Ausstellern ihre Stände aufgebaut hätten. Die Ausstellungsfläche beschränkte sich auf eine Halle. Und selbst dort kam am Eröffnungstag kein Gedränge auf. Am folgenden Samstag war deutlich mehr los, dennoch hatten die Besucher ungewöhnlich viel Freiraum.

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Und das war wenig überraschend: Online-Spiele machen nur ein Zehntel des gesamten Computerspielmarktes aus. Folglich kamen auch nur ein Zehntel der Aussteller, die noch im Vorjahr auf der Leipziger Messe vertreten war. Damals war sie noch keine ausschließliche Online-Messe. Und obwohl auf der Angebotsseite alles um Faktor 10 geschrumpft war, rechneten die Veranstalter mit 50.000 Besuchern, einem Viertel der Besucherzahl des Vorjahres. War das nicht ein wenig zu optimistisch?

"Wir denken immer positiv", sagt der Geschäftsführer der Leipziger Messen, Wolfgang Marzin. Die Zahl 50.000 sei "völlig konstruiert" gewesen. "Wir hatten keine Basiszahlen." Trotz des verhaltenen Auftakts sei die Messe gut angelaufen. Es gäbe aber noch Raum für Verbesserungen. "Wir müssen noch Lehrgeld bezahlen", sagt Marzin und kündigt für die nächste Messe ein verbessertes und verfeinertes Konzept an.

Grundsätzlich habe es sich laut Marzin aber bewährt, eine Messe für Online-Spiele einzurichten. Aufgrund des Trends zu Online-Spielen würden bald die großen Hersteller von den kleineren Online-Only-Unternehmen lernen müssen. "Und in dem Moment haben wir mit dem Konzept einer Online-Messen den Nagel auf den Kopf getroffen." Das Feedback sei bereits jetzt sehr positiv: "Wir wissen, dass wir nächstes Jahr mehr Hersteller in Leipzig haben werden."

Freiwillig hatte sich die Leipziger Messe nicht auf den Online-Markt beschränkt. Seit 2002 war sie die wichtigste Ausstellung der gesamten Computerspiel-Industrie in Deutschland. Dann ließ der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU) im Vorjahr verkünden, dass 2009 die Leitmesse für Computerspiele in Köln stattfinden werde. In Leipzig wollte man zunächst auch ohne die Unterstützung des BIU weitermachen. Doch die großen Hersteller folgten dem Ruf des Branchenverbands nach Köln. Nachdem die drei Konsolenhersteller Nintendo, Sony und Microsoft und führende Spieleentwickler wie Electronic Arts oder Blizzard Entertainment ihre Teilnahme abgesagt hatten, gab die Geschäftsführung der Leipziger Messe den Standortwettstreit auf.

Die Messe werde dieses Jahr "ausgesetzt", gab die Geschäftsführung der Leipziger Messe im Januar 2009 bekannt. Stattdessen plante man eine Ausstellung, die sich auf die Märkte mit dem größten Wachstumspotential konzentrieren sollte: Online- und Gelegenheitsspiele.

Dieses Konzept passt gut zu den aktuellen Prognosen für den Computerspielmarkt. In einer Befragung von 8.000 Spielern gaben neun von zehn an, dass sie weniger Geld für Hardware und Spiele ausgeben wollen und stattdessen häufiger Online-Spiele nutzen werden. Diese haben den Vorteil, dass jeder einfach losspielen kann. Ein Klick auf einen Link genügt. Auf diesem Vertriebsweg kann man auch Gelegenheitsspieler erreichen, die nie in einen Laden gehen würden, um sich ein Spiel zu kaufen.

In Leipzig richteten sich die Neuheiten aber eher an das klassische Gamer-Klientel. Ego-Shooter und RPGs dominierten die Ausstellungsflächen. Wie der Erfolg von Nintendos Wii-Konsole zeigt, interessieren sich viele Gelegenheitsspieler aber eher für familiengerechte Unterhaltung. Vollends bewährt hat sich das Leipziger Konzept erst dann, wenn auch solcher Spiele ausgestellt werden. (ZEIT ONLINE)

Jan Free

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