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Szene aus "The Banner Saga".

© Stoic

Neue Indie-Games: Wider den Mainstream

Blockbuster wie "Fifa" oder "GTA" bescheren der Computerspiel-Industrie Milliardenumsätze. Abseits dieser Großproduktionen punkten kleine Spielestudios mit frischen Ideen und originellem Design. Wir stellen Independent-Games vor, die in diesem Jahr schon für Furore gesorgt haben.

The Banner Saga (PC/Mac)

Für das Dorf wird die Situation Stunde um Stunde bedrohlicher. Erst war es nur eine Schattengestalt, die sich am Waldrand zeigte. Doch nun ziehen die waffenstarrenden Monster den Belagerungsring immer enger. Die Dorfbewohner sitzen im Haupthaus und beraten, wie es weitergeht: Sollen sie das Dorf aufgeben und flüchten, so lange das noch geht? Oder sich der Bedrohung stellen und kämpfen? Das Fazit lautet: Aufbruch! Und so macht sich ein eilig beladener Zug von Ochsenkarren auf den Weg nach Westen, die Monster dicht auf den Fersen.

"The Banner Saga" steckt voll harter Entscheidungen. In seiner Unbarmherzigkeit erinnert das strategische Rollenspiel an die TV-Serie "Game of Thrones": Jede Rettung ist mit Opfern verbunden; vermeintliche Hauptfiguren sterben sang- und klanglos weg. Die Ausgangslage ist in beiden Fällen ähnlich: Ein von Rivalitäten durchzogenes Riesenreich wird von einer Invasion aus dem Norden bedroht: In "Game of Thrones" sind es die White Walkers, in "The Banner Saga" die schwerbewaffneten Dredge, die gen Süden marschieren. Anders als GoT ist "The Banner Saga" allerdings keine High Fantasy, sondern von nordischer Mythologie inspiriert: Im Mittelpunkt der Handlung steht eine fragile Allianz zwischen Wikingern und gehörnten Riesen, den Varl. Zehn bis zwölf Spielstunden lang führen sie einen scheinbar aussichtslosen Verteidigungskampf gegen die Dredge, der selbst hartgesottenen Strategen viel abverlangt.

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Das per Crowdfunding finanzierte Abenteuer entfaltet sich in handgezeichneten, zweidimensionalen Bildern von grimmiger Schönheit. Festungen erheben sich aus eisiger Gebirgslandschaft, Karawanenen ziehen durch düstere Wälder, die Sonne scheint schon lange nicht mehr auf diese lebensfeindliche Einöde. "The Banner Saga" startet an mehreren Orten und führt eine Vielzahl von Charakteren ein: Wikinger-Fürsten, uralte Varl-Haudegen und junge Nachwuchs-Kämpfer, die sich der Bedrohung entgegenstemmen. Als Spieler schlüpft man in wechselnde Rollen, was durchaus gewöhnungsbedürftig ist. Die englischsprachigen Dialoge sind nur teilweise vertont und laufen nach dem Multiple-Choice-Muster ab: So kann man beispielsweise diplomatisch oder konfrontativ auftreten, Informationen aus dem Gegenüber herauskitzeln oder das Gespräch direkt beenden. Getroffene Entscheidungen wirken sich unmittelbar auf das Spielgeschehen aus. Auch wenn "The Banner Saga" die Haupthandlung immer wieder subtil auf Einheitskurs bringt.

Im Spielverlauf werden die Karawanen ständig von Dredge-Monstern angegriffen. Als Anführer muss man sein Vorgehen sorgfältig abwägen: Wer lange pausiert und Vorräte aufstockt, verliert dabei vielleicht wichtige Zeit. Wer seine Kämpfer aber unvorbereitet in die Schlacht schickt, riskiert enorme Verluste - und setzt damit die gesamte Mission aufs Spiel.

Die Kämpfe selbst sind rundenbasiert und erinnern an eine Partie Schach. Spieler und Künstliche Intelligenz ziehen ihre Figuren abwechselnd über das in Quadrate aufgeteilte Feld. Seine Kämpfer kann der Spieler vorab auswählen - genau wie die Reihenfolge, in der sie angreifen. Die menschlichen Figuren sind entweder Nah- oder Fernkämpfer, die überaus robusten Varl eignen sich gut als erste Welle für den Nahkampf. Jede Figur besitzt einen Verteidigungswert sowie Lebensenergie, die gleichzeitig als Angriffswert dient. Das verleiht den Kämpfen eine taktische Komponente: Greift man erst die Verteidigung des Gegners an, um anschließend mehr Lebensenergie abziehen zu können? Oder zielt man gleich auf die Lebenspunkte des Gegners, damit er seinerseits nicht so stark attackieren kann? Durch den Einsatz von "Willpower"-Punkten können Einheiten im Kampf zudem ihre Reichweite steigern. Einen "Rückgängig"-Knopf gibt es übrigens nicht; man kann das Gefecht jedoch notfalls abbrechen.

Szene aus "The Banner Saga".
Szene aus "The Banner Saga".

© Stoic

"The Banner Saga" erweist sich als packendes und sehr anspruchsvolles Spiel - schon die erste von drei Schwierigkeitsstufen hat es in sich. Atmosphärisch hinterlässt es einen erstklassigen Eindruck: Die Grafik erinnert an den Disney-Film Sleeping Beauty, der imposante Soundtrack stammt von Austin Wintory ("Journey"). "The Banner Saga" ist ein reines Solo-Rollenspiel; einen Multiplayer-Modus bietet der Free-to-play-Ableger "Factions".

"The Banner Saga" für PC und Mac. Preis: 23 Euro (Download). USK: Keine Alterseinstufung.

Broken Age (PC, Mac, Linux)

Szene aus "Broken Age".
Szene aus "Broken Age".

© Double Fine Productions

Tim Schafer ist eine Gamedesign-Legende. Der US-Amerikaner war an einer Reihe von Spiele-Klassikern maßgeblich beteiligt, darunter Monkey Island, Psychonauts und Day of the Tentacle. Sein neues Point-and-Click-Adventure "Broken Age" hat Schafer über Kickstarter finanziert - und damit in der Spielebranche einen wahren Crowdfunding-Rausch ausgelöst. Der bereits veröffentlichte Teil 1 des Abenteuers ("Act I") bietet rund drei Stunden Rätselspaß, Teil 2 soll im Laufe des Jahres erscheinen. "Broken Age" erzählt von zwei Teenagern aus höchst unterschiedlichen Welten. Das Mädchen Vella lebt mit ihrer Familie in einem malerischen Dorf, das schon bald ein großes Fest feiern wird. Vellas Vorfreude hält sich allerdings in Grenzen: Beim "Maiden's Feast" soll sie dem Monster Mog Chothra geopfert werden, damit es das Dorf verschont. Die zweite Hauptfigur, der Junge Shay, lebt ganz allein in einem gewaltigen Raumschiff. Shay wird von einem Bordcomputer rundum behütet und vergeht fast vor Langeweile; daran ändern auch die pseudo-spektakulären Abenteuer nichts, die dier Bordcomputer inszeniert (Stichwort: Eiskrem-Lawine). Shay und Vella sind Gefangene ihrer Verhältnisse, sie versuchen auszubrechen - Vella gelingt das auch sehr bald, sie flüchtet in eine fantastische Welt über den Wolken. Im Spiel kann man jederzeit zwischen beiden Hauptfiguren hin- und herschalten, ihre Wege kreuzen sich allerdings erst in Teil 2.

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"Broken Age" bietet klassische Point-and-Click-Rätsel: In einem Inventar sammelt man Gegenstände, die sich teils kombinieren lassen und an bestimmten Orten zum Einsatz kommen. In Gesprächen mit Computer-Charakteren sind häufig Hinweise auf die Lösung von Rätseln versteckt. Die Logik- und Kombinationsaufgaben sind zwar bisweilen recht anspruchsvoll, aber durchweg lösbar. Auf eine Hotspot-Anzeige verzichtet das Spiel - das macht aber nichts, weil die Level sehr übersichtlich sind.

Besonders beeindruckend ist die Art und Weise, wie Schafer die ernste Grundthematik verarbeitet. "Broken Age" strotzt nur so vor hintergründiger Komik, wendungsreichen Dialogen und schrägen, aber liebenswerten Figuren: ein Abenteuer also, das Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprechen dürfte. Die handgezeichneten 2D-Schauplätze haben viel Atmosphäre, unter den Synchronsprechern sind bekannte Schauspieler wie Elijah Wood und Jack Black. Eine deutsche Vertonung bietet das Spiel zwar nicht, wohl aber deutsche Untertitel. Fazit: "Broken Age" ist ein humorvolles Abenteuer mit denkwürdigen Charakteren - und eine Hommage an das Goldene Zeitalter der LucasArts-Spiele.

"Broken Age" für PC, Mac und Linux. Der noch unveröffentlichte Teil 2 ist im Preis von 23 Euro inbegriffen. USK: Keine Alterseinstufung.

Weitere Spieletipps

Szene aus "Octodad: Dadliest Catch".
Szene aus "Octodad: Dadliest Catch".

© Young Horses

"The Banner Saga" und "Broken Age" sind die bekanntesten Independent-Games des noch jungen Spielejahres. Doch die Liste spannender Projekte wächst mit jedem Tag. Zu den Highlights zählt auch das Geschicklichkeitsspiel "Octodad: Dadliest Catch" für PC, Mac und Linux (11 Euro, keine Alterseinstufung). Die Ausgangslage ist surreal: Ein als Familienvater verkleideter Oktopus taumelt durch die Welt der Menschen. Die bewusst schwammige Steuerung lässt selbst einfachste Tätigkeiten - etwa das Öffnen von Türen - zur Herausforderung werden; die Gehversuche des Kraken erinnern an das "Ministry of Silly Walks" von Monty Python. "Octodad: Dadliest Catch" ist ein rund dreistündiges Slapstick-Feuerwerk, das aber auch rührende und nachdenkliche Momente hat.

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Wer liebend gern fremde Welten erkundet, der sollte sich "Secrets of Raetikon" anschauen. Als winziger Vogelmensch fliegt man durch ein weiträumiges Alpen-Panorama, meistert Geschicklichkeitsaufgaben und löst Rätsel. "Secrets of Raetikon" macht seinem Namen alle Ehre: Viele Geheimnisse lassen sich nur durch konsequentes Herumprobieren lüften. Das Spiel befindet sich noch in der Entwicklung, die Alpha-Version ist als Download verfügbar (PC/Mac/Linux; Preis: 9 Euro).

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